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Blutige Asche Roman

Titel: Blutige Asche Roman
Autoren: Marion Pauw
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Mitleidenschaft gezogen, als er damit auf Victor Asschers Jaguar losging. Nein, Mama. Die Mordwaffe ist höchstwahrscheinlich ein Qualitätsmesser, das ein ähnliches Format hat wie das Början. Die KTU denkt da an eines der Marke Wüsthof, um ganz genau zu sein. An das dreiundzwanzig Zentimeter lange Küchenmesser der Serie Cordon Bleu. Aus einem Stück geschmiedet. Unverwüstlich. Als ich den Bericht las, dachte ich: Verdammt, ich kenne jemanden mit solch einem deutschen Qualitätsmesser.«
    Meine Mutter saß reglos auf dem Sofa.
    »Dass du das Messer nicht weggeworfen hast! Unglaublich. Stell dir vor, du hättest dir ein Neues kaufen müssen für … wie viel kostet das Ding? Achtzig Euro? Wenn ich an
all die Male denke, die ich dich damit Paprika, Tomaten und Lauch schneiden sah. Das ist ja krank.«
    Meine Mutter reagierte immer noch nicht. Ich schnippte mit den Fingern direkt vor ihrem Gesicht. »Hör mir noch einen Moment zu, Mam. Wir sind noch nicht fertig. Denn was du mir noch erzählen musst, ist das Warum. Das ist das Einzige, das ich noch wissen will.«
    »Wir sind gleich fertig.«
    Ich erschrak. Ich erschrak dermaßen, dass ich beinahe nach hinten auf den gläsernen Couchtisch fiel.
    Twan van Benschop kam aus der Küche und stellte sich mit dem dreiundzwanzig Zentimeter langen Küchenmesser der Serie Cordon Bleu von Wüsthof vor mich hin. »Meinst du vielleicht dieses Messer?«
    Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich zitterte. »Ja, genau das. Das mit der leicht verbogenen Klinge.«
    Van Benschop kam näher, das Messer drohend vor sich ausgestreckt. Ich konnte kaum glauben, dass mir der alte Mann etwas antun wollte, schon gar nicht im Beisein meiner Mutter. Vielleicht beging ich deshalb den Fehler, nicht zur Haustür zu rennen.
    »Aber warum? Erzähl mir wenigstens, warum.« Wie unglaublich dumm ich gewesen war, zu meiner Mutter nach Hause zu gehen. Ich hatte sie mit meinen neuesten Erkenntnissen konfrontieren wollen und gehofft, sie hätte eine plausible Erklärung dafür. Mit van Benschops Anwesenheit hatte ich natürlich nicht gerechnet.
    »Rosita hat ihren Tod mehr als verdient.«
    »Ach ja? Gilt das auch für ihre kleine Tochter? Für die kleine Anna mit den blonden Engelslocken?«
    Meine Mutter beschloss, diese Bemerkung zu ignorieren.
»Es gab mehr als genug Gründe, Rosita Angeli ins Jenseits zu befördern. Zunächst einmal war sie eine Gefahr für Ray. Das Verhältnis war extrem angespannt, und ich wollte nicht, dass Ray Dinge tut, die er später bereut. Du weißt nicht, wie er ist.«
    »Du willst wirklich immer nur sein Bestes, was? Zum Glück sitzt er jetzt unschuldig in der Hopperklinik und …«
    »Halt den Mund.« Twan van Benschop fuchtelte drohend mit dem Messer.
    »Jetzt werden Sie mal wieder normal«, sagte ich laut, obwohl mich der Anblick des großen Messers nervös machte.
    »Und dann war es nun mal so, dass die reizende kleine Rosita von ihrem Geliebten in unser Verhältnis eingeweiht war.« Sie wies mit dem Kinn zu Twan van Benschop. »Sie hatte vor, mir mit diesem Wissen das Leben zur Hölle zu machen und dann tüchtig abzukassieren. Ein Plan, der leider nicht funktioniert hat.« Meine Mutter, die Mörderin, zählte die Gründe eiskalt auf.
    »Warum hast du Ray dafür büßen lassen? Wie konntest du nur?«
    Meine Mutter schüttelte den Kopf. Mit etwas gutem Willen hätte man sagen können, dass sie traurig aussah. »Das war nie meine Absicht. Ich hab alles dafür getan, dass man ihm den Mord nicht in die Schuhe schieben kann.«
    »Die Zigarette«, sagte ich. »Bist du krank.«
    »Es ging nicht anders, Iris. Ich habe nie gewollt, dass die Schuld auf Ray fällt. Woher hätte ich wissen sollen, dass er an jenem Tag früher von der Arbeit nach Hause kommt? Das hat er noch nie gemacht. Und siehst du denn nicht, dass es Ray in der Klinik viel besser geht? Jetzt hat er seine Fische und kann endlich zur Ruhe kommen.«

    »Du dagegen«, sagte Twan van Benschop, »… bist zu weit gegangen. Du lässt uns keine andere Wahl. Dabei haben wir dich beide noch gewarnt.« Er stellte sich hinter mich und nahm mich in den Würgegriff. Er war erstaunlich kräftig für sein Alter. Die verbogene Messerspitze drückte gegen meine Kehle. Ich versuchte Blickkontakt zu meiner Mutter herzustellen. Sie sah stur geradeaus. »Mam?« Plötzlich war ich wieder die Fünfzehnjährige bei den Junkies von de Wallen.
    Sie schwieg.
    Ich stieß meinen Ellbogen nach hinten, Van Benschop zwischen die
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