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Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Blutflüstern: Novelle (German Edition)

Titel: Blutflüstern: Novelle (German Edition)
Autoren: Kim Harrison
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Stimmengewirr und weckte mich wieder auf.
    »Natürlich hat Robbie die Wahrheit gesagt. Ihr neunmalklugen Agenten haltet euch für so clever, dass eure Scheiße nicht stinkt, aber ihr könntet euch nicht mal den Weg aus einer Papiertüte freizaubern.«
    »Das ist meine Mom«, flüsterte ich, und Pierce hielt mich etwas fester.
    »Rachel?«, rief sie, und ihre Stimme wurde immer lauter. »Schaffen Sie Ihren dämlichen Arsch aus meinem Weg. Rachel! Bist du da unten? Mein Gott, sie hat einen Vampir im Schutzkreis gefangen. Schauen Sie sich an, was meine Tochter getan hat! Sie hat ihn erwischt! Sie hat ihn
für euch erwischt, ihr faulen Idioten. Ihr ignoriert also meine Kinder, wenn sie zu euch kommen, hm? Ich wette, das gefällt dem Nachrichtenteam da draußen ganz hervorragend. Entweder ihr lasst die Vorwürfe gegen meine Kinder fallen, oder ich gehe da raus und gebe denen genau das, was sie wollen.«
    Ich lächelte, aber es gelang mir nicht mehr, die Augen zu öffnen. »Hi, Mom«, flüsterte ich. Dann fügte ich an Pierce gewandt hinzu: »Lass dich von meiner Mutter nicht stören. Sie ist ein bisschen verrückt.«
    Er lachte leise und wiegte mich leicht. »Ich nehme an, man muss das sein, um Euch angemessen aufzuziehen.«
    Ich wollte lachen, aber das konnte ich nicht, also lächelte ich nur. Ich spürte einen Luftzug auf meiner Haut, als die Leute im Raum sich bewegten. Jemand hatte endlich Sarah hinausgeschafft und ihr Schluchzen wurde von Funksprüchen und aufgeregten Stimmen abgelöst. »Es tut mir leid«, sagte ich und fühlte mich, als hätte ich versagt. »Jemand muss einen Schutzkreis errichten. Ich falle in Ohnmacht.«
    »Ruht Euch aus«, flüsterte Pierce. »Sie haben ihn. Lasst Euren Kreis fallen, Miss Rachel. Ich habe Euch.«
    Ich konnte in der Ferne den Ruf nach einem Krankenwagen und Sauerstoff hören, und mein letzter Gedanke war, dass ich vielleicht die zweite Hälfte meiner Sonnenwende im Krankenhaus verbringen würde, aber wir hatten es geschafft.
    Und dann ließ ich die Kraftlinie los und glitt in die Bewusstlosigkeit, befriedigt bis in den letzten Winkel meiner Seele.

8

    Man sagt, wenn man zehn ist, glaubt man, dass die Eltern alles wissen. Mit sechzehn ist man überzeugt, dass sie überhaupt nichts wissen.Wenn man sich mit dreißig noch nicht darüber im Klaren ist, ob sie wirklich wussten, was sie taten, ist man immer noch sechzehn. Nachdem ich meine Mom dabei beobachtet hatte, wie sie die I.S. einholte, als wäre sie ein Fisch am Haken, war ich davon überzeugt, dass sie alles wusste, was es zu wissen gab.
    Lächelnd zog ich die Wolldecke enger um mich und schob meinen Klappstuhl näher an das kleine Feuer heran, das Robbie im Garten entzündet hatte. Meine Mom saß neben mir – absichtlich zwischen meinem Bruder und mir –, während wir Marshmallows rösteten und auf den Sonnenaufgang warteten. Ich war noch nicht allzu lange draußen, und mein Atem dampfte in der beginnenden Morgendämmerung. Ich hatte meine normale Bettgehzeit um ein paar Stunden überschritten, aber das war nicht der Grund dafür, dass meine Arme zitterten und ich langsam atmete. Verdammt, ich war vielleicht müde.
    Ich hatte erwartet, im Krankenhaus oder im Notarztwagen aufzuwachen, und war überrascht, als ich immer noch am Tatort auf dem Rücksitz des Autos meiner Mom
wieder zu mir kam. Eingewickelt in eine I.S. – Decke war ich losgestolpert, um nach Pierce zu suchen, und hatte mich in einem Medienzirkus wiedergefunden. Robbie und ich hatten voller Bewunderung vom Rand aus beobachtet, wie meine Mom mit einem System spielte, von dem wir nicht einmal gewusst hatten, dass es existierte. Durch ihre bösartigen Drohungen, die sie als das Geplapper einer verwirrten Mutter tarnte, hatte sie es nicht nur geschafft, die Anklage gegen mich wegen Vandalismus an Privateigentum abzuwenden, sondern hatte die I.S. auch noch zu der Aussage gebracht, dass ich nichts damit zu tun gehabt hatte, dass die Türen explodiert waren und dass ich auf keinen Fall mit einer unbekannten Person aus ihrem Gewahrsam geflohen war. Die I.S. – Beamten waren verdammt erpicht darauf, meiner Mom all ihre Wünsche zu erfüllen, solange sie nur leiser sprach, nachdem in Hörweite drei Kamerateams lauerten.
    Anscheinend hatte der Vampir, bei dessen Verhaftung ich geholfen hatte, eine entsprechende Vorgeschichte, war aber bis jetzt dank seines Einflusses seit Jahren damit durchgekommen. Ich hasste es, mich an der Vertuschungsaktion zu beteiligen, aber ich
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