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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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überdimensionalen Leuchtreklamen blenden meine müden Augen.
    „Wow, echt cool. Der reine Wahnsinn. Schau, Kafka! Wie kannst du nur mit geschlossenen Augen durch dieses Eldorado fahren?“
    Orlando ist der Vergnügungsmetropole mitten in der Mojave-Wüste vom ersten Augenblick an verfallen.
    „Ich bin völlig kaputt. Das Einzige, was mich momentan interessiert, ist ein Bett.“
    Plötzlich taucht der Campanile von Venedig vor uns auf. Bin ich wirklich so besoffen?, frage ich mich.
    „Kanäle und Gondeln, echt irre!“, kreischt Orlando.
    The Venetian erstrahlt vor uns in all seiner Pracht.
    „Du musst zugeben, die Kopie ist perfekt. Dieses Hotel sieht genauso venezianisch aus wie die Palazzi am Canal Grande“, sagt Orlando.
    Der riesige Totenkopf an der Front des Treasure Island gleich daneben entlockt mir ein undamenhaftes Gekicher. „Und die Piraten sind auch nicht weit.“
    „Oh mein Gott, da ist Caesars Palace !“, schreit Orlando. „Hab mal einen Film gesehen, der dort spielt.“
    Unser Chauffeur erklärt uns, dass er den ganzen Strip entlangfahren müsse, um dann umkehren und uns im Pink Flamingo absetzen zu können.
    Mir ist alles egal. Soll er uns doch übers Ohr hauen, wenn es ihm Spaß macht.
    Rechts vor uns erblicke ich das Luxor . Eine schwarze, gläserne Pyramide und davor die Sphinx in Originalgröße.
    „Warum hast du uns nicht im Luxor einquartiert? Alle 4500 Zimmer sind im ägyptischen Stil eingerichtet. Laut meinem Reiseführer fühlt man sich dort in die Zeit der Pharaonen zurückversetzt.“
    „Reg dich wieder ab, Orlando. Die anderen Hotels sind nicht minder spektakulär“, sage ich, als wir am Aladdin vorbeikommen, einem imposanten Palast aus 1001 Nacht. „Am Ende gewinnt immer die Bank. Diese Stadt ist eine einzige Spielhölle.“
    Orlando hört mir nicht zu. Mit weit aufgerissenen Augen starrt er auf die märchenhaften Shoppingcenter und Basare in diesem Disney-World-Wonderland.
    „Da gibt es Wahrsagerinnen. Wäre das nicht ein Job für dich?“
    „Sehr witzig.“ Sowohl meine Mutter als auch meine Großmutter waren österreichische Romni und haben sich mit Wahrsagerei und Kartenlesen etwas Taschengeld dazu verdient. Sie haben mir einige Tricks beigebracht, ich lehne diesen Hokuspokus aber grundsätzlich ab.
    „Hey schau, dort drüben ist der Eiffelturm!“
    „Komm wieder runter. Mir tun bereits die Ohren weh von deinem Geschrei.“
    „Oh, das ist wirklich schön.“ Orlando deutet auf die riesige Fontäne im Teich vor dem Hotel Bellagio .
    „Ja, ganz hübsch. Aber wer weiß, ob das Wasser echt ist. Diese Glitzerwelt ist eine einzige Fata Morgana.“
    „Wohnen wir eigentlich in Bugsy Siegels Hotel?“
    „Keine Ahnung.“
    „Das hieß doch auch Flamingo .“
    „Woher weißt du das?“
    „So was weiß man als gebildeter Mensch einfach.“
    „Angeber!“
    „Soll ich dir die Geschichte von diesem Mafioso erzählen?“
    Ich gebe ihm keine Antwort. Er wird sich sowieso nicht daran hindern lassen.
    „Nach dem Krieg hat Bugsy Siegel das erste Hotel mit einem Spielcasino in dem damals noch unbedeutenden Wüstendorf Las Vegas errichtet. Das Geschäft ist nicht so gut gelaufen. Und Bugsy hat seine Finanziers, die Cosa Nostra, um einen Batzen Geld gebracht. Daraufhin haben sie bei einer Tagung des National Crime Syndicate in Havanna beschlossen, Siegel zu töten. Und er ist kurz darauf tatsächlich ermordet worden. Dabei war er ein weitsichtiger Mann. Er hat geahnt, dass Las Vegas nicht einfach nur ein Zockerparadies sein würde, sondern die Metropole des Entertainment …“
    „Wir sind da“, unterbreche ich ihn, als unser Taxi vor einem der älteren Hotels am Strip hält.
    „Willkommen in Las Vegas, Ladies“, begrüßt uns der Mann an der Rezeption mit einem breiten Grinsen.
    Er wäre wahrscheinlich nicht weniger freundlich, wenn er wüsste, dass die leicht ramponiert aussehende Lady an meiner Seite ein Mann ist. In dieser Stadt ist jeder herzlich willkommen, der bereit ist, sein Geld loszuwerden. Hier dreht sich alles nur um Geld.
    Unser Zimmer liegt in der siebten Etage und ist schwer in Ordnung. Zwei Queensize-Betten in einem großen hellen Raum und ein riesiges Bad, das Orlando sofort mit seinen Kosmetika vollräumt.
    Die Minibar ist exzellent bestückt. Und der Blick auf den Las Vegas Strip, die umliegenden Casinos und auf die Berge im Hinterland beeindruckt sogar mich. Allerdings wage ich mich nicht zu nahe an die Fenster heran. Höhenangst.
    „Du kannst jetzt doch
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