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Blutseele

Blutseele

Titel: Blutseele
Autoren: Kim Harrison
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Zauberbücher, die verschiedenen Keramiklöffel und die kupfernen Zauberkessel. Es war eine ganz normale Küche, und das war für Mom vollkommen anormal.
    »Wann ist das passiert?«, fragte Robbie, als er sich in Richtung der Kaffeemaschine in Bewegung setzte. Mit ihrem Milchschäumer, den speziellen Löffeln, dem Zucker und den drei verschiedenen Arten Kaffeepulver darauf wirkte sie wie ein Schrein.
    Ich setzte mich an den Tisch und scharrte mit den Füßen. Nach Dads Tod, dachte ich, sprach es aber nicht laut aus. Musste ich nicht.
    Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus. Ich hätte gerne gesagt, dass Robbie unserem Dad ähnelte, aber abgesehen von seiner Körpergröße und seinem schmalen Körperbau hatte er nicht viel von Dad. Unsere roten Haare und grünen Augen kamen von Mom. Die Erdmagie-Fähigkeiten, die ich hatte, kamen ebenfalls von Mom. Robbie war besser in Kraftlinienmagie. Darin war Dad fantastisch gewesen, er hatte in der Arkanen Abteilung der Inderland Security gearbeitet, kurz I.S.
    Schuldgefühle überschwemmten mich, und ich warf einen kurzen Blick zu der Bewerbung, die unter dem Serviettenstapel hervorlugte.
    »Also«, sagte Robbie gedehnt, nachdem er die Kanne aus gespült und das alte Kaffeepulver weggeworfen hatte. »Willst du zur Sonnenwende auf den Fountain Square? Ich habe schon seit Jahren nicht mehr gesehen, wie der Kreis geschlossen wurde.«
    Ich kämpfte darum, mir meine Enttäuschung nicht anmerken zu lassen – er hatte versucht, Karten für das Ta-kata-Konzert zu bekommen. Dreck. »Sicher«, meinte ich mit einem Lächeln. »Aber dann müssen wir einen Mantel für dich finden.«
    »Vielleicht hast du recht«, antwortete er, während er vier Löffel Kaffeepulver abmaß, bevor er den letzten Löffel nach einem kurzen Blick zu mir wieder in die Tüte zurückschüttete. »Willst du stattdessen zum Konzert?«
    Ich richtete mich im Stuhl auf. »Du hast sie!«, quietschte ich, und er grinste.
    »Jau«, sagte er, schlug sich gegen die Brust und fing dann an, in einer Tasche zu graben. Plötzlich wurde seine Miene besorgt. Ich hielt den Atem an, bis er zwei Karten aus der hinteren Hosentasche zog. Er hatte mich nur auf den Arm nehmen wollen.
    »Dämlack«, sagte ich und ließ mich in meinem Stuhl zurückfallen.
    »Rotzgöre«, schoss er zurück.
    Ich war zu gut gelaunt, um mich aufziehen zu lassen. Gott, ich würde während der Sonnenwende Takata lauschen. Wie cool war das? Voller Vorfreude zappelte ich herum und starrte auf das Telefon. Ich musste Julie anrufen. Sie würde sterben. Sie würde sofort tot umfallen.
    »Wie liefen deine Kurse?«, fragte Robbie plötzlich. Er hatte mir den Rücken zugewandt und schaltete die Kaffeemaschine ein. Ich lief rot an. Warum war das immer das Zweite, was ihnen einfiel, nachdem sie kommentiert hatten, wie groß man geworden war? »Du hast deinen Abschluss, oder?«
    »Was denn sonst.« Ich bewegte unruhig die Füße und schob mir eine Strähne hinters Ohr. Ich hatte meinen Abschluss, aber zugeben zu müssen, dass ich durch jeden Kraftlinien-Kurs geflogen war, den ich belegt hatte, war nicht gerade mein größter Traum.
    »Hast du schon einen Job?«
    Meine Augen schossen zu der Bewerbung. »Ich arbeite daran.« Zu Hause zu wohnen, während ich aufs College ging, war nicht meine Idee gewesen, aber ich hing hier fest, bis ich mir die Miete würde leisten können, ob ich jetzt einen Abschluss hatte, oder nicht.
    Robbie schenkte mir ein irritierend verständnisvolles Lächeln und setzte sich mir gegenüber. Seine langen Beine reichten fast unter dem Tisch hindurch. »Wo ist die Berlinetta? Sie stand nicht in der Einfahrt.«
    Oh … Dreck. Ich sprang auf und ging zur Kaffeemaschine. »Wow, das riecht toll«, sagte ich, während ich zwei Tas sen aus dem Schrank holte. »Was ist das? Espresso?« Als hätte ich irgendeine Ahnung. Aber irgendwas musste ich sagen.
    Robbie kannte mich besser als ich mich selbst, nachdem er mich quasi aufgezogen hatte. Es war schwer gewesen, einen Babysitter zu finden, der sich um ein Kind kümmern wollte, das regelmäßig zusammenklappte und dann Spritzen brauchte, um seine Lungen wieder zum Laufen zu bringen. Ich konnte seinen Blick auf meinem Rücken fühlen. Ich drehte mich um, verschränkte die Arme und lehnte mich gegen die Arbeitsfläche.
    »Rachel …«, sagte er, dann huschte ein panischer Aus druck über sein Gesicht. »Du hast doch deinen Führerschein gemacht, oder? Oh, mein Gott. Du hast sie geschrottet. Du hast mein
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