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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab
Autoren: Andreas Schmidt
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dunklen Fahrzeuge des SEK erregten kein öffentliches Interesse.
    Maja ahnte nun, wie sich die achtzehnjährige Silke Bischoff während der Gladbecker Geiselnahme gefühlt haben musste. Und sie erinnerte sich daran, dass die junge Frau beim Zugriff der Polizei ermordet worden war.
    Da draußen herrschte die Normalität, niemand ahnte, dass sie hier von einer Maschinenpistole in Schach gehalten wurde und beim kleinsten Fehler sterben würde, daran konnte sie auch trotz ihrer Ausbildung auf der Polizeischule nichts machen, und so blieb ihr nur die Erinnerung an ein Seminar zum Thema Deeskalation, das sie vor einiger Zeit besucht hatte.
    Wieder blickte sie nach hinten. Die dunklen Fahrzeuge des Sondereinsatzkommandos folgten ihnen in respektvollem Abstand. Obwohl sie Polizistin war, so hoffte sie, dass die Kollegen nichts Unüberlegtes taten. Auch die Männer im SEK waren nur Menschen und reagierten manchmal emotional. Sie ertappte sich zum ersten Mal seit vielen Jahren dabei, ein Stoßgebet zum Himmel zu schicken.
    Vor ihnen tauchte ein quadratisches Hochhaus auf, an dessen Fuß sich eine gläserne Halle zu schmiegen schien. Ein seitlicher Anbau beherbergte ein Parkhaus, dessen Rampen sich schneckenförmig in die Höhe schraubten. Das Hochhaus selber, ein Bürotrakt, schien auf einer steinernen Säule zu ruhen, die oberen Etagen schienen ringförmig an der Säule zu schweben. Eine seltsame Architektur, für die Maja in ihrer Situation aber wenig Interesse zeigen konnte.
    »Wo sind wir hier?«
    »Das weißt du nicht?« Fritz wandte sich zu ihr um.
    »Ich bin nicht von hier.«
    »Oh, eine Geisel von auswärts.« Fritz kicherte. »Dann erzähl ich dir mal, dass dies die Stelle ist, an der das meiste Bargeld, die meisten Wertpapiere und sogar Goldbarren lagern. Also genau richtig für Männer wie uns. Wir werden uns da jetzt bedienen, und dann sehen wir weiter, was mit dir passiert.«
    »Sie sind größenwahnsinnig«, presste Maja hervor.
    »Das ist Ansichtssache.« Michels fuhr einen Bogen um das Hochhaus mit der strahlend weißen Fassade und hielt sich dann rechts.
    Maja wandte sich um und blickte durch die Heckscheibe des Mercedes. Die Fahrzeuge des Sondereinsatzkommandos waren ihnen auf den Fersen.
    »Da staunst du, was?«, kicherte Grundinger. »Neunzehn Etagen und fünfundsiebzig Meter hoch - das ist das höchste Gebäude der Stadt, und uns interessiert nur der Keller. Komisch, was? Einlagen von anderthalb Milliarden Euro, da bleibt bestimmt etwas für uns übrig.«
    »Ich bleibe dabei - Ihr seid wahnsinnig«, erwiderte Maja lakonisch.
    Michels hatte den schweren Wagen am Straßenrand zum Stehen gebracht und war als Erster ausgestiegen. Er hielt die Maschinenpistole in die Luft. Einige Passanten waren stehen geblieben vor Schreck, andere brachten sich schreiend und kreischend in Sicherheit. Michels feuerte eine Salve Munition in die Luft und hielt sich so einige mutige Zeitgenossen auf die nötige Distanz. Martinshörner näherten sich, und schon bald tauchten Streifenwagen aus allen Richtungen auf. Die Beamten trugen Sorge dafür, dass sich Passanten nicht zufällig in die Nähe der Geiselnehmer verliefen, und sicherten den Bereich großräumig, so gut es ging.
    Grundinger bohrte Maja die Mündung seiner Waffe in die Schulter. »Na, worauf wartest du? Raus mit uns. Und wag es nicht, irgendwelche Stunts zu bringen!«
    »Wenn ich mich opfere, seid ihr am Arsch«, erwiderte Maja, während sie den Wagenschlag aufstieß und ausstieg.
    »Du bist aber nicht lebensmüde«, entgegnete Grundinger und drohte mit der Maschinenpistole.
    Sie hob die Hände über den Kopf und blickte sich zu den Kollegen des SEK um. Wo blieb nur Ulbricht?
    Michels und Fritz betraten mit den vorgehaltenen Waffen das Gebäude. Drinnen brach Tumult los, die Maschinenpistolen ratterten um die Wette.
    Majas Puls raste, und sie mahnte sich, rationell zu denken und zu handeln.
    Plötzlich ertönte über ihr das Rattern von Rotorblättern. Offenbar hatte das Landeskriminalamt einen Helikopter geschickt. Ein vermummter Mann beugte sich mit einer Panzerfaust aus dem Hubschrauber. Er richtete das Rohr auf den Mercedes. Ein Feuerball löste sich aus der Waffe, der geradewegs auf die S-Klasse zustürzte.
    In der nächsten Sekunde überschlugen sich die Ereignisse. Kaum, dass Maja sich zehn Meter von der Limousine entfernt hatte, explodierte der Mercedes in einem grellen Feuerball. Sie spürte die Druckwelle und die Hitze, die ihr fast die Gesichtshaut
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