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Blutige Verfuehrung 6

Blutige Verfuehrung 6

Titel: Blutige Verfuehrung 6
Autoren: Ina Cult
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junge Ding vergewaltigt hatte. Meine Freundin Mareike hätte gesagt: du bist eben naiv und wirst es immer bleiben.
    Lucrezia blieb plötzlich vor einer Boutique sehen und sagte:
    "Das ist es!" Sie zeigte auf ein Kleid im Fenster, das auch mir sofort gefiel. Doch dieser Laden war keine richtige Boutique, sondern ein Kostümverleih mit einem riesigen Angebot. Wir betraten den Laden durch eine scheppernde Tür, die noch zusätzlich in den Angeln quietschte. Eine ältere Frau kam von hinten und fragte nach unseren Wünschen.
    "Das Kleid im Fenster", sagte Lucrezia und ging zu der Auslage. Die Frau sah uns überrascht an.
    "Das ist unverkäuflich", sagte sie,
    "nur Dekoration." Die Schaufensterpuppe, die das Kleid trug, war etwa so groß wie ich und hatte ebenfalls dunkle Haare. Die Verkäuferin stellte sich hinter ihre Verkaufstheke und zeigte auf die Reihen Kleiderständer, die im hintern Teil des Ladens standen. Doch das interessierte uns nicht.
    "Kann ich das Kleid wenigstens anprobieren?" fragte ich. Die Verkäuferin machte ein ärgerliches Gesicht.
    "Es passt ihnen nicht, es ist zu groß!", sagte sie. Doch ich blieb hartnäckig.
    "Ich möchte es wenigstens probieren." Schließlich kam die Frau wieder hinter ihrer Theke hervor und schlüpfte ins Schaufenster. Sie öffnete den Reißverschluss des Kleides und stülpte es der Puppe vorsichtig über den Kopf. Es war ein Traum aus schwarzem Tüll und Spitze. Sie zeigte es mir und sah mich an, wie wenn sie sagen wollte: das hat doch keinen Sinn. Ich nahm es und hielt es vor mich hin, um mich dann im Spiegel anzusehen. Es war so schön, dass ich es sofort anziehen wollte. Ich verschwand damit in der Kabine. Auf der Rückseite hatte es ein Etikett auf dem 'Armani' stand. Wieder ein Armani-Kleid. Das musste mir einfach passen. Ich kam aus der Kabine und drehte mich im Kreis. Die Verkäuferin schlug die Hand vor den Mund und bekam große Augen. Lucrezia gab einen Seufzer von sich, den ich nicht einordnen konnte.
    "Gefällt es dir?", fragte ich deshalb.
    "Wahnsinn!", sagte sie, das wurde für dich gemacht.
    "Was soll das Kleid kosten?", fragte ich und bewunderte mich weiter im Spiegel.
    "Ich habe es ihnen gleich gesagt, es ist unverkäuflich." Lucrezia kam nahe zu mir und raunte mir ins Ohr:
    "Soll ich sie beißen?"
    "Nein, bist du verrückt, wir müssen sie überreden. Überlass das mir!"
    "Es ist mein Hochzeitskleid.", sagte ich zur Verkäuferin, sie müssen es mir verkaufen.
    "Dieses Kleid ist 60 Jahre alt und wurde zur Uraufführung von "La Traviata" in Venedig genäht. Violetta, die Braut ist darin im letzten Akt gestorben. Das ist kein gutes Omen für eine Hochzeit." Meine Italienischkenntnisse hatten nicht ausgereicht, diese Geschichte zu verstehen, deshalb übersetzte mir Lucrezia schnell den letzten Satz.
    "Gut, ich biete ihnen dafür 2000 Euro und ich brauche dazu noch die passenden Schuhe.", sagte ich zu der Frau. Sie sah mich verständnislos an, doch dann ging sie zum Telefon. Lucrezia zwinkerte mir zu, denn das Gespräch dauerte eine halbe Ewigkeit. Schließlich kam sie zu uns zurück und sagte resigniert:
    "Sie können es haben, aber Schuhe habe ich nicht, nur einen Schleier." Sie verschwand im Nebenraum und kam mit einem langen schwarzen Schleier zurück, den sie mir hinhielt. Ich wickelte ihn mir um den Kopf und Lucrezia klatschte vor Begeisterung in die Hände.
    "Das ist wirklich super!", sagte sie und strahlte mich an. Ich bezahlte wieder mit meiner Karte und sagte zu der Frau:
    "Schicken sie das Kleid an die Fürstin von Gradara aufs Schloss." Sie hielt uns die Türe auf, als wir den Laden verließen und blickte uns nach.
    "Jetzt brauchen wir noch etwas Nettes für dich.", sagte ich zu Lucrezia.
    "Ich will aber nicht in schwarz auf deiner Hochzeit tanzen", sagte sie und machte einen Schmollmund.
    "Ich hätte lieber ein rosa oder gelbes Kleid."
    "Das passt zu dir auch besser. Wir finden bestimmt eines."
    Lucrezias Wunsch nach einem bonbonfarbenen Kleid war leicht zu erfüllen. Diese Farben waren anscheinend gerade 'in' und so standen gleich mehrere zur Auswahl. Doch Lucrezia konnte sich lange nicht entscheiden. Erst als ich sagte:
    "Wir müssen bald zurückfahren, denn ich habe noch einen Arzttermin.", beschloss sie, ein zartgelbes Kleid zu kaufen, das aus ihr einen Engel machte. Sie lachte und sagte:
    "Das sieht viel eher nach einem Hochzeitskleid aus, als deine schwarze Robe!"
    Dr. Santorini wollte gerade seine Praxis schließen, als ich vor der Türe
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