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Blutgrab

Blutgrab

Titel: Blutgrab
Autoren: Andreas Schmidt
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hatte tatsächlich aufgelegt. Es war Zeit zu handeln. Jetzt gab es kein Zurück mehr.
    Wuppertal-Barmen, Polizeipräsidium, 10.10 Uhr
    »Es reicht, danke«, nickte der IT-Spezialist, den Hummelmann hinzugezogen hatte. Er blickte von seinem Laptop auf und kritzelte etwas auf einen Zettel. »Wir konnten das Handy, von dem aus er angerufen hat, orten.« Er hielt Ulbricht den Zettel mit Koordinaten hin, die dem Kommissar nicht viel sagten.
    »Bin ich hier beim Geocaching?« Ulbricht wurde aus den Zahlenkombinationen nicht schlau. »Was soll das - wo sind die?«
    »Vor Ihrer Haustür«, meldete sich der Techniker zu Wort. »Wir sollten jetzt dranbleiben.«
    Ulbricht blickte sich um. Hinter ihm stand die Polizeipräsidentin. Sie nickte ihm unmerklich zu. Er hatte sie in den Fall involviert, und Birgit Schaderbacher hatte keine Sekunde gezögert, sich in die Sache einzubringen und das SEK mit dem Fall zu beschäftigen.
    »Frau Präsidentin, Sie haben gehört, was die Männer planen. Das Trio ist nun unterwegs zum nächsten Raubüberfall, und wir können nicht viel tun.«
    »Das überlassen wir den Männern vom SEK«, erwiderte Schaderbacher. Sie tauschte einen Blick mit Schaumert, dem Staatsanwalt.
    »Meine Freigabe haben Sie«, sagte er. »Viel Glück.«
    Birgit Schaderbacher trat an einen Schreibtisch, griff zum Telefon und wählte eine Nummer. »Es geht los«, sagte sie knapp und nannte dann Ulbrichts Adresse.
    *
    »Da ist unser Begleitschutz«, grinste Michels, als er den schweren Mercedes durch die Straßen von Wuppertal lenkte. Es waren vier schwere Limousinen und ein schwarzer VW-Bus, die sich an ihre Fersen hefteten. Sie fuhren so versetzt, dass sie beide Fahrspuren der Bundesallee in Fahrtrichtung Elberfeld blockierten und unbeteiligte Fahrzeuge keine Chance hatten, sich der S-Klasse zu nähern.
    Maja drehte sich auf der Rücksitzbank um und blickte nach hinten. Trotz der abgedunkelten Scheiben konnte sie die vermummten Gestalten in den Fahrzeugen erkennen, die dem Mercedes in gebührendem Abstand folgten. Obwohl die Männer nach außen hin gelassen, ja nahezu cool wirkten, spürte Maja ihre Anspannung. Michels saß hinter dem Steuer der gepanzerten S-Klasse, neben ihm ein südländischer Typ, den sie nur Fritz nannten, und neben ihr im Fond hockte ein schlaksiger Kerl namens Grundinger, der bestialisch nach Knoblauch stank.
    Maja versuchte sich den Weg, den sie fuhren, einzuprägen, und glaubte, Teile der Strecke vom Vortag wiederzuerkennen. Michels fuhr wie besessen, er hatte nichts zu verlieren.
    Maja erinnerte sich an das Geiseldrama von Gladbeck, das sie als junge Polizistin im Jahr 1988 aufmerksam mitverfolgt hatte. Auch damals waren die Täter sehr selbstbewusst aufgetreten, hatten auf ihrer Verfolgungsjagd sogar Reportern Interviews gegeben. Dennoch waren mehrere Geiseln vor den Augen von Schaulustigen und Journalisten erschossen worden.
    »Was haben Sie vor?«, fragte sie und erntete dabei mitleidige Blicke über den Innenspiegel.
    »Wir werden unsere Mission fortführen - mit einer kleinen Änderung«, gab Michels Auskunft. »Die Sparkasse hat jetzt Vorrang - den Juwelier in Remscheid sparen wir uns.«
    »Sie sind größenwahnsinnig«, rief Maja. »Wie stellen Sie sich das vor? Man wird Sie nicht bis in den Tresorraum vorlassen.«
    »Das muss man auch gar nicht.« Grundinger winkte ab. »Wir wissen, wie wir da reinkommen. Gestern Abend haben wir vorgearbeitet, und heute ernten wir die Früchte unserer Mühen. Einer von uns hat mal beim Sicherheitsdienst der Sparkasse gearbeitet und weiß, wie man das System für einen kurzen Zeitraum außer Betrieb setzt. Wir werden da reinspazieren und uns bedienen. Sesam öffne dich…«
    »Sie vergessen das SEK«, erinnerte Maja die Männer. »Man wird schießen, sobald sie aussteigen.«
    »Dafür haben wir dich«, grinste Michels. »Sie werden dafür sorgen, dass dir nichts passiert - hoffe ich jedenfalls in deinem Sinne.« Sein Kichern klang wirr, und er machte Maja Angst.
    Grundinger neben ihr hob die MP5 und grinste überheblich. »Du bist sozusagen unser Garant.«
    »Und du sülzt rum wie in einem Siebzigerjahre-Werbespot«, zischte Michels. Er drosselte das Tempo und bog hinter einem Busbahnhof nach rechts von der vierspurigen Straße ab. Maja erkannte rechts neben sich das Schwebebahngerüst und die Wupper. Eine Bahn überholte die Limousine in der Höhe. Die Passagiere ahnten nicht, was sich hier unten abspielte. Niemand schenkte ihnen Beachtung, sogar die
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