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Bluteis: Thriller (German Edition)

Bluteis: Thriller (German Edition)

Titel: Bluteis: Thriller (German Edition)
Autoren: Marc Ritter
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ist.
    Donnerstag, 18. Oktober, 10 Uhr 45
Nordwest-Territorien, Kanada
Unbenannter See bei 62° 33’ Nord, 114° 31’ West

    Die Hand in dem dick wattierten Arbeitshandschuh umfasst den Zünder und dreht ihn um neunzig Grad nach rechts. Zwei Sekunden lang geschieht nichts. Dann zerreißt ein Knall die Stille des Nachmittags über dem See. Es klingt mehr nach einem Peitschenknall als wie eine Explosion. Ein riesengroßer Peitschenknall.
    Der Schall schlägt vom Berg auf der anderen Seite zurück. Entlang der Löcher, in denen sie die Dynamitstangen versenkt heben, spritzt das Eis auf.
    Pause.
    Nichts geschieht.
    Das haben sie nicht erwartet. Shit. Ist der Versuch gescheitert?
    Zehn Sekunden. Fünfzehn. Zwanzig.
    Plötzlich hebt sich die Eisfläche in der Mitte des Sees. Tausend Risse laufen durch das Eis. Dann kommt die Welle. Wie ein Geysir brodelt das Wasser auf. Acht, zehn Meter hoch türmt es sich auf, bevor es sich über das Eis ergießt.
    Schon steigen die Sprenggase durch die nächste Blase nach oben und heben das Wasser erneut an. Die gesamte Eisfläche auf dem See zerbröckelt. Langsam, aber schneller als der Tsunami auf diesen Amateurvideos aus Banda Aceh kommt die Welle am Ufer an. Klatscht in den Schnee. Wo vor einer Minute ein See seinen Winterschlaf gehalten hat, springt eine Brandung ans Ufer, die Erinnerungen an einen Badetag am Atlantik weckt. Nun gut, zumindest an einen Tag im Wellenbad.
    Zwei Minuten später hat sich die Schockwelle über die gesamte Fläche ausgebreitet. Nirgends mehr ein Stückchen Eis, das größer ist als ein Teller.

    Es funktioniert. Es ist möglich. Du glaubst es nicht, bevor du es nicht gesehen hast. Es funktioniert, verdammt noch eins! Gimme five!
    Die dick gefütterten Arbeitshandschuhe paffen über den Köpfen aufeinander.
    Was sagst du jetzt, Mann? Kranker Shit. Und es sieht auch noch toll aus. Und was sagst du dazu? Wir brauchen viel weniger Sprengstoff, als wir geglaubt haben. Das war ja hier schon der absolute Overkill. Der ganze See ein Cocktailshaker voll crushed ice. Wir wollen das ja steuern können. Das kriegen wir auch noch hin. Clive kriegt das hin. Clive kann das. Yo da man, man!
    Sie umarmen sich, klopfen sich auf die Schultern.
    Yo, is gut, M’am.
    Schnell wieder Professionalität. Sie packen ihre Gerätschaften ein. Der Satellit kommt bald an dieser Stelle vorbei.
    Die nächste Aufgabe lautet nun, die Wirkung des Sprengstoffes so zu dosieren, dass man die Eisfläche eines zugefrorenen Sees in planbaren Abschnitten in die Luft jagen kann. Sie haben noch drei Monate Zeit. Es muss klappen. Es wird klappen, verdammt.
    Sie packen die Alukisten zu zweit an den Griffen und tragen sie zum Tragnetz des Hubschraubers. Der nächste unbenannte See liegt gleich hinter dem nächsten namenlosen Berg. Den See hier, der in Google Earth die Form des Kontinents Afrika hat, haben sie Lake Albert getauft. Großer Spaß.
    Albert wird sich freuen, wenn wir ihm das sagen. Sagen wir es ihm? Mal sehen. Wir müssen ihm so viele Dinge erzählen. Sein See. Freuen wird er sich nicht. Aber wir. Kann auch sein, dass wir ihm wichtigere Dinge zuerst sagen müssen. Wahrscheinlich.
    Das Wasser des frisch getauften Albertsees beruhigt sich wieder, während der Rotor des Helikopters anläuft. Zwischen den Millionen von Eisstückchen dümpeln Zigtausende von toten Fischen, deren Schwimmblasen die Sprengung zerrissen hat.
    Kollateralschäden.

http://www.myvideo.de/watch/ 7975003 /Zugefrorenen_See_sprengen

Teil 1
    »Was ist ein Dietrich gegen eine Aktie? Was ist ein Einbruch in eine Bank gegen die Gründung einer Bank?«
    Bertolt Brecht, deutscher Dramatiker (1898–1956)
    Freitag, 21. Dezember, 8 Uhr 30
Mittenwald, Deutschland, Wohnung von Sandra Thaler

    D as kannst du vergessen.« Sandra Thaler knallte das Messer auf den Küchentisch.
    »Sandra, ein solcher Auftrag! Den ganzen Januar und Februar. Und für den American Mountaineer. Das Geld reicht wahrscheinlich für das ganze nächste Jahr. Abgesehen davon, dass ich denen noch was schulde. Die haben ihren Vorschuss nie zurückbekommen.«
    »Aber das erste Interview mit dir, dem Zugspitzhelden, das haben sie bekommen. Damit haben die mehr Auflage und Kohle gemacht, als ihnen die hübschen Bergbilder gebracht hätten, die sie in Auftrag gegeben hatten. Jetzt tu das Scheiß-Handy weg. Ich red mit dir!«
    »Wenn ich im Geschäft bleiben will, dann muss ich solche Megaaufträge annehmen. Da stehen Hunderte von Fotografen Schlange. Ach was,
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