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Blutiger Sand

Blutiger Sand

Titel: Blutiger Sand
Autoren: E Kneifl
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dicht.“
    „Konzentrier dich. Horch in deinen Körper hinein. Ich liebe diesen erhabenen Moment. Wenn sich der große Vogel in die Lüfte erhebt, überkommen mich beinah religiöse Gefühle.“
    „Ist vielleicht doch besser, du hältst den Mund!“
    Ich verstecke mich hinter meiner Zeitung. Beeile mich, einen halbwegs interessanten Artikel zu finden, der mich ein wenig ablenkt.
    Der Start ist das Schlimmste. Erst als das Anschnall-Zeichen erlischt, beruhige ich mich ein bisschen, bestelle aber sogleich einen Whisky.
    Um mir wenigstens einen Start zu ersparen, hatte ich darauf bestanden, von Wien nach Paris mit dem Nachtzug zu fahren, obwohl das unsere Reisekasse um hundert Euro mehr belastet hat.
    Das Flugticket nach Las Vegas hat mir mein Großvater bezahlt. Als Historikerin bin ich seit vielen Jahren daran gewöhnt, von der Hand im Mund zu leben. Ich halte mich meist mit Kellnerinnen- und Barkeeper-Jobs über Wasser.
    Mein schwuler Freund Orlando hat darauf bestanden, mich in die USA zu begleiten. Zu meiner Überraschung ist es ihm gelungen, das nötige Geld für die Reise aufzutreiben. Ich will lieber nicht wissen, wie er das geschafft hat. Vermutlich hat er einen seiner wohlhabenden Lover abgezockt.
    Vor zwei Wochen kontaktierte mich ein Detective einer Sondereinheit des FBI in Las Vegas, die sich um alte unaufgeklärte Mordfälle kümmert. Er informierte mich, dass einer der beiden mutmaßlichen Mörder meiner Eltern gefasst worden ist.
    Meine Eltern sind vor knapp zwanzig Jahren während einer Reise durch die Vereinigten Staaten auf einem Campingplatz an der Route 66 überfallen worden.
    Die Täter haben sie nie erwischt. Dass es sich um mindestens zwei Täter gehandelt hat, haben die Fingerabdrücke im Wohnmobil meiner Eltern verraten. Der Detective teilte mir mit, dass einer der Mörder erneut ein Pärchen niedergeschossen hat. Dieses Mal hat er im Grand Canyon zugeschlagen. Da ihm weitere Überfälle auf Camper im Südwesten der USA angelastet wurden, hat er es im Internet bereits zu fragwürdiger Berühmtheit gebracht. Orlando und ich haben Dutzende Artikel über den „Route-66-Killer“, wie er in den Medien mittlerweile genannt wurde, gefunden.
    Das Pärchen, das er zuletzt ermordete, hatte kurz vorher in einer Wedding Chapel in Las Vegas geheiratet und war auf Hochzeitsreise im Grand Canyon unterwegs gewesen.
    Die Fingerabdrücke auf dem Gepäck des Pärchens waren identisch mit den Fingerabdrücken eines Mannes, der die letzten fünfzehn Jahre wegen bewaffneten Raubüberfalls auf eine einsame Tankstelle im Death Valley gesessen hatte. Derselbe Mann hatte vor fast zwanzig Jahren meine Eltern überfallen.
    Detective Simon Hunter von der Cold-Case-Abteilung war am Telefon optimistisch, bald auch den zweiten Mörder meiner Eltern ausfindig machen zu können. Daraufhin haben Orlando und ich sofort Flüge von Paris nach Chicago und von dort weiter nach Las Vegas gebucht.
    Während Orlando den Transatlantik-Flug verschläft, betrinke ich mich sinnlos. Beim Umsteigen in Chicago verlasse ich mich ganz und gar auf ihn. Den Officer von der Immigrationsbehörde belabere ich mit völlig unsinnigem Geschwätz über den Sinn und Zweck unserer Reise. Erzähle ihm von meinen Vorfahren, den Roma, und dass ich Historikerin sei und den Spuren, die mein Volk in den USA hinterlassen hat, nachgehen möchte.
    Er schaut mich irritiert an. Wahrscheinlich ist es unüberriechbar, dass ich betrunken bin.
    Den Anschlussflug von Chicago nach Las Vegas verschlafe ich.
    Als wir in der Wüstenstadt ankommen, empfängt uns glühende Hitze. Über vierzig Grad Celsius!
    „Wir sind in der Hölle gel…landet“, stammle ich und überlasse es Orlando, unser Gepäck in Empfang zu nehmen und ein Taxi zu besorgen.
    Wir haben ein Doppelzimmer für drei Nächte im relativ preiswerten Hotel Pink Flamingo am Strip gebucht.
    Es ist Mitte April und wir sind in der Stadt der Sünde.

2.
Las Vegas, Nevada, 15. April 2012
    Nicht nur New York City ist eine Stadt, die niemals schläft, auch in Las Vegas machen die vierzig Millionen Touristen im Jahr die Nacht zum Tag. In diesem flimmernden, glitzernden Wunderland, das von Verlierern erbaut wurde, ist Showtime rund um die Uhr angesagt. Angeblich wächst die Stadt um rund tausend Einwohner pro Woche.
    Wir sitzen in einem Taxi und fahren im Schritttempo den Strip entlang, vorbei an Palästen aus Marmor, Gold, Silber und Glas. Ein Luxushotel übertrifft das nächste an Größe und Glamour. Die
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