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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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nicht überlassen wollte«, herrschte die Seherin ihren Sohn an. »Abgesehen von seinem unschätzbaren Wert war er euer Sohn!«
    Lance schwieg.
    Auch er ist nur eine Schachfigur , dachte Alex überrascht. Nur eine Marionette im Spiel der ganz Großen. Und das waren hier in Limara die Magier und Seher. Hätte Lance wirklich die Macht gehabt, er hätte sicher alles daran gesetzt, Silks Leben zu retten.
     
     

Gabriel zog Brian mit sich. Er sah blass aus, angeschlagen. Doch Brian fragte nicht nach. Er wusste, dass er keine Antwort erhalten würde.
    »Wir warten am Portal auf ihn.«
    Brian versuchte, seinen Arm loszumachen, doch Gabriels dünne Finger krallten sich in sein hartes Fleisch.
    »Und wenn er doch nicht gehen darf?«
    Gabriel starrte ihn kurz an, in seinen bernsteinfarbenen Augen blitzte etwas auf, das Brian nicht einordnen konnte. »Er wird kommen. Verlass’ dich darauf.«
    »Jetzt sag mir schon, was los ist! Hast du diesem Lance ein Geschäft angeboten?«
    Warnend legte Gabriel den Zeigefinger auf die schmalen Lippen.
    »Wir warten am Portal und Schluss. Ich werde nicht mit dir herumstreiten.«
    Alex fühlte sich wie ein Greis, als er in den großen düsterroten Saal trat. Erstaunt bemerkte er, dass kein Diener und kein Wächter anwesend war. Astaran stand an der Tür und nickte ihm leicht zu.
    Lance saß auf seinem hohen Thron, auf seinem Schoß saß ein schmaler junger Mann – es war Raphael.
    »Raphael!«
    Der Kopf des jungen Mannes schnellte herum. Alex sah die widerstreitenden Gefühle in seinem Gesicht. Seine Angst, seine Lust, seinen Ehrgeiz ... und Trauer. Und er fragte sich, ob er denselben Gesichtsausdruck gehabt hatte, als er auf Lances kräftigen Oberschenkeln gesessen hatte.
    »Willst du dich verabschieden, Alexander?« fragte Lance. Er schob Raphael von seinem Schoß. In seinen Augen sah Alex noch immer die Dunkelheit, die Silks Tod in sein Leben gebracht hatte. Eine riesige, unheilvoll schwarze Kluft.
    »Ja, verabschieden «, bestätigte Alex sarkastisch. Er sah Raphael prüfend an.
    »Dachtest du, er würde sich für dich entscheiden?« Lance lächelte bitter.
    Alex zuckte mit den Schultern. »Vielleicht. Ich bin eingebildet genug.«
    »Meine Gastfreundschaft brauche ich dir wohl nicht anzubieten.«
    Der Vampir hob abwehrend die Hände. »Nein, das wirklich nicht. Ich bin kein Masochist.«
    Lance brachte ein hässliches Grinsen zustande, mit dem Alex nichts anfangen konnte. Woher kam Lances plötzlicher Stimmungswechsel? Er hatte doch nicht allen Ernstes geglaubt, nach allem, was er ihm angetan hatte, dass Alex Wert auf seine Gastfreundschaft legen würde!
    »Dann geh’ jetzt!«
    »Nichts lieber als das.« Er wandte sich um und verließ mit großen Schritten den Saal. Mit einem Mal fühlte er sich unglaublich schwer, müde, deprimiert und ebenso erleichtert. Er konnte es noch gar nicht fassen, dass er jetzt alles hinter sich haben sollte.
    »Alex? Alex, warte!«
    Raphael kam hinter ihm hergelaufen. Er sah traurig aus, aber nicht unglücklich.
    »Du wirst jetzt wirklich gehen, nicht wahr?«
    Alex nickte. Er hob die Hand, um Raphael zu berühren, doch er ließ sie wieder sinken.
    »Siehst du – entweder Bote oder Hure ...«
    »... und irgendwann wird man umgebracht, oder?«
    Raphael zuckte mit den Schultern. »Vielleicht.«
    »Ist das hier dein Wunsch?« wollte Alex wissen. Er musterte Raphael intensiv.
    Raphael nickte. »Ja, das ist mein Leben.«
    Er zögerte einen Moment, dann: »Danke, Alex. Ich habe dir mein Leben zu verdanken!«
    »Ich wünsche dir alles erdenklich Gute.«
    Sie umarmten sich stumm. Dann machte Raphael sich von ihm los und rannte in den Saal zurück. Doch Alex hatte die Tränen in seinen Augen schimmern sehen.
    Astaran begleitete ihn zum Portal. Als sie die langen, dunklen Gänge entlanggingen, ihre Schritte auf dem Steinboden hallten, bekam Alex eine Gänsehaut. Es fiel ihm schwer, seinen Schritt zu bremsen, nicht einfach die Beine in die Hand zu nehmen, um zu Gabriel und Brian zu laufen. Er musste endlich weg von hier.
    Plötzlich stellte sich ihnen Lucía in den Weg. Alex hatte sie auch diesmal weder gehört noch ihre Anwesenheit gespürt.
    »Du bist jetzt wieder frei?«
    Ihre Frage klang eher nach einer Feststellung.
    »Das hoffe ich«, brummte Alex.
    Sie schenkte ihm ein warmes Lächeln. Das Licht der Kerzen brachte ihr weißes, mit roten Strähnen durchwirktes Haar eindrucksvoll zur Geltung. Sie hielt ihn am Arm fest.
    »Bei allem, was er dir angetan hat – war
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