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Blutlinien - Koeln Krimi

Blutlinien - Koeln Krimi

Titel: Blutlinien - Koeln Krimi
Autoren: Myriane Angelowski
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Anweisung des Trainers folgen konnte.
    »Du kennst das Prozedere«, sagte Mike. »Ziel auf die Symbole. Wenn du trifft, verschwinden sie, ansonsten schieß einfach noch mal.«
    Lou stand sechs Meter von der Leinwand entfernt. Obwohl sie bereits einen arbeitsreichen Vormittag hinter sich hatte, gelang es ihr, sich zu konzentrieren. Sie kam gern zum Training, auch wenn sie es nur maximal zweimal im Jahr schaffte.
    Gelbe Rechtecke und Kreise wurden auf die Leinwand projiziert. Lou gab fünfzehn Schüsse ab, jedes Symbol verschwand. Sie lud nach und schoss schnell hintereinander weiter. Bei dieser Runde musste sie zweimal nachbessern.
    »Immer noch gut«, lobte der Trainer, fuhr den Rollwagen mit der Munition ein paar Meter zurück und zog ein Brett zwischen den Boden und die niedrige Decke.
    Lou gab neue Patronen in ihr Magazin.
    »Stell dich hinter die Deckung und schieß einmal von rechts und dann von links«, sagte Mike und fuhr sich über seinen Kinnbart.
    Erneut feuerte Lou Patronen auf Symbole, die willkürlich auftauchten. Sie hörte die Schüsse gedämpft. Der integrierte Tonempfang in den Kopfhörern schloss automatisch, sobald geschossen wurde.
    »Sehr beachtlich«, sagte Mike mit Blick auf das Trefferbild.
    Jetzt absolvierte Maline die landeseinheitliche Übung zur Überprüfung der Handhabung und Treffsicherheit, kurz L. Ü. H. T. Nach wenigen Minuten schob auch sie zufrieden ihre Waffe ins Holster.
    »Jeder Schuss ein Treffer«, sagte Mike. »Mit dir sollte sich niemand anlegen.«
    Gemeinsam überklebten sie die Einschusslöcher auf der Leinwand mit runden Etiketten und sammelten die Patronenhülsen vom Boden auf.
    »Es duftet nach Schnitzel«, sagte Maline.
    »Stimmt.« Mike lachte. »Hier kannst du riechen, was in der Kantine serviert wird.«
    Lou und Maline hängten den Gehörschutz an die Haken, legten die Schutzbrillen ab und verließen die Halle. In einem kleinen Raum neben den Toiletten bauten sie ihre Waffen auseinander, um sie zu reinigen.
    »Bist du heute Abend zu Hause, oder triffst du Clemens?«, fragte Maline. »Ich wollte eine Kleinigkeit kochen.«
    »Du?«
    »Jetzt mach aber mal einen Punkt. Ich koche sehr gern.«
    »Und gut«, beeilte sich Lou zu sagen. »Aber eher selten.«
    »Ist das ein Vorwurf?«
    »Quatsch.« Lou lachte und säuberte den Lauf. »Frieda ist der Meinung, dass ich alle Menschen vergraule und spießig bin. Ich glaube, sie hat Angst, dass du ausziehst.«
    »Süße, früher oder später werde ich mir natürlich wieder eine eigene Wohnung suchen«, sagte Maline. »Aber im Augenblick habe ich keine Ambitionen, es sei denn, du bestehst drauf.«
    »Ganz im Gegenteil«, sagte Lou schnell. Sie war froh, dass ihre Kollegin bei ihnen eingezogen war. Und zwar nicht nur, weil damit die laufenden Kosten für das Haus bezahlbarer wurden.
    Nach der Trennung von Henry vor einigen Jahren hatte sie über einen Verkauf nachgedacht, sich überlegt, dass es vielleicht einfacher war, in einer anderen Umgebung neu anzufangen. Ihr Exmann hatte die Kurve schließlich auch gekriegt. Sein Umzug ins Parkveedel hatte ihm die Trennung erleichtert, schnell war er aufgeblüht. Eine neue Frau hatte er natürlich auch rasch präsentiert. Schwamm drüber. Lou ging es längst gut. Nach einigen Affären lernte sie gerade wieder einen interessanten Mann kennen.
    Clemens. Musikproduzent. Humorvoll. Attraktiv und genügsam. Er gab sich mit dem Platz zufrieden, den Lou ihm einräumte. Aber langfristig erhoffte sie sich mehr als eine oberflächliche Geschichte.
    Sie bauten die Pistolen wieder zusammen, wuschen sich die Hände mit einer Spezialpaste und gönnten sich noch einen Kaffee im Aufenthaltsraum »Was macht deine Mutter?«, fragte Maline. »Wandert sie fleißig?«
    »Heute laufen die Damen von Sarria nach Potomarin. Das sind gute einundzwanzig Kilometer.«
    »Respekt! Wie weit ist es noch bis Santiago de Compostela?«
    »Ungefähr hundert Kilometer. Wenn alles gut geht, schaffen sie die restliche Strecke in neun Tagen, das ist jedenfalls ihr Ziel.«
    Lous Mutter Helene Vanheyden befand sich mit drei Freundinnen aus ihrer Walkinggruppe auf dem Jakobsweg. Im vergangenen Jahr hatten die vier die Pilgerreise schon einmal angefangen, aber Helene hatte sich unterwegs eine Lungenentzündung zugezogen. Schweren Herzens hatte die Gruppe daraufhin die Reise etwa einhundert Kilometer vor dem Ziel abbrechen müssen. Jetzt, ein Jahr später, setzten sie die Wanderung fort. Die Damen, alle um die siebzig, marschierten
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