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Blutrote Kuesse

Titel: Blutrote Kuesse
Autoren: Jeaniene Frost
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gehen ohne ihn, versprich es
    »Du kannst mir vertrauen«, sagte ich noch einmal. »Versprochen.«
    Meine Mutter nickte knapp, und ich nahm ihr den Knebel ab. Sie warf einen Blick Richtung Tür, sagte aber nichts.
    Ich nahm eins der hübschen Gästehandtücher und löschte unsere Worte auf dem Spiegel aus. »Versuche höflich zu sein, wenn wir draußen sind.«
    Bones und Rodney saßen am Tisch. Meine Mutter beäugte beide wütend, hielt aber den Mund. Für ihre Verhältnisse war das höflich.
    »Sucht euch aus, welches Gästezimmer ihr mögt, eins ist oben, das andere im Keller.
    »Zeig mir das im Keller«, bat ich ihn prompt.
    »Gern doch, immer mir nach.«
    Ich nahm meine Mutter am Arm, und wir gingen die Kellertreppe hinunter. Rodney öffnete die Tür zu einem Gästezimmer mit flauschigen Bettdecken und, ganz wichtig, ohne Fenster.
    Mit einem leichten Schubs beförderte ich meine Mutter hinein. »Das ist perfekt für dich, Mom.«
    Sie starrte mich verständnislos an, als ich mich anschickte zu gehen.
    »Wo willst du denn jetzt hin?«
    »Nach oben. Zu Bones. Gute Nacht.«
    Ich schlug die Tür zu und beobachtete mit grimmiger Genugtuung, wie Rodney die Tür von außen verriegelte. Die bloße Tatsache, dass er im Keller ein Schlafzimmer hatte, das man von außen abschließen konnte, hätte einer Erklärung bedurft, ging mich aber nichts an.
    Beinahe noch im gleichen Augenblick fing das Gehämmer an.
    »Catherine! Du willst doch wohl nicht... «
    »Darüber reden wir morgen, Mom, wenn wir alleine sind. Morgen. Mach keine Scherereien, sonst bekommt Rodney noch Hunger.«
    Ich hatte zwar keine Ahnung, ob das der Wahrheit entsprach, aber er zwinkerte mir zu und machte ein paar kehlige Knurrgeräusche. Drinnen wurde es sofort still.
    »Vielen Dank«, flüsterte ich. »Sie hätte sonst die ganze Nacht keine Ruhe gegeben.«
    Als wir die Treppe hinaufgingen, lächelte er. Er verschluss auch noch die Kellertür und warf mir einen vielsagenden Blick zu.
    »Falls sie es gar zu toll treibt.«
    Bones wartete im anderen Gästezimmer auf mich, und ich fiel ihm sofort in die Arme, atmete seinen Geruch ein. Ein paar Minuten lang hielten wir uns nur eng umschlungen. Selbstsüchtigerweise versuchte ich mir einzuprägen, wie es war, ihn so nah zu spüren. Ich wusste zwar, dass es nicht anders ging, aber, oh Gott, es tat so weh.
    »Ich habe dir doch gesagt, wir würden diese Nacht überstehen, Süße. Du hast mir nicht geglaubt.«
    »Nein«, antwortete ich leise. »Habe ich nicht. Aber du hattest recht, und ihr seid beide am Leben. Das ist das Wichtigste überhaupt für mich.«
    »Für mich bist du das Wichtigste überhaupt.«
    Er neigte den Kopf und ließ die Lippen sacht über meine gleiten. Ich legte die Arme um ihn und drückte ihn ganz fest an mich. Morgen früh würde ich blaue Flecken haben.
    »Warum weinst du?«, flüsterte er.
    Ich wischte die Tränen weg, die ich gar nicht bemerkt hatte.
    »Weil... weil ich es nicht ertragen könnte, wenn dir etwas zustoßen würde.«
    Er küsste mich. »Mir wird nichts zustoßen. Versprochen.«
    Das verspreche ich dir auch. Genau genommen werde ich sogar mein Leben dafür geben.
    »Eins musst du wissen. Trotz allem bin ich so froh, dass ich dich kennengelernt habe«, brachte ich mit erstickter Stimme hervor. »Das war das Beste, was mir je passiert ist. Wärst du nicht gewesen, hätte ich nie gewusst, wie es ist, geliebt zu werden, bedingungslos, sogar mit den Eigenschaften, die ich an mir selbst hasse. Mein Leben wäre leer und voller Schuldgefühle gewesen, aber du hast mir eine ganz neue Welt gezeigt, Bones. Ich werde dir nie genug für alles danken können, was du für mich getan hast, aber ich werde dich lieben bis in den Tod.«
    Vielleicht würde er sich daran erinnern, wenn ich fort war. Vielleicht würde er mich für das, was ich tun musste, nicht hassen.
    »Kätzchen«, stöhnte er, als er mich aufs Bett zog. »Bevor ich dich kennengelernt habe, dachte ich nur, ich würde leben. Du wirst mich lieben bis in den Tod? Das ist nicht einmal annähernd lange genug... «
    Ich verfluchte jeden Sonnenstrahl, der mich mit seinem Erscheinen verspottete. Bones hatte mir schon gesagt, dass Rodney und er etwa vier Stunden außer Haus sein würden, um noch letzte Vorkehrungen für unsere Abreise zu treffen. Sie würden Rodneys Wagen nehmen und mir den Volvo dalassen, falls wir hier rasch verschwinden mussten. Jetzt musste ich also nur noch abwarten, bis er ging - und nicht ahnte, dass wir uns nie
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