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Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Blutbahn - Palzkis sechster Fall

Titel: Blutbahn - Palzkis sechster Fall
Autoren: Gmeiner-Verlag
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Ortszentrum.«
    Becker nickte und verkniff sich,
Näheres in Erfahrung bringen zu wollen.
    Iggelheim hatte einen Verkehrsstau,
wie es ihn normalerweise nur in Mannheim während der Rushhour gab. Schon von Weitem
konnten wir Martin Teufelsreutes Wagen vor der Ampel stehen sehen. Ein Notarztwagen
parkte im direkten Umfeld. Becker ließ seinen Wagen am Straßenrand stehen, die letzten
hundert Meter mussten wir zu Fuß gehen. Ich ging sie nicht, ich rannte. So schnell
wie noch nie in meinem Leben. Das prompt einsetzende Seitenstechen ignorierte ich
mit schmerzverzerrtem Gesicht. Logisches Denken war in dieser Situation nicht möglich.
Was sollte ich an dem Status quo auch ändern können? Ich war machtlos, das Schicksal
war gnadenlos. Je näher ich kam, desto größer wurde das Gedränge. Ohne Rücksichtnahme
schob ich mich durch die Gaffergruppen. Das Absperrband übersprang ich wie ein olympiaverdächtiger
Hürdenläufer. Niemals wieder würde mir solch eine Höchstleistung gelingen. Selbst
die beiden Beamten, die auf mich zusprangen, konnten mich nicht aufhalten. Mein
Blick war starr auf die zwei Tragen gerichtet, auf denen man wohl erst vor wenigen
Sekunden Jacques und Teufelsreute nach der Bergung gelegt hatte. Regungslos lagen
die Körper wie friedlich nebeneinander. Der Arzt, eben noch blutdruckmessend über
meinen Freund gebeugt, schüttelte resignierend den Kopf.
    »Was ist los?«, schrie ich ihn an.
    Der Arzt zuckte erschrocken zusammen.
    »Wer sind Sie?«
    »Das ist mein Freund!«
    Tränen kullerten über meine Wangen,
die Umwelt verschwand immer weiter aus meinem Gesichtsfeld.
    »Ich weiß nicht«, antwortete der
Arzt. »So einen Fall habe ich noch nie erlebt.«
    Erst nach langen Sekunden begriff
ich, was er gesagt hatte.
    »Ist er denn nicht tot?«
    Er schaute mich zweifelnd an. »Ich
weiß es nicht. Die Werte, die ich messe, sind normalerweise nicht möglich. Bei einem
Tier würde ich sagen, es hält Winterschlaf. Wir bringen die zwei ins Krankenhaus,
vielleicht ist da eine Diagnose möglich. Große Hoffnung kann ich Ihnen allerdings
nicht machen.«
    Zwei Hände legten sich auf meinen
Rücken. Jutta und Gerhard waren angekommen. Das tat gut, ich würde jetzt ihre Hilfe
brauchen.
    Gerhard stützte mich, während wir
zusahen, wie die Trage mit meinem Freund in den Notarztwagen geschoben wurde. Was
war das?
    »Sein Fuß hat sich bewegt!«
    Meine beiden Kollegen schauten mich
mitleidig an. Jetzt bekam der arme Kerl noch Halluzinationen, dachten sie mit Sicherheit.
    »Da stimmt was nicht!«, rief in
diesem Moment einer der Sanitäter. Der Arzt rannte herbei.
    Ich riss mich von Gerhard los und
lief ebenfalls zu Jacques.
    Unglaublich, mein Freund lag friedlich
grinsend auf der Trage.
    »Das hat gut getan«, waren seine
ersten Worte.
    Die Sanitäter und der Notarzt staunten
Bauklötze, während Jacques sich langsam aufsetzte.
    »Passt auf den da drüben auf«, meinte
er mit Blick zu Martin Teufelsreute. »Der kommt auch gleich zurück.«
    So langsam konnte ich wieder einen
klaren Gedanken fassen. Was hatte Jacques gemacht? Was ging da vor?
    »Es wirkt«, meinte Jacques und grinste
frech.
    »Was wirkt?«, meinte der Arzt, der
gerade den Puls des Erfinders maß.
    »Meine neue Erfindung, ein Spontanschlafmittel.«
    Ich glaubte es nicht. Hatte Jacques
das alles geplant?
    Im Hintergrund bekam ich mit, wie
Teufelsreute Handschellen angelegt wurden.
    »Tut mir leid, Reiner«, meinte mein
Freund. »Ich musste es einfach riskieren. Nur in der Ecke sitzen und die Koordinaten
durchgeben, so stelle ich mir keinen Krimi vor.«
    »Was für einen Krimi?«, fragte ich
perplex.
    »Na den, den dein Freund Dietmar
Becker schreiben wird.«
    Ich blickte zur Seite und entdeckte
den Studenten, der ebenfalls erleichtert wirkte.
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Du hast mir selbst die Idee dazu
geliefert«, meinte Jacques und stand auf, als wäre nichts geschehen.
    »Eine Flucht in einem PKW, die hattest
du in Betracht gezogen.«
    »Das war nur ein möglicher Gedanke,
falls uns Teufelsreute entwischt.«
    »Genau. Und dem habe ich etwas nachgeholfen.«
    »Was? Du hast dich freiwillig in
seine Gewalt gebracht?«
    »War doch alles ungefährlich, Reiner.
Der Typ wusste nicht mehr weiter. Ich habe nur auf eine günstige Gelegenheit warten
müssen. Als wir an der Ampel standen, habe ich die kleine Ampulle zerbrochen.«
    »Was für eine Ampulle?«
    »Die mit dem gasförmigen Schlafmittel.
Habe ich ganz frisch entwickelt. Du schläfst binnen
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