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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie
Autoren: Kim Jones
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Brandon riechen, seinen Körper fühlen. Ich lächelte.
    ‚Wild Horses’ von The Sundays ließen mich glücklich wie noch nie ins Land der Träume eintauchen, auch wenn die Angst vor der Zukunft allgegenwärtig war.

10. Traue niemandem
    Darius warf mir einen Blick zu, der mich hätte töten müssen. Ich saß im Besprechungszimmer des Rates und wartete darauf, was er mir zu sagen hatte.
    Als ich aufgestanden und mir wieder eingefallen war, was sich am Vortag alles zugetragen hatte, umspielte ein so dämliches Grinsen meinen Mund, dass ich mir wie der Joker vorkam. Dem hätten sie es auch herausmeißeln müssen.
    Brandon…sein Name schwebte in meinem Kopf wie eine Motte; flügelschlagend, surrend, ohne eine Pause zu machen. Dieses Gefühl hatte ich schon lange nicht mehr empfunden. Ich war öfter verliebt gewesen, das schon, aber die Jungs und Männer waren mir nie zu nahe gekommen, es hatte sich nichts entwickelt, außer einigen Küssen, die nicht so süß waren, wie der, den ich gestern von Brandon bekommen hatte.
    Erschrocken hatte ich mich auf das Bett fallen lassen. Es war der Rat! Der Orden! Sie hatten stets verhindert, dass es mehr wurde, dass wir weitergingen. Und ich war immer tief traurig gewesen, warum mein Objekt der Begierde nichts von mir wissen wollte. Was hatten sie getan? Ihnen gedroht? Sie beiseite geschafft? Ein Junge, in den ich mit 15 verliebt gewesen war, war überraschend weggezogen.
    Wer war noch ein Opfer geworden, nur damit ich unbesorgt weiterleben konnte?
    Und gerade, während ich mich anzog, um zu frühstücken, hatte es an der Tür geklopft und der Butler wies mich an, dass man mich hier erwartete.
    Was wollte Darius? War es, weil ich mich so daneben benommen hatte? War Brandon der Grund?
    Darius setzte sich zu mir an den Kamin. Seine lederne Haut spannte sich über das Gesicht, als wäre sie frisch gegerbt, die kalten Augen zu Schlitzen verengt. Ich war mir nicht sicher, ob er überhaupt etwas sehen konnte.
    „Wir machen uns Sorgen um dich, Virginia. So geht das nicht weiter.“
    Bildete ich mir das ein oder lag eine Warnung in seinen Worten?
    „Was meinst du?“
    Wo ist deine feste Stimme, Mädel?
    „Cross wird als dein Beschützer abgezogen.“
    Ich war irritiert.
    „Wieso? Was ist passiert?“
    „Tu nicht so, als wüsstest du von nichts. Er war lange in deinem Zimmer, viel zu lange. Es wurde ihm mehrfach verboten und er hat sich wiederholt nicht daran gehalten.“
    „Aber wir haben nichts getan“, sagte ich laut.
    Wie alt war ich? 12? Das ging alle verdammt noch mal nichts an.
    In mir machte sich Verzweiflung breit. Wieso jetzt plötzlich? Er war so lange für mich verantwortlich gewesen.
    Darius’ schmale Lippen verzogen sich zu einem Grinsen.
    „So, so, nichts getan also. Du bist hier, um eine wichtige Aufgabe zu erfüllen, du bist aller Hoffnung. Wir können es nicht gebrauchen, dass du abgelenkt wirst, dass du Gefühle entwickelst, die nur störend sind. Glaub mir eines, Gefühle tragen dazu bei, viele Dinge anders zu sehen; sie sind nur hinderlich.“
    Und wie ich das glaubte! Darius war ein eiskalter Fisch, der sicher zu keiner Regung fähig war – außer Zorn, Wut und Hass. Eben all das, was ein Wesen innerlich zerstörte und langsam auffraß.
    Woher wusste er, dass ich Gefühle für Brandon hegte? War mir das so sehr anzusehen? Wahrscheinlicher aber war es, dass sie sich eins und eins zusammenzählten, weil Brandon so lange bei mir geblieben war.
    „Mir ging es nicht gut, er ist nur bei mir geblieben, um mir Gesellschaft zu leisten“, sagte ich schwach und sah in die tanzenden Flammen.
    „Wie dem auch sei. Cross macht nur Ärger, er selbst sieht sich als Rebell. Geradezu lächerlich! Er hat genug Mist gebaut und nun darf er die Suppe auslöffeln. Rafael hat ihm viel zuviel durchgehen lassen. Es ist beschlossene Sache und damit gut.“
    Darius stand auf und ging zum Fenster. Damit war es für ihn also erledigt, einfach so.
    Ich musste unwillkürlich an Mom und Dad denken. Ich stellte mir vor, wie ich schon als Kind hier hätte leben müssen und war ihnen unendlich dankbar, dass ich ein normales Leben bisher hatte. Darius raubte mir die letzten Nerven.
    „Ich möchte ihn aber behalten“, sagte ich bestimmt.
    Darius drehte sich abrupt um.
    „Du wirst dich fügen, wir dulden keine Widerrede.“
    Sein eisiger Tonfall ging mir durch alle Knochen; man hätte mit ihm Glas schneiden können. Noch gab ich mich aber nicht geschlagen.
    Ich erhob mich.
    „So soll das
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