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Blutschuld

Blutschuld

Titel: Blutschuld
Autoren: Karina Cooper
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trösten.
    »Ich habe nie gewollt, dass deiner Familie etwas passiert«, sagte sie, ihre Stimme immer noch heiser, immer noch voller Bedauern. »Ich wollte nie, dass dir etwas passiert, du verletzt wirst, Phin, du am allerwenigsten. Schon gar nicht von mir.«
    »Du hast mir das Herz gebrochen.« Kaum waren die Worte heraus, hätte Phin sich am liebsten selbst in den Hintern getreten. Was zum Teufel war nur los mit ihm? Er hatte das nie sagen wollen, schon gar nicht Naomi. Es nicht noch schlimmer für sie machen wollen.
    Sie zuckte zusammen. »Ich wollte dich nur schützen.«
    »In gewisser Weise hat es funktioniert.« Langsam, trotz allemnicht bereit, die Hoffnung aufzugeben, streckte Phin Naomi erneut die Hand entgegen. Eine Bitte. »In gewisser Weise hat mir die Wut auf dich über den letzten Monat geholfen. Aber das war nur eine Art Verband. Mehr nicht. Und ich brauche mehr als das.«
    Ungeschickt fuhr sie sich mit den Fingern durchs Haar, das von ihrem rauschhaften Sex noch völlig zerzaust war. Struppig und daher ganz und gar Naomi, mit violetten Strähnchen und allem anderen.
    Phin hielt den Atem an.
    »Ich kann dir nichts versprechen«, begann sie, aber er schüttelte den Kopf. Sie runzelte die Stirn. »Willst du denn nicht   …«
    »Alles, was ich will«, erklärte er ruhig, »alles, was ich brauche, bist du.«
    Ihre Augen verrieten viel von der Schlacht, die in ihr tobte. Der ungestüme Drang nach Unabhängigkeit, Angst, Unsicherheit, und dann wie ein warmer Frühlingsregen ein anderes Gefühl, das er in ihren Augen lesen konnte. Liebe.
    Sie liebte ihn.
    Phin ging das Herz auf. Er fühlte sich, als sei sein Herz ein Garten nach einem langen, harten Winter, und mit einem Mal sprossen unzählige Frühlingsboten hervor, ein ganzes Feld. Phin holte tief Luft, ließ jeglichen Stolz fahren und ging auf Naomi zu.
    Sie trafen sich in der Mitte.
    Später, nachdem der Sturm sich gelegt hatte und Stille einkehrte, starrte Phin blicklos zur gegenüberliegenden Wand. Phins Finger fuhren federleicht Naomis Rückgrat entlang. Sie, die auf ihm lag, den Kopf auf seiner Brust, sein Kinn auf ihrem Scheitel, erbebte. Er spürte es bis hinunter zu ihren Schenkeln, dort, wo ihre Beine und seine Beine unentwirrbar miteinander verflochten waren.
    Mit einem Finger klopfte sie einen Rhythmus auf seine Brust, einen Herzschlag, seinen, ihren.
    Regen fiel vom stillen Nachthimmel, prasselte hernieder, sättigte die Luft. Das Leben kehrte zurück in die Stadt; Laternen flackerten sich zurück in die Betriebsamkeit, tauchten die Straßen in ihr so typisches gedämpftes Licht.
    In der Wohnung blieben die Lichter aus.
    Naomi bewegte sich, stemmte sich auf Phins Brust auf einen Ellenbogen hoch   – er quittierte es mit einem Grunzlaut. Sie sah Phin forschend in die Augen. »Du hast das Licht nicht eingeschaltet.«
    »Ach ja?« Phin ächzte und schob ihren Ellenbogen von seinem Solarplexus. »Ist das etwa ein Verbrechen, Ma’am?«
    »Du hast mir eine Falle gestellt.«
    Er setzte ein wölfisch zufriedenes Grinsen auf und sah ihr direkt in die veilchenblauen Augen. So wunderschöne Augen. »Ach ja?«
    »Du verfluchter Scheißk…!«
    Rasch hob er den Kopf und schloss ihre Lippen mit einem Kuss, der ihm wie ihr den Atem nahm. Warm spürte er ihr Lippen-Piercing an seinem Mund.
    Widerstrebend nur ließ er zu, dass sie sich aus dem Kuss löste. »Sie kämpfen mit unfairen Mitteln, Miss West«, meinte er und beobachtete sie, während sie von der Matratze glitt und aufstand. Das Laternenlicht von draußen schmeichelte ihrem nackten Körper, betonte jede weibliche Kurve, jeden gut trainierten Muskel. Phin stieß einen anerkennenden Pfiff aus, als sie sich nach ihren Kleidern bückte.
    Er grinste frech, als sie ihm einen bohrenden Blick über die Schulter hinweg zuwarf. »Ach ja?«, gab sie zurück. »Nun, und du lernst ziemlich schnell.«
    »Es stimmt aber.« Er schlug die Decke zurück, stand auf und suchte seine eigenen Sachen zusammen. Rasch zog er sich an. Die Temperaturen in der Wohnung waren winterlich kalt.
    »Also, warum ausgerechnet du?«
    »Warum ausgerechnet was?«
    Sie schüttelte den Kopf und drückte sich an ihm vorbei in Richtung Küche. »Warum sollte ich ausgerechnet dich hier treffen? Und erzähl mir jetzt nicht, dass das eingefädelt war, damit wir übereinander herfallen   …«
    »Oha, langsam!« Phin packte sie am Arm und zog sie zu sich zurück. Mit wild funkelnden Augen begegnete er ihrem überraschten Blick. Ihr Blick
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