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Blutkrieg

Blutkrieg

Titel: Blutkrieg
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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einem mehr als zwei Meter großen, breitschultrigen
Geschöpf gegenüber, einem fürchterlichen Zwitter aus Mann
und Wolf, aufrecht stehend, aber mit Pfoten und Krallen und
langem, zottigem Fell, das gleichwohl die starken Muskeln des
Körpers nicht zu verbergen vermochte, einer flachen
Hundeschnauze und fürchterlichen Reißzähnen.
Die Augen, die ihn anstarrten, waren rot und schienen in der
Dunkelheit wie durch ein inneres Feuer zu glühen. Als hätte sie
vergessen, wozu sie überhaupt gut war, ließ die Bestie die Axt
fallen und trat geduckt, Andrej aber noch immer um eine
Haupteslänge überragend, auf ihn zu.
Das Entsetzen, das Andrej noch immer lähmte, hätte ihn um
ein Haar das Leben gekostet. Mit einem Knurren, das viel mehr
zu spüren als zu hören war, sprang ihn der Werwolf an. Seine
fürchterlichen Tatzen schlugen nach ihm, verfehlten sein
Gesicht um Haaresbreite und rissen vier parallele Spuren aus
brennendem Schmerz in seine linke Schulter.
Andrej brüllte vor Qual auf, aber die Pein riss ihn auch in die
Wirklichkeit zurück. Er taumelte, stolperte über eine
zerbrochene Ruderbank und fiel ungeschickt auf den Rücken,
erinnerte sich aber zugleich daran, dass er eine Waffe in der
Hand hielt, und versetzte dem Ungeheuer einen tiefen Stich in
den Oberschenkel. Mit schrillem Heulen wankte das Tier
zurück.
Nahezu gleichzeitig kamen sie wieder auf die Füße. Diesmal
griff ihn der Werwolf nicht mit ungestümer tierischer Wut an,
sondern begann ihn langsam zu umkreisen. Seine Krallen, jede
einzelne so lang und scharf wie ein Dolch und zehnmal
tödlicher, stießen rechts und links seines Körpers in die Luft.
Die fürchterlichen Fänge im offenen Maul waren zum Zuschlagen bereit, doch die Bestie hatte gelernt, dass auch der Stahl in
Andrejs rechter Hand tiefe Wunden ins Fleisch reißen konnte.
Statt sich auf ihn zu stürzen und Andrej so die Gelegenheit zu
einem tödlichen Konter zu geben, täuschte er nur zwei, drei
Angriffe an, zog sich aber jedes Mal wieder zurück und kam
trotzdem ganz allmählich näher, gewann er doch bei jedem
Heranstürmen und Zurückweichen eine Winzigkeit an Boden.
Schritt für Schritt zog sich Andrej vor dem Ungeheuer zurück.
Irgendwo hinter dem Werwolf raschelte es, als Abu Dun immer
noch vergeblich versuchte, sich aus seinem Gefängnis aus Stoff
zu befreien, doch Andrej wusste, dass er von dem Nubier keine
Hilfe erwarten durfte, denn der hatte seine Waffe verloren.
Andrej wusste nicht einmal, ob sie, hätte Abu Dun noch über
seine Waffe verfügt, zu zweit eine Chance gegen dieses
Monstrum gehabt hätten. Die Bestie war ebenso unverwundbar
wie er, aber viel stärker, und seine linke Schulter blutete immer
noch heftig und tat höllisch weh. Der Arm hing nutzlos an
seinem Körper herab und gehorchte ihm nicht mehr. Hätte
Andrej nur einen Moment Zeit gehabt, hätte er sich auf die
Wunde konzentrieren und sie mit bloßer Willenskraft dazu
zwingen können, sich zu schließen, doch diesen Moment würde
ihm der Werwolf nicht gewähren.
Wieder stürmte das Ungeheuer vor und hieb mit den Krallen
nach ihm. Andrej wartete absichtlich bis zum allerletzten
Moment, nahm ein paar weitere tiefe Wunden in der ohnehin
schon verletzten Schulter in Kauf und versetzte der Bestie im
Gegenzug einen Hieb, der ihren linken Ellbogen traf und den
Arm nahezu abtrennte.
Der Werwolf heulte vor Schmerz auf und schlug Andrej mit
der anderen Klaue so kräftig gegen den Kopf, dass er zwei oder
drei Schritte zurückstolperte und dann halb besinnungslos auf
die Knie sank. Alles drehte sich um ihn. Er erkannte nur noch
einen Schatten, wo sein unheimlicher Gegner gewesen war, und
hörte ein tiefes, drohendes Knurren, das rasend schnell näher
kam. Und mit einer Nüchternheit, die ihn selbst überraschte,
machte er sich klar, dass dieser Laut wohl der letzte sein würde,
den er in seinem Leben hörte.
Der Werwolf erreichte ihn, zerrte ihn mit der unversehrten
Pranke in die Höhe und riss das Maul auf, um ihm den Kopf
abzubeißen, doch in diesem Moment prallte ein massiger
schwarzer Schatten von hinten gegen das Ungeheuer und riss es
zu Boden.
Andrej war noch immer benommen. Er fühlte sich schwach, er
hatte grässliche Schmerzen, und zum ersten Mal seit langer, sehr
langer Zeit verspürte er echte Angst – nicht so sehr vor dem
Tod, der im Laufe der Jahrhunderte zu seinem vertrauten
Weggefährten geworden war, sondern vielmehr vor dieser Art
zu sterben. Irgendwo neben ihm waren Kampfgeräusche, zwei
formlose
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