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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart
Autoren: Guenter Huth
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durchzusetzen.
    Kurz nach 22.00 Uhr trafen Trospanini und der Farbige in Lohr ein. Il Freddo hatte sich so weit zurückfallen lassen, dass der Fahrer, der sicher routinemäßig die Strecke hinter sich im Auge behielt, keinen Verdacht schöpfte. Das Paar besuchte auch hier einige Lokalitäten.
    Als die beiden kurz nach Mitternacht die Heimreise antraten, war Il Freddo wieder hinter ihnen. Er folgte dem Wagen fast bis zum Emolinohaus. Nachdem er beobachtet hatte, wie das Fahrzeug auf das Gelände fuhr und sich das Tor hinter ihm schloss, setzte er zurück, um zu wenden. Es sah so aus, als würde Schmitt heute nicht mehr auftauchen.
    Il Freddo brachte das Auto in die entgegengesetzte Fahrtrichtung, hielt an und stieg aus. Seit Stunden war er Trospanini gefolgt und hatte dabei niemals den Wagen verlassen. Jetzt drückte ihn ein menschliches Bedürfnis. Als er sich erleichtert hatte, drehte er sich um – und blickte in den Lauf eines schallgedämpften Revolvers. Ehe er noch reagieren konnte, stanzte das Projektil ein kreisrundes Loch in seine Stirn, und er fiel in die große Leere.
    Schmitt verstaute den Revolver wieder im Holster, dann blickte er mit gerunzelter Stirne auf den jungen Mann hinunter. Diese Leiche musste ihm noch einen Dienst erweisen, deshalb konnte er sie nicht einfach liegen lassen. Von hinten griff er dem Toten unter die Achseln und zerrte ihn zu dessen Auto. Die Autoschlüssel fand er in der Tasche der Leiche. Er zog eine Plastiktüte aus der Tasche und stülpte sie über den Schädel des Mannes, weil er verhindern wollte, dass der Kofferraum des Wagens durch die große Austrittswunde verschmutzt wurde; dann wuchtete er den Leichnam in den Kofferraum. Wenig später war er mit dem Fahrzeug unterwegs nach Adelsdorf zu seinem Haus. Später würde er es irgendwo abstellen.

36
    Simon Kerner und Steffi waren eine gute halbe Stunde vor Beginn des Festaktes vor Ort. Kerners Aufgabe war es, die ankommenden Gäste zu begrüßen. Seine Stimmung war etwas gedämpft, denn auch in dieser Nacht hatte es, wie in den letzten sieben Nächten zuvor, wieder einen gleichlautenden Drohanruf gegeben. Mittlerweile hatte er Brunner davon erzählt, der aus allen Wolken gefallen war. Den angebotenen Personenschutz lehnte Kerner jedoch ab. Er wollte der Mafia einfach nicht den Gefallen tun, seine Sorge durch Leibwächter zu demonstrieren. Brunner versprach, bei der Feier ein Auge auf ihn zu haben. Nach längerer Überlegung hatte Kerner schließlich seinen Revolver eingesteckt. Die Waffe gab ihm ein Gefühl der Sicherheit.
    Die Gäste kamen nun zügig an, wurden von Justizwachtmeistern auf Parkplätze eingewiesen und dann, nach der Begrüßung durch Kerner, an ihre namentlich gekennzeichneten Plätze gebracht.
    Auch die Vertreter der Presse erschienen. Der Fernsehsender TV-Touring hatte einen Kameramann und einen Reporter entsendet. Ein älterer Pressevertreter der Würzburger Werbezeitung »Happy Weekend« hatte vor kurzem, wie er erklärte, eine kleine OP am Bein gehabt und musste sich daher der Hilfe eines Rollators bedienen. Da der Haupteingang zur Aula über mehrere Treppen zu erreichen war, geleitete ein Justizwachtmeister den Pressemann durch einen Seiteneingang in den Saal. Alle Pressevertreter mussten den Sicherheitskräften selbstverständlich ihre Ausweise vorlegen.
    Das Geigentrio baute sich neben der großen Bühne auf, vor der fünfzehn Reihen à zehn Stühlen den Gästen reichlich Sitzplatz boten.
    Wie bei solchen Anlässen üblich, begrüßte jeder jeden. Freundlichkeiten wurden ausgetauscht, alte Bekannte, die sich immer wieder bei derartigen Empfängen trafen, versicherten sich gegenseitig ihrer Wertschätzung. Dazwischen bewegte sich der Kameramann, und der Reporter fing Stimmungen ein.
    Als der Präsident des Oberlandesgerichts und die Präsidentin des Landgerichts sich an ihre Plätze in der ersten Reihe begaben, strömten auch alle anderen Gäste zu ihren Stühlen. Insgesamt waren ca. einhundertfünfzig Personen im Raum. Die Justizwachtmeister hatten sich an den Rändern verteilt, um zu spät kommende Gäste diskret an ihre Plätze zu geleiten.
    Schließlich wurde es wie auf ein geheimes Kommando still, und die Geiger boten ihr erstes Stück dar. Nachdem die letzten Töne verklungen waren, trat die Präsidentin des Landgerichts ans Rednerpult, das ungefähr vier Meter vor Simon Kerner stand. Der saß mit Steffi zu seiner Rechten neben dem Präsidenten des Oberlandesgerichts.
    Während Frau Präsidentin
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