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Blut und Rüben

Blut und Rüben

Titel: Blut und Rüben
Autoren: Uwe Voehl
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mein Gesicht fuhren wie Peitschen. Ich dachte kurz daran, mich zu säubern, aber wahrscheinlich war das sowieso zwecklos.
    Wie ein geprügelter Hund schlich ich zu Norbert zurück.
    »Du musst dich nicht schämen«, sagte er. »Das ist schon ein paar von uns heute so gegangen.« Ich war ihm dankbar für den Trost. »Allerdings haben wir uns nicht im Matsch herumgewälzt«, grinste er, und dafür hätte ich ihn jetzt wieder erwürgen können. »Ich würde sagen, du gehst jetzt. Du hast genug Sherlock Holmes spielen dürfen, mein Lieber. Lass uns in Ruhe hier die Ermittlungen zu Ende führen. Wenn es sich bei dem Ermordeten wirklich um den Partner deines Cousins handelt, werden wir euch benachrichtigen. Kannst du überhaupt selbst fahren? Oder soll dich jemand nach Hause bringen?«
    »Scheiße!«, entfuhr es mir. Ich hatte Luna erblickt. Die hatte ich ganz vergessen. Sie und Hasso hatten sich an den Rand eines Gebüsches zurückgezogen. Beide waren einander nach wie vor zugeneigt. Hasso besprang sie, und Luna ließ ihn gewähren.
    Ich startete wie der Blitz und war im Nu bei ihnen. Hasso knurrte, aber da war sein Herrchen bereits an meiner Seite.
    »Hasso, Platz!«, schrie er in einem Kommandoton, der jedem Bundeswehroffizier zur Ehre gereicht hätte.
    Doch Hasso dachte gar nicht daran. Er setzte seine Bemühungen bei Luna fort.
    »Rufen Sie endlich Ihren Köter zurück!«, schrie ich.
    »Ihre läufige Hündin hat ihn doch erst scharfgemacht!«
    Beide brüllten und schrien wir, bis wir es endlich geschafft hatten, die beiden zu trennen.
    Norbert kam herbei. »Du solltest dein Glück nicht überstrapazieren«, riet er mir. Ich spürte, dass ihm nach wie vor nicht wohl war in seiner Haut.
    »Wir verschwinden ja schon«, beruhigte ich ihn. »Allerdings frage ich mich die ganze Zeit, was hier wirklich vorgeht.«
    Er sah mich wütend an. »Frag doch Steffi Klug! Anscheinend weiß die ganze Welt draußen mehr als wir!«
    Er war eingeschnappt, und ich fragte mich, woran das lag.
    »Wir sehen uns«, verabschiedete ich mich. Ich packte Luna, die noch immer Hasso im Blick hatte, dessen Zunge hechelnd heraushing, fester am Halsband und zog sie mit mir.
    Da vernahm ich das Motorengeräusch. Auch die anderen stellten ihre Aktivitäten ein und standen plötzlich da wie erstarrt.
    Norbert und ich sahen uns an.
    »Sag mal, das ist doch nicht das Geräusch eines Autos, oder?«, wollte er wissen.
    »Ich tippe auf Rasenmäher«, erwiderte ich.
    Norbert atmete auf. »Dann bin ich beruhigt. Hätte mich auch gewundert, wenn die so schnell hier gewesen wären.«
    »Die?«, bohrte ich nach.
    »Vergiss es!«, fauchte er giftig. »Auf jeden Fall scheint da etwas im Anflug zu sein.«
    »Vielleicht auch ein Laubsauger. Allerdings kommen die wohl eher im Herbst zum Einsatz.«
    Das Geräusch schwoll an.
    »Düsenflugzeug?«, tippte ich weiter. Jedenfalls hörte es sich fast genauso brachial an.
    Doch was dann um die Ecke bog, übertraf selbst die Landung von grünen Marsmännchen. Dieses Ding war rot. Feuerrot.
    Zunächst war nur eine Motorhaube zu erkennen. Sie wuchs und wuchs wie die Schnauze eines Krokodils. Als ich schon glaubte, dass sie nicht mehr länger werden konnte, tauchten dahinter eine Windschutzscheibe und ein winziges Cockpit auf. Wahrscheinlich war das Vehikel tatsächlich gerade erst gelandet, denn hinter dem Steuer saß eine Figur, die mich im ersten Moment an den roten Baron erinnerte. Jedenfalls trug sie eine lederne Mütze, wie die Flieger in den alten verrückten Filmen sie tragen.
    Norbert und ich sahen uns ratlos an. Bevor wir jedoch reagieren konnten, stürzten bereits einige Beamte auf das rote Ungeheuer zu und umringten es.
    Norberts Gesicht schwoll rot an. Das kam nicht oft vor. Eigentlich hatte ich ihn nur einmal so erlebt: Das war an unserem freitäglichen Treffen vor Chilis Bratwurststand in Holzhausen. Beim besten Würstchenwender Lippes hatte er den Hals nicht vollgekriegt von Chilis Spezialsauce, die dieser auf Norberts besonderen Wunsch nicht mit handelsüblichem Ketchup gestreckt hatte. Damals war Norbert ebenfalls rot angelaufen, hatte nach Luft geschnappt und den Rest des Tages alles leergetrunken, was nur im Entferntesten nach Flüssigkeit ausgesehen hatte.
    Nach Luft schnappte er jetzt nicht, also schien er ernsthaft wütend zu sein. Mit einem Satz: Ihm platzte bald der Kragen.
    »Ich fürchte, ich weiß, wer das ist«, sagte ich kleinlaut.
    »Wer? Wie?« Er hörte mir kaum zu.
    »Es dürfte sich um Mr
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