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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
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Laune beruhigte sie kein bisschen.
    »Ich mag, was ich tue«, sagte sie und hob eine Hand, als es an der Tür klopfte. Sie drehte sich nicht um, aber sie registrierte den stimulierenden, erotischen Geruch des untoten Vampirs, der in ihrer Tür stand. »Ich bin verdammt gut darin«, fügte sie hinzu, um Art daran zu erinnern, dass sie dafür verantwortlich war, dass seine Aufklärungsquote in den letzten sechs Monaten drastisch gestiegen war. »Zumindest bin ich kein Pizzalieferant.«
    »Ivy, das ist nicht fair.«
    Es war ein Tiefschlag, aber Art beobachtete sie, und das würde jedem auf die Nerven gehen. Nach sechs Monaten
gemeinsamer Arbeit hatte er all ihre Eigenarten kennengelernt, konnte ihren Pulsschlag und ihre Atmung lesen und wusste genau, was sie anmachte. In letzter Zeit hatte er dieses Wissen zu seinem Vorteil eingesetzt und ihr das Leben zur Hölle gemacht. Es war nicht so, als wäre er nicht attraktiv – Gott, das waren sie alle –, aber er arbeitete schon seit dreißig Jahren auf demselben Posten. Sein Mangel an Ehrgeiz sorgte nicht gerade dafür, dass sie ihm an die Kehle springen wollte. Und über ihre Instinkte zu etwas verführt zu werden, das ihr Wille eigentlich ablehnte, hinterließ einen schlechten Geschmack in ihrem Mund.
    Und was noch schlimmer war: Nachdem sie das erste Mal voller Blutlust nach Hause gekommen war und festgestellt hatte, dass Piscary auf sie wartete, war ihr klargeworden, dass der Meistervampir die Partnerschaft wahrscheinlich eingefädelt hatte, weil er wusste, dass sie sich widersetzen würde – und Art darauf bestehen würde. Das wiederum sorgte dafür, dass sie nach Hause kam und bereit war, ein wenig Druck abzulassen. Traurig war nur, dass sie sich selbst nicht sicher war, ob sie sich Art widersetzte, weil sie ihn nicht mochte, oder ob sie auf die Ungewissheit abfuhr, nicht zu wissen, ob es Piscary, Kisten oder beide zusammen sein würden, mit denen sie sich wieder beruhigte.
    Aber ihre Schwäche war kein Grund, Kisten anzublaffen. »Entschuldige«, sagte sie in das verletzte Schweigen hinein.
    Kisten antwortete sanft, verzeihend, da er genau wusste, wie hart das Spiel war, das Art mit ihr trieb. »Musst du gehen, Liebes?«, fragte er mit diesem dämlichen Akzent. Wer versuchte er überhaupt zu sein?

    »Yeah.« Kisten schwieg, und sie fügte hinzu: »Bis heute Abend.« Sie spürte die seltsame Verengung ihrer Kehle und das zunehmende Bedürfnis, jemanden zu berühren. Es war die erste Phase einer ausgewachsenen Blutlust, und ob sie von Kisten ausgelöst worden war oder von Art spielte keine Rolle. Art wäre derjenige, der versuchte, daraus Gewinn zu schlagen.
    »Tschüss«, antwortete Kisten angespannt und legte auf. Er sagte, es würde ihm nichts ausmachen, aber er war genauso lebendig wie sie und spürte Eifersucht wie jeder andere auch. Dass er den Entscheidungen, die sie treffen musste, so verständnisvoll gegenüberstand, machte es noch schlimmer. Sie fühlte sich oft, als wären sie wie Kinder in einer kaputten Familie, in der Liebe von Sex pervertiert worden war und der einfachste Weg zum Überleben darin bestand, sich zu unterwerfen. Ihre unsichtbaren Handschellen waren von ihren eigenen Körperzellen erschaffen und durch Manipulation noch verstärkt worden. Und sie wusste nicht, ob sie sie ablegen würde, selbst, wenn sie es gekonnt hätte.
    Ivy musterte ihre blassen Finger, als sie den Hörer auflegte. Nicht der Ansatz eines Zitterns. Kein Hinweis auf ihre zunehmende Anspannung. So hielt sie sie auf Abstand – ruhig, still, ohne Gefühl –, eine Fertigkeit, die sie gelernt hatte, als sie im Sommer immer bei Piscarys gearbeitet hatte. Sie hatte ihre Lektion so gut gelernt, dass nur Skimmer wusste, wer sie wirklich sein wollte, obwohl sie Kisten auch genug liebte, um ihm kurze Einblicke zu gewähren.
    Sorgfältig löschte sie jedes Gefühl aus ihrer Miene, dann drehte sie ihren Stuhl herum. Art stand im Türrahmen, mit dem Papierstapel in seinen langen Fingern. Offensichtlich
hatten sie einen Auftrag. Der Menge der Dokumente nach zu schließen konnte es nicht allzu eilig sein. Wahrscheinlich eine Aufräumaktion aus den Zeiten, bevor sie seine Partnerin geworden war und angefangen hatte, mit Schaufel und Besen hinter ihm herzuräumen.
    »Ich esse gerade«, sagte sie, als wäre das nicht offensichtlich. »Kann es nicht noch verdammte zehn Minuten warten?«
    Der tote Vampir – auf dem Papier mindestens fünfzig Jahre älter als sie, dem Aussehen nach in ihrem
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