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Blutmusik

Blutmusik

Titel: Blutmusik
Autoren: Greg Bear
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Suzy.«
    Der Traumhintergrund war nebelhaft geworden. Sie standen jetzt
beide in orangebrauner Dunkelheit, und der ferne Himmel leuchtete
orangefarben, als stünde der Horizont in Flammen. Cary blickte
umher und nickte. »Es sind die Künstler. Es gibt so viele
Künstler, Wissenschaftler, daß ich mir ganz verloren
vorkomme. Aber sobald ich mich entscheide, werde ich einer von ihnen
sein. Sie geben uns Zeit. Wir werden geehrt, Suzy. Sie wissen,
daß wir sie gemacht haben, und sie behandeln uns wirklich gut.
Weißt du, dort könnten wir zusammen leben«, sagte er
und wies in die Dunkelheit hinter sich. »Es gibt einen Ort, wo
sie alle denken. Es ist ganz wie im richtigen Leben, in der realen
Welt. Es kann so sein, wie es früher war, oder wie es sein wird.
Ganz wie du es willst.«
    »Ich mache nicht mit, Cary.«
    »Nein, ich dachte auch nicht, daß du es tun
würdest. Ich selbst hatte keine andere Wahl, als ich dazu kam,
aber ich bedauere es nicht. In Brooklyn Heights hätte ich
niemals erreicht, was ich jetzt bin.«
    »Du bist auch eine Marionette.«
    »Ich bin ein Geist.« Er lächelte ihr zu. »Nun,
jedenfalls wird ein Teil von mir bei dir bleiben, wenn du sprechen
willst. Und ein anderer Teil wird fortgehen, wenn die
Veränderung kommt.«
    »Es soll wieder so werden, wie es war?«
    Er schüttelte den Kopf. »Es wird nie wieder so sein.
Und… sieh mal, ich verstehe dies alles nicht, aber es wird nicht
allzu lange dauern, bis eine weitere Veränderung eintreten wird.
Nichts wird je wieder so sein, wie es war.«
    Suzy schaute ihn mit festem Blick an. »Du denkst, es
würde mich locken, wenn du nackt erscheinst?«
    Cary blickte an seinem Abbild herab. »Daran hatte ich nicht
gedacht«, sagte er. »Du siehst daran, wie zwanglos ich
geworden bin. Kannst du es dir nicht anders überlegen?«
    Sie schüttelte entschieden den Kopf. »Ich bin die
einzige, die nicht krank geworden ist.«
    »Na, nicht die einzige. Es gibt ungefähr zwanzig,
fünfundzwanzig. Wir kümmern uns um sie, so gut wir
können.«
    Sie zog es vor, einzigartig zu sein. »Vielen Dank«,
sagte sie.
    »Wie auch immer, du solltest die Decke tragen. Wenn die
Veränderung kommt, mußt du dich ganz fest hineinwickeln.
Es wird eine Menge Nahrung übrigbleiben.«
    »Gut.«
    »Ich nehme an, du wirst jetzt bald aufwachen, also werde ich
dich nicht länger stören. Du kannst uns sehen, wenn du wach
bist, übrigens. Noch eine Weile.«
    Suzy nickte.
    »Wirf die Decke nicht fort«, ermahnte er sie.
»Andernfalls wirst du Schaden nehmen.«
    »Ich werde sie nicht wegwerfen.«
    »Gut.« Er streckte die Hand aus und berührte ihre
gekreuzten Arme mit den Fingerspitzen.
    Sie schlug die Augen auf. Der Morgen war gelblichgrau über
den Röhren. Die Oberfläche der Grube und die Röhren
selbst waren kalt.
    Suzy zog die Decke fester um sich und wartete.

 
43
     
    Paulsen-Fuchs stand im Beobachtungsraum, hatte sich über den
Tisch gebeugt und überlas seine Aufzeichnungen. Er hatte lange
genug angestarrt, was auf dem Feldbett in der Isolierkammer lag.
    Bernard hatte früh am Morgen seine menschliche Gestalt
verloren. Die Kameras hatten die Umwandlung festgehalten. Jetzt lag
eine formlose graue und dunkelbraune Masse auf seinem Bett und hing
auf zwei Seiten zum Boden herab. Die Masse geriet von Zeit zu Zeit in
zuckende Bewegung, als würde sie von einem kurzen, heftigen
Schaudern ergriffen.
    Als er sich noch hatte bewegen können, hatte Bernard die
tragbare Tastatur seines Datenanschlusses vom Tisch genommen und zu
seinem Feldbett getragen. Das Telefonkabel kam unter der Masse
hervor, und die Tastatur war wie der Telefonhörer von ihr
bedeckt oder in sie eingeschlossen.
    Und Bernard sendete noch immer Botschaften aus, obwohl er nicht
sprechen konnte. Der Monitor zeigte einen ungleichmäßigen
Informationsfluß an, Bernards Beschreibung seiner
Umwandlung.
    Das meiste, was in die Tastatur eingegeben wurde, war jedoch
unverständlich. Vielleicht war Bernard bereits mehr Noozyt als
Mensch.
    Die Umwandlung machte Paulsen-Fuchs’ Entscheidung nicht
leichter. Die protestierende Menge – und die Regierung, in dem
sie sich auf ein Minimum von Schutzmaßnahmen beschränkte
– hatten verlangt, daß Bernard getötet und die
Isolierkammer vollständig sterilisiert werde.
    Die Zahl der Belagerer wurde auf über zwei Millionen
geschätzt, und wenn ihre Forderungen nicht erfüllt wurden,
bestand die Gefahr, daß sie das gesamte Gelände
überrennen und Pharmek anzünden oder dem
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