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Blutportale

Blutportale

Titel: Blutportale
Autoren: Markus Heitz
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tun?«
    Will lächelte, auch wenn er sich dazu zwingen musste. Er kannte diese Reaktion, und er hasste sie. »Nein, es ist eine Abkürzung und hat nichts mit der Kalahari zu tun.« Meistens äußerte er sich nicht genauer dazu, welchen Kampfsport er betrieb, aber sein Gegenüber sah ihn so auffordernd an, dass er um eine Antwort nicht herumkam. »Die vollständige Bezeichnung lautet Kalarippayat. Es ist eine indische Verteidigungskunst, mit und ohne Waffen«, erklärte er. »Man sagt, dass es der Ursprung aller asiatischen Kampfsportarten ist, und es dient mit seinen zahlreichen Übungen vor allem der mentalen Stärke.«
    »Aha. Für Meditation sind die Inder ja bekannt. Die ganzen Gurus, dazu noch ein paar Drogen, und schon geht man ins Nirwana ein.«
    Will fasste nicht, was er da hörte; sie lächelte übertrieben, als sei das, was sie von sich gegeben hatte, witzig. Solche Leute mochte er nicht.
    Die Dame musste schon einen sehr großen Strauß haben wollen, um diesen Fehlstart vergessen zu machen. »Wie kann ich Ihnen helfen?«, fragte er frostig.
    »Verzeihen Sie den flapsigen Scherz über Ihr ... Kalaharidings.« Sie räusperte sich verlegen. »Wie war die Bezeichnung noch mal?«
    »Kalarippayat.«
    »... Kalarippayat. Davon habe ich noch nie gehört«, räumte sie ein und streckte die Hand aus. »Mein Name ist Mira Hansen. Ich bin Maklerin. Immobilienmaklerin.«
    Er schlug ein und spürte, dass ihre Haut gepflegt und weich war. »Was kann ich Gutes für Sie tun?«, fragte er deutlich freundlicher. »Blumen für einen Kunden?« Er deutete auf den Tresen, um sie dazu zu animieren, in den helleren, geräumigeren Teil des Geschäfts zurückzukehren. Sie bewegte sich nicht und betrachtete stattdessen die Orchideen. »Nein, es geht mir nicht um Blumen.«
    Will kniff die Augen zusammen. »Sind Sie von der Hausverwaltung? Wenn es sich um eine Mieterhöhung dreht, dann ...«
    »Nein, nein«, wehrte sie erheitert ab und nahm eine Visitenkarte aus ihrer kleinen schwarzen Handtasche. »Es geht um etwas anderes. Um Ihr Haus.«
    »Mein Haus? Ich habe kein Haus.«
    »Ihr Haus ... im weitesten Sinne.« Sie nickte und versuchte sich an einem gewinnenden Lächeln. »Die Villa. Ich weiß, dass Sie als Verwalter eingestellt wurden und dafür kostenlos dort wohnen dürfen. Deswegen komme ich heute zu Ihnen, um im Auftrag meines Mandanten ein lukratives Angebot zu unterbreiten.«
    »Sie wollen es kaufen?«
    »Mein Auftraggeber hat sich zuerst an einen anderen Makler gewandt, aber der hat ihn hängenlassen«, erklärte sie. »Ich hingegen bin niemand, der so schnell aufgibt, Herr Gul. Sie wissen, dass Ihr Arbeitgeber ein sehr scheuer Mensch ist, den man nur schwer erreicht. Aber ich vermute, mit Ihnen tritt er in Kontakt, um über die Belange der Villa zu sprechen, oder nicht?« »Fragen Sie bei der Anwaltskanzlei nach, die ihn vertritt.«
    »Da war ich schon. Aber man zeigte sich dort nicht... kooperativ. Anwälte scheinen genug zu verdienen, um sich nicht durch Geld beeindrucken zu lassen.«
    Will blickte sie missbilligend an. »Sie denken, dass es bei mir gelingt?«
    Sie merkte, dass sie schon wieder einen Fehler begangen hatte. »Ich möchte, dass Sie dem Besitzer von unserer Absicht berichten und positiv auf ihn einwirken. Und für dieses Entgegenkommen möchte mein Auftraggeber sich bei Ihnen erkenntlich zeigen. Wir werden Ihnen natürlich kurzfristig ein eigenes Haus zur Verfügung stellen, damit Sie weiterhin ein Dach über dem Kopf haben, und darüber hinaus auch ... etwas Taschengeld, das ein Mann wie Sie doch sicher gut gebrauchen kann.«
    Er fixierte sie. Zuerst riss sie schlechte Witze, dann gestand sie die versuchte Bestechung eines Juristen, und schließlich machte sie ihm ein Angebot, das vor Herablassung nur so strotzte: Taschengeld? Hätte nur noch Scheißblumenverkäufer gefehlt, um die Beleidigung perfekt zu machen. Sollte er so etwas ernst nehmen? »Eigentlich steht es nicht zum Verkauf«, sagte er herablassend. »Eigentlich heißt, dass es Ausnahmen gibt«, sagte Hansen fröhlich. Sie schien irritierenderweise guter Dinge zu sein, ihr Ziel zu erreichen. »Zudem müssen Sie das nicht entscheiden. Es geht uns darum, dass Sie Ihren Arbeitgeber kontaktieren und ihn ... empfänglich machen.« Will musste über so viel Ignoranz lachen. »Ich habe mich falsch ausgedrückt, verzeihen Sie. Es steht gar nicht zum Verkauf. Das weiß ich ziemlich genau. Der Sir liebt das Anwesen ... und ich auch.«
    Hansens Laune sank
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