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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur
Autoren: Kim Jones
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wusste, wie ihr geschah. Sie hatte in den letzten Tagen genug durchgemacht, hatte es mit Fassung getragen und war eine Frau, für die es sich endlich wieder zu leben lohnte. Und nun war sie Tod und Verderben ausgesetzt und ich wusste nicht einmal wo ich anfangen sollte zu suchen.
     
    Als ich sie aus ihrer Wohnung in den BMW geschleppt hatte, hatte ich in den Orangensaft und in die Flasche Mineralwasser eine Beruhigungstablette gemischt. Es war keine besonders hohe Dosis gewesen, entwickelt von unserem Labor, und nicht so eine Teufelskapsel, wie die, die ihr Maggie verabreicht hatte. Mit ihr musste ich auch noch ein Wörtchen reden. Darius hatte dann sein Übriges getan und Virginia mental beruhigt, damit sie all diese unglaublichen Nachrichten sichtlich gefasst aufgenommen hatte. Niemand wollte, dass Lanas Tochter, die Vampirkönigin des Neuen Reiches, einen Herzinfarkt bekam. Oh nein, ab jetzt musste sie funktionieren und dem Vampirorden dienen. Doch das ging nun nicht mehr, weil sie weg war. Irgendwo gefangen, in dieser stinkenden Stadt, wo sich die Dunklen in jeder zwielichtigen Ecke herumtreiben konnten.
      Plötzlich fiel mir etwas ein.
      „ Welche Wachen hat es erwischt? Wer hatte Dienst?“
      Paxton sah aus dem Fenster.
      „ Blake und Morris.“
      Ich schnappte nach Luft. Nicht Blake, oh nein, nicht Blake!
      „ Es tut mir sehr leid“, fügte Paxton an.
      Blake war mir ein guter Freund gewesen. Nach meiner Rückkehr hatten wir uns nur kurz gesehen und wollten abends einen trinken gehen. Er war drei Jahre jünger als ich, mit 22 verwandelt worden und nun war er tot. Ermordet. Ich musste versuchen, meine schwelende Wut in Zaum zu halten, als wir auch schon da waren. Ich zeigte meinen Ausweis, wir passierten den Haupteingang. Ich fuhr den Wagen auf den nächstbesten Parkplatz auf dem Deck. Blood folgte uns in den Fahrstuhl. Wir fuhren nach unten, liefen den breiten Gang entlang und nahmen den anderen Lift, um wieder nach oben zu fahren. Wozu dieser ganze Kram diente, all diese Sicherheitsmaßnahmen, wo doch im Ratsgebäude Mörder und Entführer herumliefen, war mir schleierhaft.
     
    Während wir mit dem Fahrstuhl nach oben fuhren, wurden wir von einer männlichen Stimme, die ich nicht kannte, informiert, dass wir durchsucht werden würden und erst dann weitergehen durften. Ich war, bevor ich Virginia hierher gebracht hatte, lange nicht mehr hier gewesen; in den letzten zwölf Monaten hatte sich viel geändert. Sicher waren wieder einige unserer Krieger gefallen und durch neue ersetzt worden, oder man hatte sogar vertrauenswürdige Menschen rekrutiert, die sich dann verwandeln durften. Doch wem machte ich etwas vor? Jeder Newcomer war eine potentielle Gefahr, die man nicht sofort erkannte. Wie weit würde es noch gehen? Waren wir schon überall infiltriert, ohne es zu ahnen?
     
    Die Tür glitt auf, da kam mir auch schon ein Krieger entgegen, der mich mit vorgehaltener Waffe begrüßte. Ein anderer, der mich missmutig ansah, nickte mir kurz zu und suchte dann nach irgendwelchen Hinweisen, dass ich das Gebäude in die Luft jagen oder mich mit gezücktem Messer auf den Rat stürzen wollte.
      Tatsächlich fanden sie mein Kampfmesser im Stiefelschaft, das ich immer bei mir trug – eine Marke, die mir schon oft dienlich gewesen war, mit zum Teil gezackter Klinge und aus echtem Stahl. Man nahm es mir ab, später würde ich es zurückbekommen, und durchsuchte danach Paxton.
      Auf dem Flur sah ich gerade noch Alexio, wie er im Zimmer des Rates verschwand, ich folgte ihm eiligen Schrittes, riss die Tür auf, ohne vorher anzuklopfen. Paxton war natürlich nicht eingeladen, er verzog sich in einen anderen Raum.
      Rafael, Darius und Sebastian blickten auf. Sie standen um den Schreibtisch herum und hatten dort eine Karte ausgebreitet. Pierre saß am Kamin und blickte gelangweilt zu mir herüber, Alexio hielt Maggie im Arm, die sich kurz räusperte und mich mitfühlend anblickte.
      „ Cross, Sie verdammter Vollidiot, wie konnten Sie nur?“
      Wow, was für eine Begrüßung!
      Darius’ Miene war wutverzerrt. Rafaels Gesichtsausdruck schien auch nichts Gutes zu verheißen, während er mich musterte.
      „ Wie konnten Sie so über den Rat sprechen? Wissen Sie, was in den letzten Minuten hier los war? Das Volk muss uns vertrauen, uns beistehen, und Sie haben nichts Besseres zu tun, als sich mal wieder zu etablieren, Sie …“
      “ Crétin“, vernahm ich Pierres leise Stimme hinter mir.
     
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