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Blutige Tränen (German Edition)

Blutige Tränen (German Edition)

Titel: Blutige Tränen (German Edition)
Autoren: Simon Rhys Beck
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hier.«
    »Du musst mir unbedingt alles erzählen.«
    »Später ...« Alex versuchte, die bleierne Müdigkeit abzuschütteln. Er brauchte jetzt einen klaren Kopf. »Wenn wir von hier wegkommen. – Lance will mich nicht gehen lassen.«
    Astaran trat einen Schritt nach vorn. »Ich denke, er wird.«
    Erstaunt sah Alex ihn an. Er erinnerte sich an Lances Worte: Du wirst nie wieder in deine eigene Welt zurückkehren.
    »Warum glaubst du das?« Es fiel ihm noch sehr schwer, ganze Sätze zu formulieren. Seine Stimme war krächzig, das Sprechen schmerzte in seiner Kehle.
    »Wegen Gabriel ...«
     

20
    Lance schien seltsam befriedigt, trotz seiner Trauer. Sein Zorn war verraucht. Doch er war nicht zu Alex gekommen, um sich zu entschuldigen. Er war nur gekommen, um zu reden, was den Vampir nicht überraschte.
    Er trat auf Alex zu und entfernte das lederne Halsband von seinem Hals. Es war Alex so vertraut, dass er sich erst daran gewöhnen musste, es nicht mehr zu spüren.
    »Ich weiß nicht, ob es nicht vielleicht alles schlimmer gemacht hat.« Lance gab ein seltsames Geräusch von sich. »Silk war geboren, um zu herrschen, und bestimmt, ein tragisches Ende zu finden. Bereits bei seiner Geburt wurde es Isgira prophezeit ...«
    Alex sah ihn lange und nachdenklich an. Er wusste nicht, was er von Lance halten sollte – er spürte einfach nichts, wenn er ihn so betrachtete. Er hätte ihn hassen sollen, aber da war nichts. Gähnende Leere. Lance hatte jedes Gefühl ausgelöscht. Alex war zwar körperlich einigermaßen wiederhergestellt, nur seine Wangen waren noch eingefallen, doch psychisch war er arg angeschlagen.
    »Ich hatte versucht, das Schicksal zu beeinflussen«, fuhr Lance langsam fort. »Vergeblich.«
    »Hört sich nach der Sage von Ödipus an«, warf Alex müde ein.
    »Ja, die kenne ich auch. Vielleicht hast du recht, vielleicht konnte er seinem Schicksal gar nicht entrinnen – und wir können es auch nicht.«
    »Silk hat es gewusst. Er hat sich seiner Bestimmung gestellt, um einen Krieg zwischen Euch und Isgira zu vermeiden.« Lance nickte.
    Silks Eifersucht auf Raphael verschwieg Alex bewusst. Was hätte es noch gebracht, darüber zu reden? Lance musste wissen, dass er den Jungen damit verletzt hatte.
    »Hättet Ihr ihn herrschen lassen?«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, niemals. Er war noch ein Kind.« Neugierig sah er ihn an. »Woher weißt du all diese Dinge? Das habe ich mich schon die ganze Zeit gefragt.«
    »Von mir!« Lucía betrat die Kammer, und Lance fuhr herum.
    »Das hätte ich mir denken können.«
    Alex hörte die beherrschte Wut in seiner Stimme.
    »Es war nicht recht, dass du deinen Sohn in dieser Weise geliebt hast. Und es war nicht recht, dass du einen Unsterblichen hergeholt hast, damit er dir zu Diensten ist.« Sie trat langsam auf den Herrscher zu. »Selbst du, mein Sohn, hast nicht alle Fäden in der Hand.«
    »Nicht alle, leider.«
    »Du hast dich von dem Unsterblichen Dymas verleiten lassen, daher wird dir der hohe Rat diese Blutschande verzeihen. Ohne Alexander wäre Silk niemals wieder in deine Nähe gelangt. Und ohne Dymas wärest du nie auf Alexander aufmerksam geworden. Dymas hat nur versucht, dich zu benutzen, um seine eigenen Rachegelüste zu befriedigen.«
    Lance lächelte kalt. »Es war ein faires Abkommen, Lucía. Ich stand in seiner Schuld.«
    Alex starrte ihn unbewegt an. Dymas. In seinem Innern krampfte sich alles zusammen. Das war so verrückt, dass er fast darüber gelacht hätte.
    »Sag das nicht zu laut, wenn du weiterhin an der Macht bleiben willst, mein Sohn«, warnte Lucía. »Der hohe Rat der Seher und Magier hat die Möglichkeit, dich abzusetzen.«
    »Belehr’ mich nicht über meine eigenen Gesetze.« Er sah seine Mutter düster an. »Silk ist tot – und nichts kann ihn zurückholen. Niemand kann ihn mir wiederbringen.«
    Sie nickte. »Wie es vorherbestimmt war. Jetzt kann wieder Frieden einkehren ...«
    »Frieden? Dass ich nicht lache! – Isgira hat bereits ihre Truppen aufgestellt. Sie wird versuchen, Singaril zu erobern.«
    »Aber diese Stadt hat keinen Wert für dich«, stellte Lucía fest. »Es ist nur ein kleiner, unbedeutender Randbezirk.«
    »Ich werde fähige Krieger verlieren.«
    Lucía starrte ihren Sohn an. Ihr Blick war so kalt und berechnend, dass selbst Alex erschauderte. »Dann schließ’ einen Pakt mit ihr. Euer Sohn ist tot. Ihr seid nun gefragt, das Land wieder zu einen.«
    »Ich werde ...«
    »Du kannst es ihr nicht verübeln, dass sie dir Silk
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