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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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leicht lallte. »Zieh einfach noch ein wenig mehr Energie aus mir und schick sie in die Hölle.«
    Er riss die Augen auf und hielt mich auf den Beinen, als die Tür hinter uns aufsprang und der zweite Vampir hereinstürzte. Das Mädchen saß schluchzend zu unseren Füßen. Fast hätte ich mich zu ihr gesellt, aber ich hatte sowieso das Gefühl, bald in Ohnmacht zu fallen. Verdammt,
ich hasste das. Ich belog mich doch selbst, wenn ich mir sagte, dass ich so meinen Lebensunterhalt verdienen konnte.
    Ich löste mich von Pierce und stemmte mühsam meine Hände in die Hüften, während ich von einem Vampir zum anderen sah. Ich fühlte mich, als wäre ich betrunken. Durch das Loch in der Decke klang das Geräusch von Sirenen. »Ihr geht besser«, sagte ich kühn und klang in meinen eigenen Ohren ein wenig wie John Wayne. »Oder mein Freund hier schießt euch in die Hölle. Er kann das. Ihr nicht?«
    Aber Pierce beobachtete die ganze Zeit die Monitore und drückte hoffnungsvoll meine Hand, wodurch er mich auf den Füßen hielt. Ich schwankte, während die zwei Vampire einen wissenden Blick wechselten. Der im Schutzkreis gefangene Meistervampir unterbrach seinen Wutanfall und wurde weiß, als seine zwei Diener sich nervös vor ihm verbeugten.
    »Lasst mich nicht zurück!«, schrie Christopher und hämmerte gegen die jetzt unsichtbare Barriere. »Ich werde euch jagen und euch bis auf den letzten Tropfen Blut aussaugen, und dann töte ich euch noch mal!«
    Ich grinste schief, und meine Muskeln wurden schlaff. Pierce fing mich mit einem kleinen Stöhnen auf. Auf den Monitoren sah man mehrere I.S.-Wagen, ein Nachrichtenteam und – Gott steh mir bei – meine Mutter in ihrem Buick. Robbie stieg als Erster aus und musste zurückgehalten werden, weil er alleine ins Haus stürmen wollte. »Das ist die I.S.«, nuschelte ich. »Ich habe meiner Mutter eine Nachricht hinterlassen. Sie hat wahrscheinlich die Hälfte aller Beamten dabei.« Ich blinzelte und
kämpfte darum, die zwei Vampire im Blick zu behalten. »Legt euch nicht mit meiner Mom an. Sie tritt euch in den … Arsch.«
    Die beiden Vampire sahen sich noch einmal an, dann verschwanden sie wieder durch die Decke, während ihr Meister brüllte. Man hörte noch kurz schnelle Schritte – dann waren sie verschwunden.
    »Ich glaube, ich falle jetzt in Ohnmacht«, sagte ich atemlos, und Pierce legte mich auf den Teppich. Mein Kopf fiel zur Seite und mein Sichtfeld verengte sich. »Es tut mir leid«, faselte ich, während mein Kopf immer leichter wurde. »Ich hätte nicht mitkommen sollen. Ich bin einfach nicht gut in sowas.«
    »Ihr seid herausragend in so etwas.« Pierce hielt meine Hand und fächelte mir mit einem Magazin Luft zu. »Aber bitte, Miss Rachel, fallt nicht in Ohnmacht. Bleibt bei mir. Zumindest noch ein wenig. Wenn Ihr zusammenbrecht, könnte es dem Schutzkreis ebenso ergehen.«
    »Das ist nicht gut«, murmelte ich und kämpfte darum, die Augen offen zu halten, aber verdammt noch mal, ich hatte mich überanstrengt, und mein Körper fuhr langsam herunter. Während das Adrenalin durch meine Adern geschossen war, war es fantastisch gewesen. Ich hatte mich lebendig und stark gefühlt. Normal. Jetzt fühlte ich mich nur noch wie die Asche eines ausgebrannten Feuers. Wenn es anfing zu regnen.
    »Rachel?«
    Die Stimme war sehr nahe, und ich öffnete mühsam die Augen, wobei ich feststellte, dass Pierce meinen Kopf an seine Brust gelegt hatte. »Gut«, hauchte ich. »Geht es dir gut?«
    »Ja«, sagte er. Ich lächelte und kuschelte mich enger an ihn, um seinen Herzschlag hören zu können. Aber vielleicht war es auch mein eigener. »Bleib bei mir«, sagte er. »Nur noch ein paar Minuten. Sie sind schon fast da.«
    In der Ferne konnte ich trampelnde Füße und laute Stimmen hören. Die Heizung schaltete sich ein, und die warme Brise trieb mir eine Haarsträhne ins Gesicht. Pierce schob sie zur Seite. Ich öffnete wieder die Augen und lächelte verzückt zu ihm auf.
    »Heilige Scheiße!«, sagte eine tiefe Stimme. »Da ist ein Loch im Boden.«
    Das Mädchen verriet uns mit einem leisen Schluchzen. Dann stellte sie sich unter das Loch und schrie: »Holt mich hier raus! Irgendwer soll mich hier rausholen!«
    »Mein Gott, es ist das Mädchen«, sagte ein anderer Mann. »Verdammt, er hat die Wahrheit gesagt.«
    »Nur noch ein wenig länger, Miss Rachel«, flüsterte Pierce, und ich schloss wieder die Augen. Doch dann durchschnitt die hohe, entschlossene Stimme meiner Mom das
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