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Blutspur

Blutspur

Titel: Blutspur
Autoren: Kim Jones
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dematerialisieren?“, fragte mich der Vampir.
      „ Nein, ich habe meinen Hund dabei, das sehen Sie doch“, sagte ich ungehalten. 
      „ Was ist geschehen?“
      Langsam schwand meine Geduld und machte Nervosität und einem Schwall Zorn Platz. Was sollte diese Heimlichtuerei?
      „ Gut, dann müssen wir eben fahren. Haben Sie ein Auto?“
      Der Vampir sah mich erwartungsvoll an.
      „ Natürlich.“
      „ Ich bin sehr schnell, deswegen bin ich Kurier geworden“, gluckste er.
      Ich verstand gerade nicht, was so witzig daran sein sollte. Hinter uns hörte ich die Vampire aus dem Saal strömen, während wir den mit Fackeln beleuchteten Flur hinab gingen, die beiden Steintreppen passierten und den Hinterausgang zu den Parkplätzen nahmen. Es mutete schon komisch an, aus diesem Jahrhunderte alten Gebäude zu kommen, um in einen supermodernen Geländewagen zu steigen.
      Blood machte es sich auf dem Rücksitz bequem, während ich mich hinters Steuer setzte.
      „ Raus mit der Sprache! Ich fahre sonst nicht los. Wie heißt du überhaupt?“
      Ich hatte ihn noch nie im Rat gesehen.
      Der Vampir, um etliche Jahre älter als ich, mit blondem, halblangen Haar und kräftig ausgeprägten Wangenknochen, hob vorsichtig den Blick.
      „ Ich heiße Paxton.“
      Er schien sich zu sammeln, dann legte er los.
      „ Die Prinzessin ist aus dem Ratsgebäude entführt worden, kurz nachdem Sie weg waren. Ein paar Wachen sind tot, unter anderem die, die den Fahrstuhl mit der Kamera überwachten. Alle Kameras sind abgeschaltet worden, um die Entführung zu vertuschen. Der Lift wurde manipuliert; man fand auf einer Parkebene ein Handy, auf dem Nachrichten von Ihnen und der Prinzessin waren, also wird vermutet, dass es ihr gehörte. Sie ist spurlos verschwunden.“
      Nur langsam begriff mein träger Geist, was mir Paxton eben mitgeteilt hatte. Ich konnte es nicht glauben! Es musste sich um einen schlechten Scherz handeln. Zorn überkam mich, ich krallte meine Hände um das Steuer und atmete tief durch.
      „ Sag das noch mal!“
      Verwirrt sah mich Paxton an.
      „ Die Prinzessin…“
      „ Wie konnte das geschehen?“, schrie ich und startete den Motor, der laut und grimmig aufheulte. Oder war ich das etwa?
      „ Wir wissen es nicht“, sagte Paxton leise, dennoch konnte ich es verstehen.
      Ich lenkte den BMW vom Parkplatz und fuhr mit quietschenden Reifen auf das Tor zu. Die Wachen ließen per Knopfdruck das Tor öffnen; der eine rief mir:
      „ Na, noch mal davon gekommen, Cross“ zu und grinste.
      Warum wunderte ich mich? Der Buschfunk funktionierte auch in der Vampirwelt ausgezeichnet. Ich raste auf die Zufahrtsstraße.
      „ So lange habe ich Virginia beschützt“, brach es aus mir heraus, „nichts, absolut nichts ist passiert. Und sobald ich Kontakt mit dem Rat aufgenommen hatte und sie dort in Sicherheit wog, fing der ganze Mist an. Ich hätte sie niemals dorthin bringen sollen, sondern an eine Ort, den niemand kannte, aber ich wusste es nicht besser.“
      Ich reihte mich in den Verkehr ein.
      Es regnete in Strömen. Große Tropfen prasselten auf das Auto, sodass die Scheibenwischer unaufhörlich in Bewegung waren, damit ich überhaupt etwas sah. Doch meine Sinne waren geschärft. Ich konnte nicht nur die Dunklen über eine gewisse Distanz riechen, sondern auch andere Gerüche intensiv wahrnehmen. Meine Fähigkeiten waren bei der Verwandlung entstanden, sie waren nützlich und hilfreich. Das einzig Gute an mir.
     
    Mit quietschenden Reifen überholte ich auf der regennassen Straße die Autos. Die Fahrer hupten, gaben Lichtzeichen. Paxton krallte sich mit seinen Fingern in den Sitz. Ich schüttelte den Kopf.
      „ Man hätte annehmen können, dass die Prinzessin im Rat sicher sei“, hörte ich Paxtons Stimme in mein Unterbewusstsein eindringen.
      Ich schnaubte verächtlich; an dieses Märchen glaubte ich nun gar nicht mehr.
    Ich zog mein Handy aus der Lederjacke und prüfte die Nachrichten. Nichts. Sie mussten Virginia schnell überrumpelt haben. Vielleicht hatte sie nicht mehr an das Handy gedacht, oder sie hatte keine Zeit mehr, um Hilfe zu rufen. Ich spürte, wie mein Blut immer mehr in Wallung geriet. Ihr durfte nichts passieren! Wenn die Dunklen sie wirklich hatten, und davon ging ich aus, würden sie an ihr entweder herumexperimentieren oder sie töten. Eine eiskalte Welle durchflutete mich, als ich daran dachte, wie sie ängstlich in einer Ecke kauerte und nicht
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