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Blutlinie

Blutlinie

Titel: Blutlinie
Autoren: Kim Jones
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sie zerplatzen zu lassen.
    „Er wollte mich umbringen, mich erwürgen und dann hat er mich von der Brücke geschmissen.“
    „Aber man hat dich gerettet, Virginia. So etwas hätte niemals passieren dürfen. Dein Beschützer wurde sofort suspendiert und ersetzt. Rafael und Darius waren außer sich vor Zorn. Darius wollte dich sogleich hierher bringen lassen. Als ich später den Job übernahm, gab es solche Vorfälle nicht mehr. Und soll ich dir etwas sagen? Ich habe es niemals bereut, dass sie mich dir zuteilten.“
    Brandon beugte sich zu mir herüber und zog mich einfach in seine Arme. Ich konnte nicht beschreiben, was ich spürte. Seine Hand streichelte behutsam über meine Haare, mit der anderen hatte er meine Taille umschlungen. Ich barg den Kopf unter seinem Kinn, lag mit der Wange auf seiner Brust. Sein Geruch war unwiderstehlich, irgendwie herb und doch süßlich. Und dann kamen die Empfindungen wie gebündelt in mir an. Ich fühlte mich geborgen, in diesen Minuten einfach glücklich, so sehr befreit, dass mir mein Schicksal plötzlich vorkam, als sollte ich auf diese Reise nicht ohne Grund gegangen sein. Und dieser Grund lag unter mir. Ich weinte nicht, verspürte nicht einmal den Drang dazu, so benebelt waren meine Sinne. Ich wollte einfach nur fühlen, mehr nicht. Kein Denken, kein Zögern, keine Fragen. Ich nahm alles so hin, ohne Wenn und Aber. Diesen Augenblick wollte ich festhalten, in meinem Herzen einschließen. Egal, was danach kam, ich würde ihn nie vergessen.
    „Welche Musik hörst du gern?“, fragte ich nach ewig langer Zeit.
    „Alles durch die Bank weg, auch die Sachen, die du hörst, mag ich ganz gern. Besonders Radiohead .“
    „Dann haben wir etwas gemeinsam.“
    „Nicht nur das“, sagte er, „ob du es glaubst oder nicht, früher habe ich gern gelesen. Shakespeare ist mein Lieblingsschriftsteller.“
    Ich hob meinen Kopf und blickte ihn an, was ziemlich verwirrend war. Seine grauen Augen, die viel dunkler erschienen, lächelten auf mich herab. Ich musste nur den Kopf ein Stückchen vorstrecken, und schon würden sich unsere Lippen berühren.
    „Das ist ja mal eine Neuigkeit. Und welches ist dein Lieblingsstück?“
    „MacBeth. Seine Geschichte ist ebenso dramatisch wie tragisch.“
    Langsam löste ich meine Augen von den seinen und bettete wieder meinen Kopf an seiner Brust.
    Ich hörte seinen Herzschlag. Da war ein Herzschlag!
    „Shakespeare verstand es, Figuren zu erschaffen, mit denen man hoffen und leiden konnte“, sagte ich.
    Wir hatten richtig Spaß zusammen, sprachen über Filme, Bücher und Musik, über unsere Vorlieben und Abneigungen. Brandon war doch immer wieder für eine Überraschung gut, als er mir verkündete, dass er klassische Musik liebte. Von Bach bis Beethoven, bis hin zu Mozart. Er mochte nur wenige Vampirfilme. Blade fand er cool und die früheren Dracula -Verfilmungen. Über Twilight amüsierte er sich – soweit waren wir ja schon und Buffy fand er heiß, was mich veranlasste, ihn mit dem Ellenbogen in die Rippen zu boxen, was ihm ein leises Lachen entlockte.
    „Warum hast du nicht mal mit mir getanzt?“
    „Du hast mich nicht aufgefordert“, erwiderte ich.
    „Stimmt auch wieder. Aber wenn ich es getan hätte, sagen wir mal, zu einem etwas langsameren Song, hättest du ja gesagt?“
    „Ich glaube nicht. Zuviel Körperkontakt.“
    Ich hörte ihn schmunzeln.
    „Und was tun wir gerade?“
    Ich biss mir auf die Lippe. Er hatte ja recht, ich benahm mich wie ein liebeskranker Teenager. Es wäre doch möglich, dass man wieder zu so einem mutierte, wenn man sich zurückzog, seinen Träumen nachhing und der Traummann nur in der DVD-Hülle existierte.
    Sanft schob er mich zur Seite, dann stand er auf und machte sich am CD-Player zu schaffen.
    Oh nein, ich ahnte, was er vorhatte…
    Die Musik setzte ein, ich erkannte Kavinsky’s ‚Nightcall’ , eines meiner Lieblingslieder.
    Er streckte mir seine Hand hin, die ich zögernd ergriff. Brandon zog mich in seine Arme und langsam bewegten wir uns zu dem Sound, der das Zimmer erfüllte. Ich hatte niemals geglaubt, dass Vampire eine solche Hitze ausstrahlten. Hatte gedacht, sie wären so kalt wie der Polarwind. Meine Vermutungen begründeten sich in den Büchern und Verfilmungen. Es schien, als sei Einiges wahr und anderes totaler Humbug.
    Brandons Hände lagen auf meinen Hüften, ich hatte meine hinter seinem Nacken verschlungen. Es fühlte sich gut, es fühlte sich richtig an. Ich kannte ihn kaum und hatte nie an
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