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Blutige Verfuehrung 4

Blutige Verfuehrung 4

Titel: Blutige Verfuehrung 4
Autoren: Ina Cult
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erinnerte ich mich an Orlandos Aussage, nicht zu 'nuttig' auszusehen. Das war bei mir gar nicht so einfach, die Grenzen waren fließend. Ein zu kurzer Rock oder ein zu enges Shirt waren schon kritisch für meine Figur. Ich zog trotzdem ein hautenges Strickkleid an, das einen tiefen V-Ausschnitt hatte und hinten einen langen Schlitz, der viel von meinen Beinen freigab. Es war mintgrün und glänzte leicht. Zu meinen schwarzen Locken sah es wunderbar aus. Dann fand ich die ultimativen Schuhe dazu. Sie waren aus dunkelgrünem Lackleder, so hoch, dass ich kaum darin gehen konnte. Aber sie waren das Tüpfelchen auf dem i. Ein buntes Seidentuch, das ich mir um meine Frisur drapieren würde, wäre dann die perfekte Ergänzung.
    Als ich die Kammer verließ, kam mir mein Vater entgegen. Er blieb überrascht stehen, denn das grüne Kleid hatte ich gleich angelassen. Er sah mich anerkennend von oben bis unten an und sagte:
    "Ich wünsche dir viel Erfolg heute Nacht! Bleib mit Orlando zusammen, er ist ein guter Lehrmeister!"
    "Danke!", sagte ich und zwängte mich an ihm vorbei. Ein guter Lehrmeister! Wusste mein Vater da, was er sagte? Ahnte er, dass mich Orlando so oft verführte, wie es nur ging. Dass er heiß darauf war, in mich einzutauchen und mein Blut zu trinken? Ich glaube nicht, dass das der Inhalt eines Gespräches zwischen Vater und Sohn war. Er hatte wahrscheinlich keine Ahnung was zwischen mir und Orlando ablief und vielleicht war das gut so.
    Heute Nacht jedenfalls würde ich mir einen neuen Liebhaber oder sollte ich besser Opfer sagen, suchen. Das war mein Ziel. Ich freute mich schon darauf, endlich wieder einmal in eine Disco zu gehen. Das Leben hier im Clan war ziemlich öde und konnte durch die Jagd nur besser werden.
    Als ich wieder in meinem Salon war, hörte ich das Summen meines Handys. Nicholas war am Apparat. Seine Stimme war kaum zu verstehen und ich sagte zu ihm:
    "Ich muss an ein Fenster gehen, die Verbindung ist so schlecht." Doch Nicholas sprach einfach weiter. Er klang so fremd, dass ich einen Augenblick dachte, ich hätte mich geirrt. Er sagte:
    "Die Polizei hat endlich eine Spur, die nach Österreich führt. Mein Vater ist inzwischen in der Klinik, er hatte einen Herzinfarkt. Die ganze Verwandschaft ist inzwischen angereist und versucht zusammen mit den Kommissaren nachzuvollziehen, was während dem Konzert geschehen ist. Die Tante, die Mimi begleitet hat, kann sich an Nichts erinnern. Sie hat regelrecht einen Blackout. Aber Mimi ist noch in einer Kneipe in Begleitung eines südländischen Typen gesehen worden, der viel älter war als sie. Man vermutet, dass es sich um einen Mann aus Österreich handelt, der letztes Jahr dort aus einem Gefängnis ausgebrochen ist. Ach Lucia, wenn du nur hier wärst, das wäre ein großer Trost für mich."
    "Das ist ja alles schrecklich!", sagte ich, denn Nicholas Stimme schien zu versagen. Trotzdem sprach er weiter:
    "Mich haben sie auch schon zum x-ten Mal befragt, zu den Gewohnheiten und ihrem Aussehen. Aber mir fällt auch nichts Auffälliges mehr ein. Sie ist einfach ein ganz normaler Teenager, wie tausend andere auch. Kannst du dir vorstellen, dass ich seit zwei Tagen kein Auge zu getan habe?"
    "Es tut mir so leid, was geschehen ist", sagte ich und fühlte, wie wenig ich Nicholas helfen konnte. Mein Hals war wie ausgetrocknet und meine Augen füllten sich mit Tränen.
    "Ich hoffe, dass man sie bald findet.", fügte ich automatisch hinzu. Was für eine gemeine Lüge! Mein Herz schlug mir bis zum Hals. Doch was hätte ich ihm denn sagen sollen? Dass Mimi in die Hände von Vampiren gefallen war und als Blutreserve diente? Das war so abartig, dass man es gar nicht zu Ende denken konnte. Nicholas sagte zum Abschluss:
    "Ich melde mich wieder, wenn es Neuigkeiten gibt. Ich liebe Dich!"
    "Ich liebe dich auch!", sagte ich und hauchte einen Kuss ins Telefon.
    Wie benommen blieb ich auf dem Bett sitzen. Ich hätte mich längst fertig machen sollen, denn es war schon kurz vor 22 Uhr. Schwerfällig erhob ich mich und ging in mein Badezimmer. Die Wanne zeigte noch immer Reste von Blut und der Gedanke, dass ich mich hier mit Orlando vergnügt hatte, zog mein Herz zusammen. Nicholas würde mich so dringend brauchen und ich war nur auf der Jagd nach Sex und Blut. Würde sich in meinem Leben daran noch etwas ändern?
    Ich war verzweifelt, aber ich musste endlich wieder zu mir finden. Ich schminkte mich, nicht besonders auffällig, aber wie immer in Richtung Amy Vinehouse.
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