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Blutorangen

Blutorangen

Titel: Blutorangen
Autoren: Noreen Ayres
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werde und darüber rede. Ich sagte: »Der Grund, warum er dort war, ist natürlich, daß er unter Arrest steht. Ein Ding zu viel gedreht, deshalb hat er jetzt eine Woche Dienst im Leichenschauhaus. Keine Unterweisungen, nur wums, hier ist die Säge, und hier die Heckenschere. Du denkst, es würde die Dummköpfe abschrecken, aber das tut es nicht. Letztes Jahr ließen sie einen eine Woche lang Körper aufschneiden, zwei Wochen später kommt er durch die Hintertür wieder zurück. Hartnäckig der Typ.«
    Patricia nippte an ihrem Longdrink, dann wurde ihre Stimme leise. »Ich kann dich immer noch nicht damit in Verbindung bringen. Polizeiarbeit ja, ... vielleicht, aber trotzdem ... Viele Polizisten sind einfach Blödmänner. Du bist es nicht. Nur wenn du versuchst, eklig zu sein.«
    »Das ist eine Wissenschaft. Etwas geistiges.«
    »Was stört dich an dem Fall von eben?«
    »Es war sozusagen in meiner unmittelbaren Umgebung. Ein Bekannter von mir. Ein Junge, 20 Jahre alt, er hat studiert. Und er hat in einem Laden bei mir in der Nähe gearbeitet. Heute morgen hatte er kein Gesicht mehr. Sie haben sehr gründlich gearbeitet.«
    »Ich möchte mir das nicht anhören«, sagte sie schnell. Aber sie tat es dann doch. So wie immer. Bis es zu unangenehm wurde, dann fing sie an, nervös zu lachen. Normalerweise erzähle ich nicht zu brutal, es sei denn, ich bin sehr verbittert. Es fiel mir schwer, mich zurückzuhalten, aber ich erzählte ihr nur ein paar Einzelheiten über den Dwyer-Fall. Ihre Aufmerksamkeit hielt so lange, bis ich sagte, daß die Mörder nur zweihundert Dollar stehlen konnten. Wenn man sagt, daß es hunderttausend sind, dann hören die Leute zu. Das ist zynisch von mir, ich weiß, aber es ist wahr. So als ob sie sagen wollten: >Belaste mich nicht mit Fünfzig-Cent-Mordfällen<.
    Die Unruhe an der Bar rettete Patricia davor, sich mehr anhören zu müssen. Ein Muskeltyp sagte einem rotgesichtigen Blonden, er solle sie anmachen; der andere sagte ja, ja gleich nach ihm. Sie mußten Patricia gesehen haben. Sie könnten sonst von niemandem gesprochen haben.
    Patricia zeigte mit dem Finger auf mich und sagte: »Wir müssen für dich einen Mann finden, Samantha.« Ihr Blick gleitete die Bar entlang. Der Dunkelhaarige lachte. Dann der Blonde. Ja. Patricia war gemeint. Patricia kennt mich nicht als Smokey, weiß nichts von meinen rastlosen Tagen. Ich werde es ihr irgendwann einmal erzählen, wenn es mir richtig erscheint. Sie benutzt immer meinen vollen Namen — nicht Sam oder Sammi, wie meine Familie. Nicht Mandy, wie es einige auf der High School taten. Sie mag es auch nicht, wenn man ihren Namen abkürzt.
    Ich sagte: »Mach’ dir darüber bitte keine Gedanken.«
    »Du brauchst einen Mann, meine Liebe. Sieh doch, du hast Glück, du hast jetzt keine Sorgen mehr. Keine Pille, nichts.«
    »Es gibt zur Zeit circa vierzig Krankheiten«, sagte ich. Ich wollte das Thema wirklich nicht vertiefen.
    Sie schlug vier Finger auf den Tischrand. »Mädchen, wir machen uns jetzt einen netten Abend, wir werden dir einen Mann besorgen.«
    »Du machst mich krank«, sagte ich, und darüber lachte sie so, daß das Eis in ihrem Glas zerbrach. Sie beugte sich zu mir und sagte, »Armes Kleines. Nimm gleich zwei Männer und ruf mich morgen an.«
    Sie ist einfach großartig.
     

Santa Ana, der Sitz der Regierung von Orange County, wird von dem häßlichsten und Tag und Nacht verstopftesten Freeway der Welt durchschnitten. Der 1-5 sollte eigentlich hoch über der Stadt entlangführen, aber die Schilder für Motels, Tankstellen, Autoverleih und Transportunternehmen schauen ihm über die Schulter. Auf der Mitte trennt eine Betonmauer mit Drahtzaun die Autoströme, und immer fährt vor einem ein riesiger Sattelschlepper, und auf den Spritzschützern ist die silberne Silhouette einer Frau, die sich auf ihren Lorbeeren ausruht.
    Ich hätte nach Hause fahren sollen. Als ich mich von Patricia trennte, hatte ich das vor. Mein Appartement liegt etwa elf Kilometer von Chi-Chi’s entfernt auf einem steilen Felsen über der Upper Newport Bay Ecological Reserve, kurz Back Bay genannt. Ich schätze diesen Ort mittlerweile sehr, denn ich lerne dort einiges über Vögel. Die Bucht ist eine Flußmündung, eigentlich ist das ja nichts besonderes, aber diese ist aus einem Erdbeben hervorgegangen statt von der Erosion geformt zu werden. Das sollte die Leute eigentlich beeindrucken, aber sie bauen immer weiter und wir ziehen immer weiter ein. Die Preise für
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