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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi
Autoren: Myriane Angelowski
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Player und drehte die Musik laut. Triggerfinger. »Oh I beg you: can I follow?« Ihre Daumen schlugen im Takt der Bässe auf das Lenkrad. Als sie an der Linksabbiegerspur stand, um auf die Niehler Straße fahren zu können, bemerkte sie das Motorrad. Der Scheinwerfer blendete. Sie verstellte den Innenspiegel und fuhr zügig los, als die Ampel umschaltete. »I follow you, deep sea baby, I follow you …«
    Keine zehn Minuten später parkte sie auf dem Niehler Damm ein. Der Kradfahrer war verschwunden. Motor aus. Musik aus. Stille. Zum ersten Mal an diesem Tag.
    Sie stieg aus dem Wagen. Die Nachtluft fühlte sich hier kälter an als in der Innenstadt. Der Rhein floss einen Steinwurf entfernt. Auf der gegenüberliegenden Flussseite leuchteten vereinzelte Lichter von Köln-Stammheim.
    Zielstrebig überquerte sie die Straße. Bis zu ihrer Haustür waren es keine zweihundert Meter. Sie zog den Schlüsselbund aus der Jackentasche, als ihr die Tüte mit den Lebensmitteln einfiel, die noch im Auto lag. Der Einkauf musste auf jeden Fall in den Kühlschrank, er lag schon zu lange im Wagen.
    Sie machte auf dem Absatz kehrt, ging zu ihrem Auto zurück, öffnete den Kofferraum, griff die Einkaufstüte, schlug den Deckel wieder zu und drehte sich um.
    Sturmmaske. Ein Augenpaar so dicht, dass die Gestalt Karina fast berührte. Es roch leicht nach Gummi. Karina blieb nur der Bruchteil einer Sekunde, um die Situation zu erfassen. Zu lang. Sie registrierte eine schnelle ruckartige Bewegung.
    »Was …?« Mehr brachte sie nicht hervor.
    Kaltes Metall durchstieß ihren Bauch. Die Tüte mit den Lebensmitteln rutschte ihr aus der Hand. Ein Apfel rollte über den Asphalt, kullerte, bis er am Reifen eines geparkten Autos liegen blieb. Karina heftete ihren Blick auf die Augen des Vermummten, suchte nach einem Anhaltspunkt und fand nichts.
    Der Angreifer zog das Messer aus ihrem Körper.
    Nein! Nicht rausziehen! Fremdkörper dürfen niemals herausgezogen werden. Karina ergriff Panik.
    Zu ihrer Verwunderung spürte sie keinen Schmerz. Endorphine. Offenbar schüttete ihr Körper massenhaft körpereigenes Opium zur Schmerzunterdrückung aus. Los, du musst weg! Ein Bauchstich ist nicht unbedingt tödlich. Schrei, vielleicht hört dich jemand. Schrei, verdammt noch mal! Sie riss den Mund auf. Gurgelnde Laute. Mehr brachte sie nicht hervor.
    Blut rann zwischen ihren Finger hindurch und tropfte auf die Straße. Schritte entfernten sich. Nieselregen setzte ein, leicht und nahezu lautlos. Karina behielt die Umgebung im undeutlichen Blick, drückte instinktiv eine Hand fest auf die Wunde, setzte mühsam Schritte. Zu ihrem Haus schaffte sie es nicht. Die kurze Entfernung unüberwindbar. Nachbarn. Ihr Haus stand näher. Du hast dich ihnen nie vorgestellt, wolltest ihnen immer einen Kuchen bringen und hast es nicht getan. Verdammt, was spielt das jetzt für eine Rolle?
    Sie fixierte das Einfamilienhaus und bewegte sich vorwärts. Ein enormer Kraftakt, der ihr alles abverlangte. Die tiefrote Nachbarstür glich einem Schlund, der sie magisch anzog. Feuer. Lodernde Flammen. Ihr wurde entsetzlich heiß. Weiter, los. Ja. Gut so. Nicht aufgeben.
    Wenn sie es bis zur Tür der Nachbarn schaffte, konnte sie weiterleben, dann musste der Tod noch warten und holte sie nicht, hier auf dieser Straße an einem stinknormalen Abend. Geschafft. Fast. Nur noch wenige Meter, dann konnte die Rettungskette greifen. Unerwartet wurde sie an den Schultern gepackt und herumgerissen. Blitzschnell fuhr das Messer erneut in ihren Körper. Diesmal in die Brust.
    Blut spritzte, sie krallte sich mit ihrer rechten Hand an den Unterarm des Täters. Er riss sich los. Oh mein Gott. Aorta getroffen. Überlebenschance gleich null. Maximal drei Minuten, mehr Zeit blieb ihr nicht.
    Rapide nahm der Blutdruck jetzt ab, der Pulsschlag wurde beschleunigt. Sie ermahnte sich, ruhig zu atmen, wollte verhindern, dass sie hyperventilierte. Vergeblich. Sie hechelte. Herzstillstand. Das Wort beschlagnahmte ihre Gedanken. Die Abfolge der körperlichen Reaktionen war zwangsläufig, eine kontrollierte Atmung unmöglich. Hoher Blutverlust verringerte die Sauerstoffzufuhr.
    Das Rot der Tür flackerte. Mit letzter Kraft schaffte sie die einzige Stufe. Blut strömte auf helle Steinplatten. Einen Schritt vor der Tür sank sie zu Boden. Karina streckte ihre blutigen Fingerkuppen aus.
    Trotz der Kraftanstrengung gelang es ihr nicht, das Holz zu berühren. Der letzte Adrenalinkick blieb aus.
    Pulsflackern. Ein
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