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Blutsbraeute

Blutsbraeute

Titel: Blutsbraeute
Autoren: Margie Orford
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achselzuckend ab und stand auf.
    Stattdessen konzentrierte er sich auf die Mädchenleiche. Sie war noch nicht identifiziert, aber er war sich sicher, dass es sich um das Mädchen handelte, das seit Freitag verschwunden und seit Sonntag als vermisst gemeldet war. Heute war Dienstag. Er mochte nicht daran denken, was in den vier Tagen seit Freitag mit ihr geschehen war, aber er würde es herausfinden müssen. Er trank seinen Kaffee aus und griff nach seinen Schlüsseln. Die Sache würde unangenehm werden. Für den Fall war eigentlich Frikkie Bester zuständig, weil er die Vermisstenmeldung
entgegengenommen hatte. Natürlich hatte Bester schon eine Akte angelegt, und es würde ihm gar nicht gefallen, wenn Riedwaan Faizal am Fundort der Leiche auftauchte. Obwohl der Revierchef Superintendent Phiri im Allgemeinen stocksauer darüber war, dass ihm Faizal aufgehalst worden war, hatte er ihm vor ein paar Minuten den Fall übertragen, was darauf schließen ließ, dass er einen bestimmten Grund dafür hatte. So gut durchschaute Riedwaan Phiri inzwischen: Wenn er ihm den Fall überließ, machte er sich offenbar Hoffnungen auf eine Aufklärung durch ihn. Andernfalls ging Phiri kein besonders hohes Risiko ein, denn sollte Riedwaan nicht erfolgreich sein, konnte sich Phiri bei Kritik jederzeit auf Riedwaans Personalakte berufen: Ungehorsam gegenüber Vorgesetzten und Alkohol. Wenigstens hatte er sich bereiterklärt, Bester anzurufen und es ihm selbst zu sagen.
    Riedwaans schrottreifer Mazda sprang laut rasselnd an und hielt anstandslos die drei Straßenkreuzungen bis zu der Stelle durch, an der Harry Rabinowitz die Mädchenleiche gefunden hatte. An der Absperrung um den Fundort drängten sich inzwischen viele Menschen. Riedwaan sah Bester telefonieren. Sein Stiernacken lief rot an vor Wut. Das konnte nur Phiri sein, der Bester gerade darüber informierte, dass er ihn von dem Fall abzog. Bester stolzierte auch schon auf Riedwaan zu und schleuderte ihm einen schmalen Ordner vor die Füße.
    Â»Viel Glück, Faizal. Hoffentlich bleiben Sie so lange nüchtern, bis Sie rauskriegen, welcher Mistkerl das getan hat.« Riedwaan schob die Papiere in der Mappe zusammen und sagte nichts. Eine von Besters gefürchteten Rechten forderte man lieber nicht heraus.

    Â»Danke, Frikkie.« Der Mann zuckte zusammen, als er seinen Vornamen hörte. Riedwaan unterdrückte ein Lächeln. Er warf einen kurzen Blick in die Akte und vergewisserte sich, dass alles enthalten war, was er brauchte. »Sieht tadellos aus. Danke.« Er schlüpfte unter dem Absperrband durch und ging dann neben der Leiche in die Hocke.
    Â»Wer hat sie zugedeckt?«, fragte er.
    Â»Der alte Mann, der sie gefunden hat«, antwortete ein junger, weiblicher Constable. Es war Rita Mkhize.
    Â»Verdammt!«, schimpfte Riedwaan. Er hob den Mantel auf und reichte ihn dem Constable. »Eintüten.« Dann klappte er sein Handy auf und erledigte die nötigen Anrufe. Der Polizeifotograf war bereits unterwegs. Er besah sich die klaffende Wunde an der Kehle genauer. Die Wucht des Schnitts hätte das Mädchen enthaupten können. Riedwaan rief bei der Kriminaltechnik an. Falls die Knochen Kerben aufwiesen, würden die Techniker herausbekommen, was für ein Messer verwendet worden war. Und falls sie die Waffe fanden, die zu der Wunde passte, war er dem Mörder schon einen guten Schritt näher.
    Riedwaan sah sich um. Er konnte fast immer innerhalb von Sekunden einen sicheren Tipp abgeben, wer das Opfer umgebracht hatte. Bei weiblichen Toten war es meistens der Ehemann oder der Freund. Er wäre jede Wette darauf eingegangen, dass dieser Mörder nicht aus dem Umkreis des Opfers stammte. Die Leiche war arrangiert worden. Das war eine offensichtliche Botschaft, die er noch dechiffrieren musste. Riedwaan vermutete, dass das Mädchen anderswo ermordet und hier abgelegt
worden war. Er würde die Meinung des Pathologen abwarten müssen; seinem Ruf zum Trotz war er ein vorsichtiger Mensch. Er rief Piet Mouton an.
    Â»Tag, Doc. Schon unterwegs?« Er hörte Moutons tiefes Lachen.
    Â»Herrje, kein Wunder, dass man Sie einen Supercop nennt. Drehen Sie sich mal um.«
    Riedwaan tat einen Schritt rückwärts und wäre fast gegen den schäbig gekleideten, dicken Pathologen geprallt, der direkt hinter ihm stand. Riedwaan lachte. »Der Leichendoc und seine Trickkiste. Gut, dass Sie da
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