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Blutiger Spessart

Blutiger Spessart

Titel: Blutiger Spessart
Autoren: Guenter Huth
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Pfifferling mehr wert, aber das müssen Sie selbst wissen«, erklärte er emotionslos und bewegte sich zur Tür.
    »Verdammt, Sie können mich doch jetzt nicht so einfach hier sitzen lassen!«, rief Mallepieri fast panisch.
    Der Kriminalbeamte zuckte mit den Schultern. »Ich habe es Ihnen ja erklärt.«
    Als er bereits den Türgriff in der Hand hatte, rief Mallepieri ihn zurück. »Warten Sie! Lassen Sie uns noch einmal miteinander sprechen!«
    »Verschwenden Sie nicht meine Zeit!«, gab Brunner kalt zurück. »Wollen Sie uns nun helfen oder nicht?«
    In Mallepieri tobte ein schwerer Kampf. Schließlich brach er innerlich zusammen. »Was muss ich tun?«, fragte er leise.
    Brunner hatte natürlich mit dieser Entscheidung gerechnet. Er trat wieder in den Raum zurück. »Suchen Sie sich ein paar Kleidungsstücke zusammen und nehmen Sie Ihre Papiere mit. Soweit Sie Bargeld im Haus haben, können Sie es auch mitnehmen. Lassen Sie sonst alles stehen und liegen, auch Ihr Handy. Nehmen Sie aber die SIM-Karte heraus. Dann müssen wir zusehen, dass Sie von hier verschwinden. Emolino wird sehr schnell mitbekommen, dass sein Killer hier keinen Erfolg hatte, und einen anderen schicken. Wir bringen Sie in eine sichere Wohnung. Dort werden Sie vernommen.«
    Mallepieri zögerte nicht länger. Er erhob sich und eilte ins Ankleidezimmer, um einen kleinen Koffer zu packen. Nachdem er sich entschieden hatte, gab es keine Zurückhaltung mehr. Wenig später verfrachteten Brunner und ein weiterer Kriminalbeamter ihn auf die Rücksitzbank eines zivilen Polizeifahrzeugs und warfen eine Decke über ihn. Ein paar Minuten später verließ das Dienstfahrzeug Gemünden und fuhr mit hoher Geschwindigkeit in Richtung Würzburg. Außerhalb der Ortschaft konnte sich Mallepieri wieder aufrichten. Schweigend saß er auf dem Rücksitz und kaute angespannt auf seiner Unterlippe. Ihm war klar, dass diese Entscheidung die einzige Chance war, sein Leben zu retten.
    Brunner, der auf dem Beifahrersitz saß, verzog keine Miene, aber der Triumph, diesen dicken Fisch an Land gezogen zu haben, ließ ihn innerlich jubilieren. Vor zwei Jahren war es dem Landeskriminalamt gelungen, einen Undercover-mann in die Organisation von Don Pietro in Würzburg einzuschleusen. Don Pietros Familie agierte von Würzburg in Richtung Oberfranken. Schon lange ging er mit der Absicht schwanger, in Don Emolinos Geschäftsbereich zu »expandieren«. Brunner wusste, dass der verdeckte Ermittler dem Emolino-Klan einen Tipp gegeben hatte. Es war ihnen klar gewesen, dass der Alte sofort reagieren würde. Mallepieri war deshalb engmaschig überwacht worden. Es wäre ihm natürlich lieber gewesen, der Killer wäre am Leben geblieben, aber sie mussten Mallepieri auf jeden Fall unverletzt bekommen. Oberstaatsanwalt Kerner würde außer sich vor Freude sein. Vielleicht war dies der erste Schritt, die Mauer des Schweigens, die Emolino um sich aufgebaut hatte, zu durchbrechen.

2
    Vier Monate später
    Der Wetterbericht hatte im Bereich Nordbayern für Sonntag auf Montag einen schweren Sturm vorausgesagt, der mit Windstärken bis 10 vor allen Dingen über Unterfranken hinwegfegen sollte. Das Unwetter sollte von lang andauernden, sintflutähnlichen Regenfällen und starken Gewittern begleitet werden. Die Bevölkerung wurde aufgefordert, möglichst nicht die Häuser zu verlassen und Parkanlagen und Wälder zu meiden.
    Der schwer gepanzerte, grüne VW-Bus mit den schussfesten, vergitterten Scheiben verließ am Montagmorgen die Justizvollzugsanstalt Würzburg exakt um 8.00 Uhr. Kaum hatte der Fahrer das schützende Dach über dem Innenhof der Strafanstalt verlassen, musste er die Scheibenwischer auf höchste Leistungsstufe stellen, denn in der Mainmetropole regnete es noch immer in Strömen. Die Vorhersage des Wetterberichts war voll eingetreten. Ständig kamen über Funk Meldungen von den Einsatzkräften der Feuerwehr herein, die die ganze Nacht unterwegs gewesen waren, um umgestürzte Bäume zu entfernen und abgedeckte Dächer zu sichern.
    Fluchend wischte Norbert Beckmann, der Beamte, der am Steuer des Gefangenentransporters saß, von innen mit einem Lappen die Frontscheibe frei, die durch den plötzlichen Temperaturunterschied zwischen Außen und Innen schon nach wenigen Metern völlig beschlagen war. Das Gebläse arbeitete lautstark mit höchster Leistung, in dem Bemühen, die Sicht wieder freizumachen. Die Scheibenwischer konnten die Wassermassen kaum bewältigen. Beckmann warf zum wiederholten
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