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Blutmagie

Blutmagie

Titel: Blutmagie
Autoren: Kim Harrison
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letzte lebende Tamwood-Vampir und das verlangte Respekt, besonders von ihm.
    »Mord«, sagte er, und seine Zähne blitzten in seinem dunklen Gesicht, das seit Jahrzehnten keine Sonne mehr gesehen hatte. »Wir können es vor dem Fotografen an den Tatort schaffen, wenn du mit deinem … Mittagessen fertig bist.«
    Sie ließ zu, dass ein Teil ihrer Überraschung sich auf ihrem Gesicht zeigte. Bei einem Mord gäbe es nicht so viele Informationen. Nicht mehr. Sie hatte die Quote der gelösten Fälle hoch genug gehoben, dass sie unter den Ersten am Tatort waren. Was hieß, dass sie eine Adresse bekamen, keine ganze Akte. Als sie auf den Stapel Papiere schaute, die er auf seinem Schoß gelagert hatte, zog er sie schnell zur Seite, so dass ihr Blick genau auf die Stelle fiel, von der er wollte, dass sie sie ansah. Sie war kurz irritiert. Schnell hob sie den Kopf, um seinen Blick zu erwidern, und sein Lächeln wurde breit genug, um einen Ansatz von Reißzahn zu zeigen.
    »Das?«, fragte er und stand mit einer geschmeidigen, übermenschlich schnellen Bewegung auf. »Das ist deine halbjährliche Beurteilung. Bist du bereit? Wir müssen über die Brücke in die Hollows.«
    Leicht beunruhigt stand Ivy auf. Ihre Arbeit war vorbildhaft und wie aus dem Handbuch. Art wollte nicht, dass sie befördert wurde und damit über ihn hinauswuchs, aber man konnte ihr im schlimmsten Falle nur eine Verwarnung aussprechen. Und sie hatte nichts getan, was das rechtfertigen würde. Eigentlich war das Schlimmste, was passieren konnte, dass er ihr ein schlechtes Zeugnis ausstellte und sie noch sechs Monate hier festhing.

    Ihr Job im Morddezernat war ein kurzer Stopp auf dem Weg dorthin, wo sie hingehörte – das obere Management, wo ihre Mutter gearbeitet hatte und wo Piscary sie haben wollte. Sie hatte erwartet, dass sie hier ein halbes Jahr, vielleicht auch ein Jahr, bleiben und mit Art arbeiten würde, bis ihre dann geschliffenen Fähigkeiten sie in die Abteilung Arkanes führten und von dort weiter ins Management und schließlich in ein Kellerbüro. Gott sei Dank hatten ihr Geld und ihre Ausbildung ihr die Deppenposition als Runner erspart. Runner standen auf der niedrigsten Stufe im I.S.-Hochhaus, die Straßenpolizisten, die Knöllchen verteilten. Da anzufangen hätte sie gute fünf Jahre zurückgeworfen.
    Selbstbewusst und sinnlich schob sich Art an ihr vorbei, während er seine Hand über ihre obere Rückenpartie gleiten ließ – eine professionelle Anerkennung ihrer Vertrautheit, die keinen Anstoß erregen konnte. Er führte sie aus dem Büro. »Lass uns meinen Wagen nehmen«, sagte er, nahm ihre Tasche und ihren Mantel von dem Haken hinter der Tür und gab sie ihr. Das Klappern von Metall ließ sie die Hand heben, und sie schloss die Finger um seine Autoschlüssel, als er sie in ihre Handfläche fallen ließ. »Du fährst.«
    Ivy sagte nichts, und ihre Blutlust löste sich in Sorge auf. Dass ihre Beurteilung bei ihm gute Laune auslöste, hieß nicht, dass es ihr genauso gehen würde. Nach außen hin völlig unbesorgt ging sie mit ihm zu den Aufzügen. Auf dem Weg dorthin war sie in der ungewöhnlichen Position, den Kollegen ins Gesicht schauen zu müssen. Sie hatte sich hier keine Freunde gemacht, deshalb sah sie statt Mitgefühl spöttische Befriedigung.

    Ihre Anspannung stieg, aber sie achtete darauf, dass ihre Atmung gleichmäßig blieb, so dass auch ihr Puls sich beruhigte. Was auch immer Art in ihre Beurteilung gekritzelt hatte, es würde sie noch sechs Monate hier festhalten – ihr Familienname und ihr Geld hatten sie so weit gebracht wie es möglich war. Wenn sie die Bürospielchen nicht mitspielte, würde sie hier auch bleiben. Mit Art? Dem köstlich riechenden, gut aussehenden, aber glanzlosen Art?
    »Fickt euch«, flüsterte sie und fühlte, wie ihr Blut unter der Haut zirkulierte und ihr Verstand zwei Stufen hochschaltete. Das würde nicht passieren. Sie würde so gut und hart arbeiten, dass Piscary mit Mrs. Pendleton reden würde. Das würde sie hier rausschaffen und dort hinbringen, wo sie hingehörte.
    »Das ist die Idee«, murmelte Art, weil er nur ihre Worte, nicht ihre Gedanken gehört hatte. Aber Piscary würde ihr nicht helfen. Der Bastard genoss die Nebenwirkungen davon, dass Arts ständige Versuche, sie zu verführen und ihr Blut zu schmecken, sie frustriert und hungrig nach Hause trieben. Wenn sie damit nicht allein zurechtkam, dann verdiente sie die Erniedrigung, den Rest ihres Lebens hinter Art
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