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Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Blutsverwandt: Kriminalroman (German Edition)
Autoren: Michele Giuttari
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oder befiehlt. Wir müssen jetzt sofort zum Kloster fahren, sonst ist es zu spät. Glauben Sie mir, meine Tochter ist in Gefahr!«
    Wieder sprang er erregt auf.
    »Beruhigen Sie sich. Warum haben Sie uns nicht schon vorher von Don Ciccio erzählt?«
    »Ich hätte es getan, sobald meine Familie in Sicherheit gewesen wäre. Hier, gemeinsam mit mir. Das müssen Sie verstehen. Aber jetzt dürfen wir keine Zeit mehr verlieren, Commissario, gehen wir!«
    »Sie können nicht mitkommen.«
    »Bitte nehmen Sie mich mit. Ich kenne mich dort gut aus. Und wir müssen uns wirklich beeilen.«

    Nun war das Bild noch klarer.
    Jedes Teil fügt sich an die richtige Stelle ein – endlich, dachte Ferrara im Davoneilen.
    Die Morde von Manhattan waren von Don Ciccio Puglisi angeordnet worden, um Rocco Fedeli zu bestrafen, den Verräter der geheimen Gesetze der ’Ndrangheta.
    Aber möglicherweise war das nicht der einzige Grund.
    Möglicherweise hatte der betagte Boss, der alte Patriarch, dem die Tradition über alles ging, zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen wollen.
    Sein verlängerter Arm, Luigi Cannizzaro, hatte dafür gesorgt, dass die polizeilichen Ermittlungen sich auf die ’Ndrina von Antonio Russo richteten, auf den Emporkömmling, den Neuen, der noch nie gern gesehen war, aber um des lieben Friedens willen geduldet wurde.
    Auf diese Weise würde Russo ihm mit seinem Kokainhandel nun endlich nicht mehr auf die Eier gehen.
    Die doppelte Rache eines großen Strategen!

    Eine Stunde später saß Ferrara schon in einem Polizeihubschrauber. Neben ihm Alfredo Prestipino. Dahinter der Einsatzleiter des NOCS mit zwei Polizisten.
    Ein weiterer Helikopter mit Carracci, Bruni und einigen Beamten der Squadra Mobile an Bord war bereits vorausgeflogen. Diese Einheit würde sich mit dem Colonnello treffen und dann gemeinsam mit dessen Leuten in Geländewagen zum Kloster fahren.
    Der also auch!, dachte Capitano Foti, als er Stefano Carracci aus der Türklappe steigen sah.
    Sie standen auf dem Kiesbett der Fiumara, eines nicht immer Wasser führenden Flusses, wo ihr eigener Hubschrauber, Staub aufwirbelnd und das nahe Röhricht schüttelnd, sie zurückgelassen hatte. Dies war der Treffpunkt.
    Ferrara telefonierte mit Trimarchi: »Colonnello, wir werden uns auf der anderen Hangseite halten, um zu vermeiden, dass wir gesehen werden und der Hubschrauberlärm vorzeitig gehört wird.«
    »Alles klar, ich geben Ihnen Bescheid, wenn wir so weit sind, den Ort zu umstellen. Dann können Sie dazustoßen«, antwortete Trimarchi.
    »Sehr gut. Ich warte darauf, dass Sie sich melden.«

    Die Geländewagen überquerten langsam hintereinander auf einem Holzsteg das Flussbett und bogen auf eine Schotterstraße voller Schlaglöcher ein, die große Höhenunterschiede überwand. In Serpentinen erklommen sie den Berg. Sie begegneten keinem anderen Fahrzeug, auch keinem Fußgänger. Dies schien ein ausgestorbenes Niemandsland zu sein, doch die Beamten wussten, es war das Gebiet der ’Ndrangheta.
    »Sie beobachten uns bestimmt aus dem Verborgenen«, vermutete Foti und wechselte einen Blick mit dem Colonnello.
    Dann, als die Straße abzufallen begann und noch gewundener und gefährlicher wurde, hörte der Colonnello Ferraras Stimme über Kopfhörer.
    »Colonnello?«
    »Ich höre.«
    »Wir sind jetzt in der Nähe.«
    »Ausgezeichnet. Wir werden gleich in Sichtweite des Ziels sein. Dann müssen wir zu Fuß weiter.«
    »Gut. Geben Sie durch, wenn Sie das Gebäude umstellt haben. Wir landen so dicht daran wie möglich.«
    »Einverstanden. Es ist windstill und kein Wölkchen am Himmel. Es wird keine Probleme geben«, versicherte Trimarchi.
    Kaum fünf Minuten später hielten die Geländewagen an. Die Beamten stiegen aus, auch Carracci.
    »Von hier an geht es zu Fuß weiter, und zwar nach Möglichkeit immer im Schutz des Waldes«, befahl Trimarchi. »Capitano«, fügte er an Foti gewandt hinzu, »übernehmen Sie das Kommando über die Leute.«
    Da trat Stefano Carracci in seinem Tarnanzug vor: »Ich gehe mit. Ich übernehme das Kommando.«
    Alle drehten sich zu ihm um.
    Der spinnt doch, das ist Selbstmord, dachte Foti und warf dem Colonnello einen Seitenblick zu.
    »Sind Sie sicher, dass Sie das schaffen, Dottor Carracci? Das Gelände ist unwegsam …«, gab Trimarchi zu bedenken.
    »Ich bin trainiert, Colonnello.«
    Carracci stellte sich an die Spitze der Gruppe.
    Trimarchi schüttelte den Kopf, dann sagte er: »Ich werde bei den Fahrzeugen bleiben. Sobald Sie uns
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