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Blutfehde

Blutfehde

Titel: Blutfehde
Autoren: Linda Fairstein
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Fehlgeburten, Ms Cooper. Bei der dritten war ich bei ihr im Krankenhaus, das war vor ungefähr vier Jahren.« Jetzt war jede Spur eines Lächelns verschwunden. Kate presste die Lippen zusammen und atmete tief ein. »Es war eine… eine sehr schmerzhafte Zeit für sie.«
    »Wie oft haben Sie und Amanda miteinander gesprochen, Mrs Meade?«
    »Jeden Tag. Na ja, so gut wie jeden Tag.« Sie lächelte die Geschworene Nr. 3 an, eine Grundschullehrerin Mitte vierzig. »An manchen Tagen haben wir zwei, drei Mal miteinander gesprochen. Und wir haben uns mehrere Male die Woche gesehen. Sie ist die Taufpatin… sie und Brendan sind die Taufpaten meiner ältesten Tochter. Sie war oft bei uns zu Hause.«
    »Hat sie sich Ihnen anvertraut?«
    »Einspruch.«
    »Stattgegeben.«
    »Ms Cooper weiß, dass es unzulässig ist zu suggerieren, zu unterstellen, zu -«
    »Ich höre mir Ihre Gründe gern unter vier Augen an, Mr Howell«, sagte Richter Gertz. »Nicht in der Verhandlung. Ich habe Ihrem Einspruch bereits stattgegeben.«
    Ich wandte dem Richter den Rücken zu, ging zu dem Geländer hinter meinem Schreibtisch, drehte mich um und setzte die Befragung von Kate Meade fort. »Hat Amanda nach der Heirat mit dem Angeklagten jemals bei Ihnen übernachtet?«
    »Nein. Nein, das hat sie nicht.« Kate blickte in ihren Schoß und schnippte wieder nervös mit ihren Fingernägeln. »Erst kurz bevor ihr Vater starb. Da gab es eine Zeit, in der sie ab und zu bei mir übernachtete.«
    »Können Sie uns die Gründe dafür sagen?«
    »Einspruch. Hörensagen, Euer Ehren.« Lern stand auf und machte eine Kreisbewegung mit seiner rechten Hand, wobei das Licht von seinem goldenen Füllhalter reflektierte. »Das ist -«
    »Stattgegeben, Mr Howell. Sparen Sie sich drei Argumente, wenn eins genügt.«
    Lern setzte sich und grinste die Geschworenen triumphierend an.
    »Mrs Meade, als Amanda Quillian das erste Mal bei Ihnen übernachtete, geschah das auf Ihre Einladung hin?«
    »Nein, bestimmt nicht.«
    »Können Sie uns sagen, wann das war?«
    »Es war vor ungefähr fünf Jahren, im April, glaube ich. An einem Wochentag. Um ein Uhr morgens, um genau zu sein.« Kate betonte die Uhrzeit, so als würde kein wohlerzogener Mensch auf die Idee kommen, für diese Uhrzeit eine Einladung auszusprechen.
    »Hat sie vorher bei Ihnen angerufen?«
    »Ja, vom Taxi aus. Sie sagte, sie sei auf dem Weg in ein Hotel.«
    »Einspruch!« Lern Howell sprang auf. Er war jetzt absolut konzentriert und bereit, mich in die Schranken zu weisen und auf die Beweisregeln festzunageln. Ohne ein Opfer, das seine Geschichte selbst vortragen konnte, war es allerdings schwer, den Geschworenen die langsame Zuspitzung des Ehekonflikts zu vermitteln.
    Richter Gertz sah von seinem Sitz auf Kate Meade hinab. »Sagen Sie uns nicht, was Mrs Quillian zu Ihnen gesagt hat, junge Dame. Sie dürfen nur Ihre eigenen Beobachtungen und Handlungen schildern, aber nicht, was sie zu Ihnen gesagt hat.«
    Ich hatte Kate auf diese Zeugenvernehmung vorbereitet und darauf, dass Howell alles in Bewegung setzen würde, um sie daran zu hindern, die Geschichte vollständig zu erzählen, aber die mahnenden Worte des Richters machten sie sichtlich nervös.
    »Können Sie uns beschreiben, in welcher Verfassung Amanda Quillian war, als sie in jener Nacht zu Ihnen kam?«
    »Sie weinte. Sie war völlig hysterisch. Darf ich das sagen, Euer Ehren? Ich hatte sie noch nie zuvor so aufgewühlt gesehen. Ich nahm sie in die Arme und redete mit ihr, aber sie wollte einfach nicht aufhören zu weinen.«
    »Sagen Sie uns nicht, was Amanda gesagt hat, Mrs Meade«, wies ich sie an, da die Wiedergabe von Amandas eigenen Worten die Hörensagen-Regel verletzen würde. »Hat sie Ihnen erklärt, warum sie weinte?«
    »Ja, das hat sie.« Kate sah Brendan Quillian an und schnitt eine Grimasse.
    »War sie verletzt?«
    »Nein. Nein, gar nicht. Jedenfalls nicht im Gesicht.«
    »Hat sie die Nacht in Ihrer Wohnung verbracht?«
    »Amanda blieb fünf Nächte. Sie weigerte sich, die Wohnung zu verlassen. Ich konnte sie kaum zum Essen überreden.«
    »Haben Sie den Angeklagten in der Zeit gesehen?«
    »Ein Mal. Brendan stand zwei Tage später am frühen Morgen vor unserer Wohnungstür.«
    »Haben Sie ihn reingelassen?«
    »Nein. Ich habe mich im Hausflur mit ihm unterhalten. Ich sagte ihm, dass Amanda ihn nicht sehen wollte.«
    »Erinnern Sie sich noch an die Einzelheiten Ihres Gesprächs mit dem Angeklagten?« Brendan Quillians Äußerungen wurden nicht
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