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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
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herzuräumen.
    Sie blieben vor den zwei Aufzügen stehen. Ivy hatte ein Bein nach vorne gestellt. Sie war frustriert und lauschte auf die leisen Gespräche, die aus nahe gelegenen Büros drangen. Art war attraktiv – durch die Pheromone noch mehr, Gott helfe ihr –, aber sie respektierte ihn nicht und ihre Instinkte die Oberhand über ihren Verstand gewinnen zu lassen, selbst um ihre Karriere voranzutreiben, klang für sie nach Versagen.

    Art lehnte sich zu nah zu ihr, um den Knopf zu drücken. Sein Geruch überschwemmte sie, und während sie gegen das reine Vergnügen ankämpfte, beobachtete sie, wie seine Augen zu der großen Uhr über den Türen wanderte, um sicherzustellen, dass die Sonne untergegangen war. Sie konnte fühlen, dass er sicher war, heute Nacht seinen Willen zu bekommen, und das machte sie wütend.
    Sie trommelte mit der Fußspitze auf den Boden und ihr Spiegelbild in den glänzenden Aufzugstüren tat dasselbe. Hinter ihr beobachtete Arts Spiegelbild sie mit einem wissenden Ausdruck auf dem jungenhaften Gesicht. Er ist ein Arsch. Ein mächtiger, sexy, eingebildeter Arsch .Weil sie war, wer sie war, wurde angenommen, dass sie ihre Stellung über Blut verbessern würde, nicht durch ihre Fähigkeiten oder ihr Wissen. So lief das Geschäft nun mal, wenn man ein Vampir war. So war es immer gewesen. So würde es immer sein. Es gab Papiere, die unterschrieben werden mussten, und rechtliche Vorschriften, die beachtet werden mussten, wenn ein Vampir jemand anderen haben wollte als einen anderen Vampir. Aber nachdem sie in diese Welt hineingeboren worden war, unterlag sie Regeln, die älter waren als die Gesetze der Menschen oder der Inderlander. Dass sie darauf konditioniert war, es zu genießen, wenn sie Blut gab, ließ sie mit dem Gefühl zurück, eine Hure zu sein, und der Angst, dass sie allein enden würde. Sie wusste, dass es mit Art so sein würde.
    Schon ihre Mutter hatte gesagt, dass es der einzige Weg war, ihnen zu geben, was sie wollten – sich selbst zu verkaufen und sich immer weiter zu verkaufen, bis sie eine Stellung erreicht hatte, wo niemand mehr Ansprüche an sie stellen konnte.Wenn sie das tat, würde sie über Art hinaus
befördert werden, und jemand, der ein wenig klüger und um einiges verkommener war als Art, würde ihr neuer Partner werden. Jeder würde auf ihrem Weg nach oben mal kosten wollen. Gott, sie könnte sich genauso gut die Reißzähne abbrechen und sich zu einem ungebundenen Schatten machen. Aber sie war mit Piscary aufgewachsen und hatte gelernt, dass die Manipulation immer subtiler wurde, je älter und mächtiger der Vampir war, bis man sie mit Liebe verwechseln konnte.
    Sie atmete tief durch und griff sich an den Pferdeschwanz, zu dem sie ihre Haare heute Nachmittag gebunden hatte. Sie zog am Haargummi und schüttelte ihre hüftlangen Haare aus. Die Haare und ihre braunen Augen hatte sie von ihrer Mutter. Ihre ein Meter achtzig Körpergröße und die helle Haut hatte sie von ihrem Vater. Ihre asiatische Herkunft wurde von ihrem ovalen Gesicht mit dem herzförmigen Mund und den schmalen Augenbrauen genauso betont wie von ihrem durchtrainierten Körper mit den langen Beinen. Sie hatte keine Piercings bis auf Ohrlöcher und einen Bauchnabelring, zu dem Skimmer sie überredet hatte, als sie nach ihrem Examen auf Brimstone waren. Sie hatte ihn als Erinnerung behalten. Dreiundzwanzig und des Lebens schon überdrüssig .
    Art musterte ihr Spiegelbild neben seinem, und seine Augen wurden schwarz, als sie ihre genervte Haltung in eine sinnliche verwandelte. Gott, sie hasste es … aber sie würde es auch genießen.Was zur Hölle stimmte nicht mit ihr?
    Sie entfernte sich von Art und lehnte ihren Rücken gegen die Aufzugtür, während sie auf den Lift warteten. »Du bist ein Narr, wenn du glaubst, dass ich mich von einer
Beurteilung in diesem Drecksjob halten lasse«, sagte sie, und es war ihr egal, ob die Leute in der Nähe sie hören konnten. Sie hatten wahrscheinlich Wetten laufen, wann und wo er ihre Haut aufreißen würde.
    Art bewegte sich mit einer aufgesetzten Langsamkeit, die Augen pupillenschwarz. Er wusste, dass er sie hatte; das war Vorspiel. Sie schloss die Augen, als er seinen Unterarm neben ihrem Kopf an die Wand legte und sich vorbeugte, um ihr ins Ohr zu flüstern: »Ich mag es, wenn du mir folgst und meine offenen Enden verknüpfst. Meine Lücken füllst. Meinen Papierkram erledigst.«
    Er roch wie die Asche von Blättern, dämmrig und schwer, und der Geruch
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