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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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eintreten. Seine Schönheit blendete mich fast. Ich widerstand nur mit Mühe der Versuchung, meine Augen mit der Hand zu bedecken.
    »Alex, wie geht es dir?«
    »So fürsorglich?«
    »Du bist mein Freund.«
    Ich bedeutete ihm, Platz zu nehmen. »Schon viel besser. Ich glaube, ich habe hundert Jahre geschlafen.«
    Sein vertrautes Lächeln tat mir gut. »Dann brauchst du jetzt nur noch einen Schluck Elfenblut ...«
    Ich wehrte lachend ab. »Willst du mich umbringen?«
    Mit der ihm eigenen, katzenhaften Eleganz zog er sich einen Stuhl an mein Bett und setzte sich. »Ich habe eine ganze Menge herausgefunden während deines hundertjährigen Schlafs, Dornröschen.«
    Ich grinste.
    »Möchtest du die ganze Geschichte hören?«
    Ich nickte.
    Doch Dygwion zögerte. »Ist dir recht, dass er ...«, er deutete auf Brian, »hier bleibt?«
    »Ja, natürlich.«
    Brian machte ein ärgerliches Gesicht, obwohl er versuchte, es zu verbergen.
    Die ersten Dinge, die Dygwion mir erzählte, waren keine Neuigkeiten für mich. Lucía und Lance hatten mir nicht viel verheimlicht, wie ich feststellte. Doch dann wurde es interessant: »Lance und Dymas kannten sich schon länger, offensichtlich hat der alte Grieche Lance schon einmal einen Gefallen getan. Jedenfalls hatte der Dymas gegenüber noch eine Verpflichtung. Das hat Dymas ausgenutzt; die Geschichte mit Silk, damit hat der Grieche gar nichts zu tun gehabt. Das war Lances Idee gewesen. Er hatte seine Chance gewittert, seinen Sohn zu bekommen.«
    »Ich verstehe überhaupt nichts«, sagte ich frustriert. Doch so langsam fügte sich alles zu einem Gesamtbild zusammen.
    Dygwion zog eine eigenartige Grimasse. »Ich möchte dich nicht bloßstellen.«
    Ich lächelte matt. »Du bist ein echter Freund. Aber sag es ruhig, Brian kennt mich ... ähm, in- und auswendig.«
    Der Elf grinste. »Davon hörte ich schon.«
    Brian schüttelte ein wenig verlegen den Kopf. Für den Augenblick hatte er soviel Ähnlichkeit mit seinem Sohn, dass es fast unheimlich war.
    »Also?« fragte ich.
    »Lance musste noch etwas für Dymas tun, und der wollte sich an dir rächen ...« Dygwion seufzte. »Lance sollte dich dazu bringen, dass du ein paar deiner kostbaren Tränen vergisst, was dem Griechen wohl noch nicht gelungen war.«
    Ich schluckte. »Was?«
    »Er sollte dich zum Heulen bringen, alter Freund. Und da du jetzt wieder frei bist, nehme ich an, dass er es geschafft hat.« Er klang herablassend und ein wenig gehässig.
    Ich runzelte die Stirn und ärgerte mich. »Na und?«
    Aber ich konnte Dygwions eigenartigen Tonfall verstehen: Für einen Elf vom Unseelie Court war es undenkbar, auch nur eine Träne zu vergießen. »Ihr seid verdammte Machos ...«, sagte ich müde.
    »Nimm’s mir nicht übel, Alex. Aber er hat dich damit entehrt.«
    Ich winkte ab. »Meine Güte, Dyg ... du weißt ja nicht, was Lance noch mit mir gemacht hat ...«
    »Das will ich auch gar nicht wissen«, warf der Sidhe rasch ein.
    Ich verstand ihn; er wollte nicht an meiner Demütigung teilhaben. Und ich hätte ihm auch keine Einzelheiten anvertraut. Der Sidhe verachtete Menschen, und er verachtete ihre Schwächen. Und meine Schwäche war verdammt menschlich gewesen. Ein Umstand, der mich aus irgendeinem Grund aufheiterte.
    »Wenn es Dymas darum ging, gut, dann gibt er jetzt hoffentlich Ruhe.«
    »Gut, dass ich euch nicht verstehen muss.« Dygwion entblößte die Zähne zu etwas, das entfernt an ein Lächeln erinnerte.
    »Wo ist Julian?«
    Brian grinste. »Als er dich gesehen hat, ist er geflohen und hat sich in seinem Zimmer eingeschlossen.«
    »Ich wusste gar nicht, dass dein Sohn so unhöflich sein kann«, sagte ich erstaunt.
    »Nun, ich gebe zu, ich kann verstehen, dass er abgehauen ist.« Dygwion stand auf. »Schade, ich hätte ihn gern noch gesehen.«
    Ich erhob mich ebenfalls. »Es sind wohl einige Dinge während meiner Abwesenheit passiert, die ich nicht gebilligt hätte«, brummte ich mit hochgezogenen Augenbrauen.
    Brian lächelte. »Du hättest nichts dagegen gehabt ...«
    »Meinst du?«
    Er strich mir über den Kopf und grinste anzüglich. »Ich weiß es.«
    Dygwion stand in der Tür, da drehte er sich noch einmal um. »Ach, Alex – ich habe dir noch jemanden mitgebracht.«
    Seine Stimme war so eigenartig, dass mein Kopf zu ihm herumflog. »Wen?«
    Der Elf lächelte breit, seine kurzen, kräftigen Fangzähne blitzten auf. »Das errätst du nie, mein Freund!«
    »Ich steh’ auch nicht auf Ratespiele.«
    Doch Dygwion hatte nicht
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