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Blutige Erde Thriller

Titel: Blutige Erde Thriller
Autoren: Kyle Mills
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erwiesen hatte. In Gegenwart jener seltenen Menschen, die noch intelligenter waren als er, fühlte er sich jedoch tendenziell unwohl. Es war ein Vorteil, den er nur äußerst ungern aufgab.
    »Gehen wir doch in mein Büro, Aleksei. Ich werde Ihnen einen Drink mixen.«
    »Zuerst werden Sie meine verdammte Frage beantworten.«
    »Es gibt da ein paar Dinge, die gegen uns arbeiten«, sagte Trent und setzte sich den Flur hinab in Bewegung, denn er wollte Fedorov unbedingt von den Fenstern weglotsen, die auf die Straße hinausgingen. »Diese Dinge sind
alle kaum zu kontrollieren. Die amerikanische Wirtschaft ist im Augenblick deutlich schwächer, und dadurch sind die Leute nicht mehr so großzügig. Außerdem haben wir zwar eine Zeit lang sehr viel Aufmerksamkeit von der Presse bekommen, doch inzwischen hat das Interesse an den Problemen in Afrika nachgelassen. Der Mittlere Osten, politische Skandale und sogar die globale Erwärmung erhalten von den Medien mehr Beachtung.«
    Er blieb stehen und ließ Fedorov beim Eintreten in das Büro den Vortritt. Im schwachen Licht konnte Trent den Gesichtsausdruck des Mannes nicht deuten, und er hatte keine Ahnung, wie sein Gegenüber aufnahm, was er gerade zu hören bekam. Dadurch war es ihm unmöglich, Ton und Vorgehen in geeigneter Weise anzupassen.
    »Wir tun, was wir können, Aleksei, aber …« Er ließ den Satz unvollendet ausklingen. Während er selbst zwei Gläser Whiskey einschenkte, ging Fedorov im Büro auf und ab und besah sich Dinge, die ihn zweifellos nicht interessierten.
    Nach ein paar Sekunden wurde das Schweigen unangenehm, und Trent ertappte sich dabei, wie er aus reiner Nervosität wieder zu sprechen anfing. »Im Augenblick arbeiten wir an einer umfangreichen Partnerschaft mit USAID, und ich bin da ganz zuversichtlich. Wir werden die verantwortlichen Leiter eines Zwanzig-Millionen-Dollar-Projekts sein. Im Moment haben wir zwar noch CARE als Konkurrenten, aber ich glaube, wir werden den Zuschlag bekommen. Die Gefahr liegt eher darin, dass die USA die finanzielle Unterstützung ganz einstellen. Die Bedingungen in dem Teil Afrikas, in dem wir arbeiten, werden immer schlechter, und es ist schwierig, die Leute davon zu überzeugen, dass das Geld, das sie dort investieren, etwas bewirken kann.«
    Fedorov drehte sich um und nahm den Whiskey entgegen,
den Trent ihm reichte. Er fixierte das Glas, als könnte es vergiftet sein. »Ich habe Ihre neue Kampagne gesehen, Stephen. Sie ist scheiße. Schon wieder ein Haufen glücklicher Nigger mit Schaufeln in der Hand.«
    »Aleksei -«
    »›Unsere Arbeit hier ist getan‹«, fuhr Fedorov fort. »Ist es das, was Sie sagen wollen? Denn genauso verstehe ich es: ›Afrikaner sind so glücklich und gesund, dass ich finde, sie sollten mir Geld geben.‹«
    »Wie ich schon sagte, Aleksei, wir müssen ein gewisses Maß an Fortschritt und Stabilität zeigen. Unsere Fokusgruppen -«
    »Ihre Fokusgruppen?«, schrie Fedorov. »Warum geben Sie mir nicht die Adressen Ihrer Fokusgruppen? Dann kann ich mich mit ihnen darüber unterhalten, warum ich kein Geld verdiene.«
    »Ich glaube -«
    »Habe ich etwa Unrecht, Stephen? Sagen Sie mir, dass ich Unrecht habe. Sagen Sie mir, dass ich nicht rechnen kann.«
    »Das behaupte ich ja gar nicht -«
    »Haben wir keine Fotos von toten Kindern? Warum sind Sie der einzige Mensch auf diesem beschissenen Planeten, der es nicht schafft, tote Afrikaner aufzutreiben, um sie zu fotografieren? Dabei kommt man in dem Land nicht einmal drei Meter weit, ohne über einen zu stolpern.«
    »Es ist ja nicht so, dass -«
    »Erinnern Sie sich an dieses Bild von dem verhungernden Kind mit dem Aasgeier direkt daneben? Das hat die Leute dazu gebracht, Geld spenden zu wollen.«
    Trent versuchte sich daran zu erinnern, wie oft das Thema bereits auf dieses spezielle Bild gekommen war, und fragte sich, wie oft er wohl noch seine Entscheidung verteidigen müsste, nichts Ähnliches zu verwenden.

    »Eine derartige Strategie würde in dieser Situation gegen uns arbeiten, Aleksei. Und wir müssten uns mit einem gewissen Maß an Gegenreaktionen und misstrauischer Aufmerksamkeit auseinandersetzen, die wir - da sind wir beide uns sicher einig - nicht gebrauchen können. Wir müssen unser Image sehr sorgfältig kontrollieren.«
    »Hilfsorganisationen funktionieren nicht auf der Basis von guten Absichten, Stephen.«
    Es war unmöglich zu sagen, ob die Ironie in dieser Bemerkung beabsichtigt war oder ob er wohl zu verstehen geben sollte,
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