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Blutsgeschwister

Blutsgeschwister

Titel: Blutsgeschwister
Autoren: Dia Reeves
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zu geben. Wenn Sie einen Jungen wollen, nehmen Sie mich.«
    »Wenn du den Platz deines Bruders einnimmst«, sagte Guthrie, »wer beschützt ihn dann vor deinem Dad?«
    Ilan wurde still und sagte lange Zeit nichts, während Guthrie ihn wissend ansah.
    »Ich hab euch durch den Spiegel gesehen. Dich und deinen Dad.«
    »Warum nehmen Sie dann nicht ihn!«, schrie Ilan so laut und verbittert, dass Guthrie zusammenzuckte.
    »Deinen Dad nehmen?« Guthrie schüttelte abschätzig den Kopf. »Warum soll ich deine Drecksarbeit machen? Wenn du ihn so sehr hasst, bring du ihn doch um.«
    »Daddy?« Die Stimme war dünn und mädchenhaft. Sie knisterte, als würde durch ein Walkie-Talkie gesprochen. »Wir sind fertig. Wo bist du?«
    Während Guthrie von der Gegensprechanlage an der Wand hinter ihm abgelenkt war, stemmte Ilan sein Bein gegen die Wand und riss sich und Gabriel aus dem Spiegel. Die Brüder knallten mit so viel Wucht auf den Boden, dass die Möbel wackelten.
    »Was ist das für ein Lärm?«, rief Mr. Turner. Einen Moment später stand er in der Tür.
    Gabriel war jetzt hellwach und zitterte, als Ilan ihm auf die Beine half. »Da war ein Mann im Spiegel!« Aber als er nachsah, schaute ihm nur sein eigenes erschrockenes Spiegelbild entgegen.
    Mr. Turner zog Gabriel in seine Arme und streichelte ihm den Rücken. »Du hast nur geträumt.«
    »Lass ihn in Ruhe.«
    »Ilan, ruhig. Ich versuche nur, ihn zu trösten.«
    »Tu’s nicht. Er ist krank.«
    »Bin ich nicht«, sagte Gabriel klagend. »Nur durstig. Da war doch ein Mann, Ilan? Ein böser Mann?«
    »Ja«, sagte Ilan und versuchte, Gabriel von Mr. Turner wegzuziehen. »Ein sehr böser Mann.«
    Mr. Turner schob Ilan so heftig zur Tür, dass Ilan sich die Schulter im Türrahmen stieß. »Geh und hol deinem Bruder Wasser«, sagte er.
    »Hol du es.«
    »Ich will, dass Pop hierbleibt«, sagte Gabriel und hielt sich an Mr. Turner fest, als wäre er ein riesiger Teddybär. Der Anblick schien Ilan wehzutun.
    Ilan rannte hinunter und füllte ein Glas mit Wasser. Während er am Waschbecken stand, fiel sein Blick auf ein Fleischmesser auf dem Abtropfbrett. Er nahm es, und als er zurück ins Zimmer kam, war er froh darüber. Mr. Turners Hand steckte in Gabriels Schlafanzughose.
    Das Glas fiel zu Boden, aber das Messer blieb fest in Ilans Hand.
    »Kein Wunder, dass du ihn tot sehen willst«, sagte eine gedämpfte Stimme.
    Guthrie war wieder im Spiegel und beobachtete sie. Seine Augen leuchteten vor Vergnügen. Mr. Turner zog eilig seine Hand aus der Hose seines Sohns.
    »Der Mann!«, schrie Gabriel und versteckte sich hinter Mr. Turner. »Pop, das ist er!«
    Guthrie sah Ilan an. »Aber was dachtest du denn, was er tun würde, wenn du zu alt bist? Auf meine Art wäre deinem Bruder das wenigstens erspart geblieben.«
    Ilan sagte nichts, sondern starrte seinen Vater nur mit so viel Hass an, dass seine Augen rot zu glühen schienen.
    Mr. Turner, dem der Zorn seines Sohnes völlig entging, starrte den Mann im Spiegel an. »Wer zur Hölle sind Sie?«
    »Ein Student der menschlichen Natur«, sagte Guthrie. »Ich finde es faszinierend, was in den meisten durchschnittlichen Haushalten so passiert. Aber was werden Sie tun, wenn sie erwachsen sind? Mehr Kinder haben? Oder geht auch jedes andere Kind? Oder sind Sie nur an denen interessiert, weil es Ihre sind, und weil sie zu ficken ist, als würden Sie sich selbst ficken? Narzissten haben mich schon immer fasziniert.«
    Mr. Turner stürmte zu dem Spiegel und knallte seine Faust hinein, aber statt den Spiegel in eine Million Stücke zerspringen zu lassen, glitt seine Faust – und damit auch sein Arm bis hinauf zur Schulter – durch den Spiegel. Und Guthrie packte ihn.
    Er hielt Mr. Turner mit der linken Hand fest, und in der anderen Hand hielt er eine Knochensäge. Er legte sie an Mr. Turners Schulter an, und nach einer überraschend kurzen Zeit fiel Mr. Turner vom Spiegel auf den Boden, ohne seinen Arm.
    Ilan trat zu ihm, das Messer immer noch in seiner Hand. Er sah, wie das Blut aus der Schulter seines Vaters schoss und eine Pfütze auf dem Holzboden hinterließ.
    »Ich hab ihn schon mal ein wenig vorbereitet für dich, Junge.« Guthrie betrachtete Ilan erwartungsvoll. »Warum machst du nicht einfach weiter?«
    »Guthrie? Hast du dich umgezogen? Die Mädchen wollen …«
    Madda stand, mit langem Haar, rubinroten Absätzen und einem schockierten Gesicht, auf der Kellertreppe und starrte auf den abgetrennten Arm in Guthries Hand.
    Er
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