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Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition)

Titel: Blutfeinde: Norwegen Krimi (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kjell Ola Dahl
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geht er manchmal einfach wandern?«
    »Vielleicht ist er wandern gegangen, aber … zum Sommerhaus? Er ist noch kein einziges Mal da gewesen, seit Mama gestorben ist.«
    »Wo liegt das Sommerhaus?«
    »Auf dem Ringebufjell.«
    »Es ist also theoretisch möglich, dass er dorthin gefahren ist?«
    Sie öffnete eine Schublade und holte ein Handy heraus. »Das ist seins. Er ist gegangen, ohne ein Handy mitzunehmen.«
    Frølich wartete auf die Fortsetzung.
    Sie musste sich räuspern. »Er hat kein einziges Lebenszeichen von sich gegeben, schon so lange. Das ist völlig … völlig …« Sie fand keine Worte, nahm sich zusammen und sagte: »Nein. Ich glaube nicht, dass er wandern gegangen und einfach verschwunden ist.«
    »Ich werde auf jeden Fall die örtliche Polizei informieren«, sagte Frølich, »um zu überprüfen, ob er im Sommerhaus ist oder nicht.«
    Sie zuckte mit den Schultern.
    Er streckte die Hand aus. »Und das Handy kann nützlich sein, um herauszufinden, mit wem er gesprochen hat, bevor er verschwand.«
    »Der Akku ist leer«, sagte sie und reichte ihm das Handy. »Keine Ahnung, wie der Pincode ist.«
    Frølich steckte es in die Tasche. »Sie hatten sich zum Essen verabredet?«
    »Gestern. Er hatte einen Tisch im Engebret bestellt. Ich mag das Engebret nicht besonders. Das ist mehr sein Stil. Aber wir essen dort ab und zu zusammen. Ich hatte schon seit Tagen ständig versucht, ihn anzurufen, und war richtig in Sorge. Aber ich bin hingefahren, zum Restaurant, obwohl ich ihn nicht erreicht hatte. War erleichtert, dass er einen Tisch bestellt hatte. Aber dann saß ich da mehr als zwei Stunden lang rum – allein –, musste allein essen. Er hätte mich niemals freiwillig in so eine Situation gebracht.«
    »Hat er früher nie etwas Ähnliches getan?«
    »Nie.«
    »Haben Sie gefragt, wann der Tisch bestellt wurde?«  
    Sie nickte. »Vor über einer Woche. Am selben Tag, als wir uns verabredet hatten.«
    »Es könnte ja sein, dass ihm etwas zugestoßen ist, als er zum Beispiel morgens joggen war.«
    »Papa geht nicht joggen.«
    »Er ist nicht herzkrank?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Hat nie über Schmerzen oder Unwohlsein geklagt?«
    »Nein.«
    »Es erscheint Ihnen unwahrscheinlich, dass es ihm plötzlich schlecht gegangen sein könnte?«
    »Sie meinen einen Schlaganfall? Infarkt? Das hätte ihm doch an irgendeinem Ort passieren müssen, zum Beispiel hier oder im Büro oder …«
    »Was glauben Sie, was passiert ist?«
    »Was ich glaube?« Sie verharrte einen Moment nachdenklich. »Ich habe Angst, dass ihm – jemand etwas getan hat.«
    »Jemand?«
    »Papa ist Anwalt, er hat Klienten und macht Geschäfte. Er hat gesagt, dass manche davon unangenehm sind – auch gefährlich.«
    »Kennen Sie Namen von Klienten?«
    Sie schüttelte den Kopf, nahm die Sonnenbrille ab und fuhr sich mit dem Handrücken über die großen, braunen, glänzenden Augen. Sie schluckte.
    »Ist es schon einmal vorgekommen – dass jemand versucht hat, ihm etwas anzutun?«
    »Ich weiß, dass Klienten ihm gedroht haben. Er hat es ganz offen erzählt, nachdem er den Telefonhörer aufgelegt hatte: › Der Mann ist lebensgefährlich ‹ , so was in der Art –«
    »Und Namen?«
    »Ich habe keine Ahnung, wer das war. Aber ich hatte das Gefühl, etwas war komisch an der Verabredung im Engebret . Ich glaube, er wollte, dass ich reagiere, wenn er nicht kommt, dass ich etwas tue.« Ihr Gesicht verzog sich. Sie wandte sich abrupt ab und stolperte in die Küche hinaus. Wusch sich das Gesicht.
    Frølich sah sich im Wohnzimmer um. Designerregal und Esstisch, ein paar Sessel vor einem Flachbildschirm. Das Zimmer war aufgeräumt. Nichts auf dem Esstisch, nichts auf dem Couchtisch. Er öffnete eine Tür. Schlafzimmer. Ein gemachtes Doppelbett mit weißem Bettüberwurf. Keine Bilder an den Wänden. Aufgeräumter Nachttisch. Zwei Ausgaben von The Economist und eine halb verbrauchte Tube Wundsalbe. Er schob die Schranktüren zur Seite. Anzüge und Hemden in Reih und Glied. Er zog einen Drahtkorb aus dem Regalschrank. Hemden, fein zusammengelegt. Eine große, farbenfrohe Sammlung von Schlipsen auf einem Bügel.
    Er ging weiter durch eine Tür in eine Art Privatbüro. An der Wand hing das Bild eines Mannes, der stolz neben einem riesigen Lachs kniete, mindestens zehn-zwölf Kilo schwer. Welhavens Gesicht mit einem breit lächelnden Mund und grauem Seitenscheitel.
    In der Ecke stand ein Sekretär, in dem der Schlüssel steckte. Frank Frølich schloss ihn auf und

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