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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister
Autoren: Dia Reeves
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hast das geplant, oder? Nur um mich und Gabe auseinanderzubringen. Warum musst du so sein? So eifersüchtig und hinterhältig?«
    Fancy schluckte das Blut in ihrem Mund runter und rieb sich die geschwollene Wange. »Es ist lächerlich, dass dir so wichtig ist, was Gabriel von dir hält, wo er doch kein bisschen besser ist als wir.«
    »Offenbar ist er es doch. Ilan hat Mr. Turner umgebracht.«
    »Na, wenn Ilan es getan hat, muss er einen echt guten Grund gehabt haben.«
    » Und Gabe konnte keinen Grund gehabt haben?«
    »Ich kann nun mal nichts glauben, was er sagt! Er selbst hat mir erzählt, er hätte Mr. Turner umgebracht und die Leiche in Dog Run vergraben. Siehst du, wie unaufrichtig er ist und die Wahrheit mit seinen Lügen vermischt?«
    »Oh, halt den Mund, Fancy. Vielleicht fühlt er sich für Mr. Turners Tod verantwortlich. Ich habe mich auch verantwortlich gefühlt, als Daddy verhaftet wurde. Und ich hatte nichts damit zu tun. Kinder geben sich immer die Schuld für den Scheiß, in dem die Erwachsenen stecken.« Kit sah Fancy böse an. »Oder vielleicht hat Gabe dir etwas gesagt, von dem Ilan wollte, dass er es glaubt. Mr. Turner hat gesagt, Ilan hat Gabe Gift gegeben. Vielleicht hat Ilan auch seine Gedanken vergiftet.«
    Fancy wurde eiskalt bei dem Gedanken, dass Ilan Gabriel so behandelt haben könnte. Es war eine Sache, seinen Bruder zu hassen – Fancy hasste Kit auch dauernd, und dann wieder nicht –, aber es war etwas vollkommen anderes, seine Gedanken zu manipulieren, ihn fürchterliche Dinge über sich selbst glauben zu machen.
    »Wir müssen die Jungs zurückholen«, sagte sie nach einer langen Pause.
    »Wie?«
    »Wir gehen an den glücklichen Ort und holen sie. Ich habe Mr. Turner nicht versprochen, er könnte sie für die Ewigkeit behalten. Wenn er das Kleingedruckte nicht gelesen hat, ist das nicht unser Problem. Wir müssen die Wahrheit herausfinden, denn wenn Ilan Mr. Turners Tod nicht nur Daddy, sondern auch seinem eigenen Bruder die ganze Zeit über angehängt hat …«
    »Was dann?«, sagte Kit. »Du willst ihn töten?«
    »Ja«, sagte Fancy und brach dann in Tränen aus. »Und dann werde ich mich töten. Das werde ich müssen.«
    Kit sah ihrer Schwester eine ganze Weile beim Weinen zu, bevor sie nickte. »Ich glaube, du bist doch nicht ganz so herzlos.«
    »Ich wünschte, ich wäre es«, sagte Fancy und kratzte sich fast schon die Tränen aus dem Gesicht. »Liebe ist scheiße.«

AUS FANCYS TRAUMTAGEBUCH:
    Ich ging in Maddas Zimmer und fragte sie, ob sie mit mir und Kit in Urlaub fahren wollte. Sie sagte: Wohin denn? Ich zeigte ihr den glücklichen Ort im Spiegel an der Wand. Sie nahm den Spiegel runter und versteckte ihn unter ihrem Bett. Sie sagte mir, sie würde keinen Urlaub mögen.

KAPITEL DREISSIG
    Kit fuhr sie in Ilans Oldsmobile von Dog Run nach Hause. Da Madda um diese Zeit normalerweise wach war, parkten sie hinten im Wald und schlichen sich in den Keller, und von dort aus betraten sie den glücklichen Ort.
    »Du warst fleißig«, bemerkte Kit, als sie an den Hecken des Kopflosen Gartens vorbeigekommen waren und die Veränderungen seit ihrem letzten zerstörerischen Besuch betrachteten. »War da unten nicht immer ein Jahrmarkt?«
    Fancy sah hinunter zum Strand, wohin Kit zeigte. Ein riesiger Wald war entstanden, wo die Jahrmarktruinen gewesen waren, dunkel und dicht und in dem fröhlichen Meerespanorama deplatziert.
    »Der ist nicht von mir«, sagte Fancy. »Aber ich wette, ich weiß, wer den gemacht hat.«
    Als sie auf den Wald zugingen, sagte Kit: »Gabe hat mir erzählt, dass sein Dad gern zum Camping in den Wald gefahren ist. Wenn Gabe von seiner Kindheit erzählt hat, klang das immer so …«
    »Idyllisch?«
    »Ja! Das ganze Zeug von wegen sein Dad hat ihn zum Jahrmarkt und zum Angeln mitgenommen …«
    »Wie Daddy mit uns?« Fancy schnaubte abfällig. » Wir hatten eine tolle Kindheit. Und jetzt gehen wir in den Wald, um zwei Mörder vor ihrem toten Vater zu retten. Eine tolle Kindheit ist überbewertet.«
    »Einen Mörder.« Kit nahm auf instinktive Große-Schwester-Art Fancys Hand, als sie den Wald betraten.
    »Gabriel wusste davon. Er hat geholfen, es zu vertuschen. Das macht ihn mitverantwortlich.«
    »Du weigerst dich nur, Gabe eine Chance zu geben.«
    »Wenn er morgen tot umfallen würde, würde ich auf seiner Beerdigung tanzen.«
    »Fancy!«
    »Aber solange er lebt«, rief sie und zwang sich, die Worte zu sagen, »und solange du ihn noch willst, verspreche ich, ihm
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