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Blutrose

Blutrose

Titel: Blutrose
Autoren: Margie Orford
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wenn ich es täte, wäre die Quote so schlecht, dass es sich nicht lohnen würde.«
    Sie war halb entschlossen, ihn zu küssen, aber dazu war es zu spät, denn schon übertönte das Knattern des Helikopters den Wind.

55
    Das Bündel Dollarscheine, das Janus Renko dem Hafenkapitän in Luanda überreicht hatte, sollte sicherstellen, dass die Alhantra keine Probleme beim Anlegen im Hafen der angolanischen Hauptstadt bekam. An der Reling lehnend, wartete er nun auf seinen Mann. Er war ihm noch nicht begegnet, aber sie sahen alle gleich aus: gebügeltes, gestärktes Hemd, der schwülen Luft zum Trotz, Leinenanzug, verspiegelte Sonnenbrille, präzise geschnittenes schwarzes Haar. Er musterte die Mädchen, die jenseits des Stacheldrahtzauns ihre Ware zur Schau stellten. Frisch knospende Brüste. Das Mädchen fing seinen Blick auf und spießte berechnend eine Brustwarze auf einen Stachel des Zaunes. Eine scharlachrote Blutperle breitete sich auf dem eng anliegenden weißen T-Shirt aus.
    »Lieferung vollständig?«
    Renko wandte sich der leisen Stimme zu.
    »Natürlich.« Er nahm den Koffer auf, den der Mann zu seinen Füßen abgestellt hatte, und öffnete ihn. Die auf grünen Samt gebetteten Diamanten zwinkerten ihm verschwörerisch und unverfälscht zu.
    »Wollen Sie unten nachsehen?« Renko steckte sein Okular wieder ein.
    Der Mann zuckte die Achseln, ohne die Miene hinter der verspiegelten Sonnenbrille zu verziehen. »Sie ist da. Wir haben das überprüft.«
    Renko übergab ihm die Schiffspapiere. Die Schlüssel. Die Hafenpapiere. Granatbarsch, eine echte Delikatesse. Vor allem so, wie diese Lieferung zubereitet werden sollte. Renko ging von Bord und wich dem Dreck auf dem Kai aus. Das Mädchen löste sich von den übrigen. Als Renko die Docks verlassen hatte, war sie neben ihm und passte sich seinem Schritt an.

    »Du einsam?«
    Renko sah auf die Uhr. Er hatte noch ein paar Stunden.
    »Ein bisschen.« Er lächelte.

    Die Sonne versank schon im Westen, und die Dächer der Stadt glänzten im letzten Licht, als das Flugzeug tief über das Luanda Hilton hinwegzog. Im Osten Dunkelheit.
    Stunden später hingen die Sterne tief am Himmel, als das Flugzeug aufsetzte. Janus Renkos Hemd leuchtete auch nach dem langen Flug nach Johannesburg weiß über der glatten, gebräunten Haut seines Halses. Erst nach einer Sekunde bemerkte er den Mann im schwarzen Anzug, der sich von der stützenden Wand abstieß.
    Mehr als diesen Sekundenbruchteil brauchte Phiri nicht. Die Browning drückte fest gegen Renkos Nieren; Renkos Arme wurden nach hinten hochgerissen, und sein scharfes Luftholen zeigte an, wie schmerzhaft das war.
    »Komisch.« Phiris Mund war dicht an seinem Ohr. »Passt perfekt.«
    Renko wusste, dass es zwecklos war, sich zu wehren. »Goagab?«, fragte er.
    »Singt wie ein Vögelchen«, sagte Phiri.
    Während der Stunden, die Renko gebraucht hatte, um nach Johannesburg zu gelangen, hatte Goagab aus lauter Angst vor dem Gefängnis jedes Verbrechen gestanden, das er je zu begehen erwogen hatte. Die Alhantra , hatte er Karamata erzählt, habe sechs sogenannte Yellowcakes aus Uran-235 an Bord. Das hochangereicherte Uran sei von Hofmeyr und Malan aus Vastrap hinausgeschleust und in der Namibwüste vergraben worden, als die beiden 1990 für die Abwicklung des Atomprogramms verantwortlich gewesen waren. Die gelben Kuchen seien zehn Jahre lang dort vergraben geblieben, dann habe Janus Renko einen Deal mit einigen pakistanischen Geschäftsleuten geschlossen. Daraufhin hatte Goagab gegen einen
gewissen Anteil die problemlose Ausfuhr nach Spanien organisiert.
    »Eine Stadt, ein Kuchen«, sagte Phiri. »Genug hochangereichertes Uran, um sechs schmutzige Bomben für sechs europäische Städte herzustellen. Welche hätten das sein sollen? Paris? Berlin? Antwerpen?«
    »Das wird Ihnen alles noch leid tun«, sagte Renko ruhig, »wenn mein Anwalt Sie in die Finger bekommt.«
    »Wie ich höre, haben die Amerikaner schon eine Zelle in Guantanamo frei gemacht.« Phiri blieb ungerührt. »Aber ich könnte mir vorstellen, dass das noch warten muss. Die kleine Meerjungfrau, die Sie in Walvis Bay aus dem Wasser gezogen haben und die Sie dazu gebracht haben, die Jungen zu erschießen, nachdem die für Sie die Drecksarbeit erledigt hatten, hat beschlossen, dass sie ihre Schulden getilgt hatte, als Sie ohne sie abgehauen sind.«
    »Eine Hure«, sagte Renko. »Jeder Anwalt würde sie vor Gericht in der Luft zerfetzen.«
    »›Der Zorn der Hölle ist nichts
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