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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart
Autoren: Guenter Huth
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sich zusammen ins Wohnzimmer, und bei einem Glas Wein erzählte er ihr die ganze lange Geschichte in allen Einzelheiten.
    In dieser Nacht schliefen Steffi und Simon seit längerer Zeit wieder miteinander.
    Lange nachdem Steffi in seinen Armen eingeschlafen war, lag Kerner immer noch wach. Sein Unterbewusstsein wartete auf den bekannten Anruf. In dieser Nacht blieb er aus.
    In derselben Nacht lag Schmitt in seinem Bett und hatte trotz starker Medikamente heftige Schmerzen in der Brust. An der Stelle, wo Kerners Geschoss die Schutzweste getroffen hatte, befand sich ein mehr als Handteller großes, schwarzblaues Hämatom. Mit kühlenden Kompressen versuchte er das Schusstrauma zu mildern. Mit dieser schnellen Reaktion Kerners hatte er nicht gerechnet. Anerkennend musste er feststellen, dass der Mann ihn ohne Schutzweste tödlich getroffen hätte.
    In dieser Nacht beschloss er, seine Geschäfte endgültig abzuschließen. Er hatte noch ein paar Verpflichtungen zu erledigen, dann war er frei.
    Er würde dafür sorgen, dass es für ihn ein Leben nach dem Tod gab.

Epilog
    Es war ein Spätnachmittag, zwei Tage nach Simon Kerners Amtseinführung in Gemünden am Main. Der Messner der Neumünsterkirche trat in den Altarraum, um an verschiedenen Leuchtern die abgebrannten Kerzen auszutauschen. Als er die Apsis verließ, weil er die gleiche Handlung auch an einigen Seitenaltären vornehmen musste, fiel ihm ein älterer Herr auf, der nahe einer Säule in der Bank saß und anscheinend schlief. Seine Haltung war allerdings so unnatürlich, dass der Messner dann doch Sorge bekam, es könnte dem Mann etwas zugestoßen sein. Leise trat er näher. Der Kirchenbesucher schlief nicht. Mit offenen, gebrochenen Augen starrte er an das Deckengewölbe, das durch den Sonnenlichteinfall von der Seite eine besondere Stimmung in den sakralen Raum reflektierte.
    Die Polizei stellte anhand der gefundenen Ausweispapiere fest, dass es sich um den Würzburger Geschäftsmann Pietro Vasselari handelte. Bei der angeordneten Obduktion stellte der Rechtsmediziner fest, dass dem Mann offenbar das Genick gebrochen worden war.
    Am gleichen Tag, als Don Pietro auf so unrühmliche Weise aus dem Leben geschieden war, geschah in der kleinen Spessartgemeinde Adeldorf eine Katastrophe. In dem Haus, das der etwas sonderliche Franz-Joseph Schmitt bewohnte, ereignete sich eine gewaltige Explosion, die das halbe Gebäude zum Einsturz brachte und einen heftigen Brand auslöste. Die alarmierten Freiwilligen Feuerwehren aus mehreren Nachbardörfern hatten Mühe, das Feuer so unter Kontrolle zu bringen, dass es nicht auf den umgebenden Wald übergriff.
    Wie die Brandermittler der Polizei später feststellten, gab es im Keller des Anwesens eine Primärexplosion, die andere Sprengsätze im Haus zündete und eine regelrechte Kettenreaktion auslöste. Für die Ermittler bestand kein Zweifel, dass es sich hierbei um Brandstiftung handelte. Bei der Durchsuchung der Ruine stellten die Beamten eine ganze Reihe von verglühten Metallgegenständen sicher, die noch als Waffen zu identifizieren waren. Außerdem fand sich unter dem Schutt eine fast völlig verbrannte Leiche. Bei der späteren Obduktion wurde festgestellt, dass es sich um einen Mann gehandelt haben musste. Den Umständen nach vermutete man, dass es sich dabei um den Bewohner handelte. Als einzige Auffälligkeit stellte der Rechtsmediziner fest, dass der Tote irgendwann an der linken Hand die Hälfte seines kleinen Fingers verloren haben musste. Ob diese Verletzung schon länger zurücklag oder erst frisch war, ließ sich nicht mehr feststellen. Die Ermittler versuchten routinemäßig, anhand des einigermaßen erhaltenen Zahnschemas die Identität der Leiche festzustellen. Sie befragten zahlreiche Zahnarztpraxen in der Umgebung. Vergeblich. Der Mann war offenbar nie bei einem Zahnarzt gewesen.
    Angehörige wurden nicht gefunden, sodass nach einiger Zeit der Staat Erbe des Anwesens wurde. Das Grundstück verwilderte. Nach Jahren kaufte es ein Investor, der dort eine Seniorenresidenz errichten wollte.
    Zwei Monate nach dem Brand kaufte ein solventer Australier deutscher Abstammung namens Tommy Beck in einem Badeort in der Nähe des bekannten Great Barrier Reefs eine Strandbar und ließ sich dort nieder. Da der Mann ein freundlicher älterer Herr war, der ausgezeichnete Cocktails mixte und sich immer Zeit nahm, um ein gutes Gespräch zu führen, lief die Bar ausgezeichnet. Besonders von deutschen Touristen wurde sie gerne
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