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Blut und Kupfer

Blut und Kupfer

Titel: Blut und Kupfer
Autoren: C Wilken
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kälter; dann sieht man auf die Masse selbst, denn bei den künstlichen findet man im Innern kleine Blasen, auf der Oberfläche Rauhheiten, den Strahlenwurf unbeständig und den Glanz, noch ehe er zu den Augen gelangt, sich verlierend.
    Caius Plinius Secundus, »Naturgeschichte«,
    XXXVII. Buch, »Von den Edelsteinen«

    V or dem Schuhmacherhaus wartete Tulechows Zweispänner, mit dem Ruben sie zum Ridlerkloster brachte. Seine Schweigsamkeit wollte sie den durchlebten Strapazen zuschreiben, doch es lag eine bedrückende Ernsthaftigkeit in der Stille. Sie zog Tulechows Umhang, den er ihr selbst umgelegt hatte, enger um die Schultern. »Wie geht es Remigius?«
    »Nicht gut, Marie. Wenn du dich morgen dazu in der Lage fühlst, solltest du ihn besuchen.«
    »Warum muss ich ins Kloster zurück? Ich möchte zu euch ins Höllerbräu. Da gibt es sicher eine Kammer für mich. Ich teile mir auch ein Lager mit Els, wenn es sein muss.«
    »Im Kloster können dich die Nonnen besser versorgen. Du weißt ja nicht, wie mitgenommen du aussiehst, Marie.« Er hielt ihre Hand und streichelte sie, sah sie aber nicht an.
    »Weißt du, ich habe vorerst genug von Nonnen«, versuchte sie zu scherzen, doch Rubens trauriger Blick ließ sie verstummen.
    Die Wagenräder ratterten laut durch das schlafende München, und nur die vorüberziehenden Lichter der Laternen und der schwache Schein des Mondes erhellten das Wageninnere von Zeit zu Zeit. Zu erschöpft, um weitere Fragen zu stellen, schlief Marie unter dem gleichmäßigen Schaukeln der Kutsche an Rubens Schulter ein. Vor dem Spitaleingang des Klosters brannte bereits eine Laterne, und Schwester Iris und die Mutter Oberin warteten auf sie.
    Nach einem langen, traumlosen Schlaf schlug Marie am nächsten Tag zögernd die Augen auf. Als sie das Holzkreuz an der weißen Wand über ihrem Bett sah, erinnerte sie sich. Ruben hatte sie ins Kloster gebracht.
    »Sie ist wach«, flüsterte eine Frauenstimme. Stoff raschelte, die Tür klappte, und es dauerte nicht lang, und Schwester Iris kam mit der Novizin Katharina herein.
    Das herbe Gesicht der Pflegerin war voller Mitgefühl. »Armes Mädchen, was haben sie Euch nur angetan?« Sie schlug die weiten Ärmel der weißen Ordenstracht zurück und setzte sich auf einen Schemel neben das Bett.
    Katharina stand mit großen Augen an der Tür, und Marie las in ihrem entsetzten Gesicht, dass ihr Zustand besorgniserregend war. Aber sie fühlte sich erholt, und ihre Kraft kehrte in die Glieder zurück, die über Tage wie gelähmt gewesen waren. Sie schlug das Laken zurück. Man hatte ihr ein frisches Hemd angezogen. Ihr Haar hatte man unter einer Haube verborgen. »Oh, seht mich nicht so mitleidig an. Ein anständiges Bad, und ich bin so gut wie neu!« Sie hoffte, dass ihr Lächeln überzeugend war.
    Iris nahm ihre Hand und tastete nach ihrem Puls. Dann reichte sie Marie einen Becher. »Trinkt das, es wird Euch stärken.«
    Vorsichtig schnupperte Marie an dem Becher. »Bier?«
    Iris lachte. »Ja! Gutes, frisches Bier. Trinkt! Das spült Euch durch. Ihr seht aus, als hättet Ihr Hunger und Durst gelitten – und das über Wochen.«
    »Wochen? War ich denn so lange fort?«
    »Seit der Krönung in Prag sind zweieinhalb Wochen vergangen. Und Ihr seid zwei Wochen davor verschwunden. Und das, ohne zu sagen, wohin! Die Oberin war sehr böse mit Euch.«
    Marie trank das Bier in tiefen Zügen. »Wo ist Ruben? Ist er hier?«
    Iris sah sich um. »Katharina, lass doch schon ein Bad richten.« Nachdem die Novizin verschwunden war, fuhr die Pflegerin fort: »Ihr habt im Schlaf gesprochen, Frau von Langenau. Das könnte Euer zukünftiger Ehemann falsch auffassen.«
    »Wie? Ich verstehe nicht?«
    »Ihr seid die Braut des Herrn von Tulechow. Er hat, bis auf einige Kleider, bereits alle Eure Sachen in sein Stadthaus bringen lassen und sich für morgen Nachmittag angekündigt.« Iris beobachtete sie teilnahmsvoll.
    »Oh, lieber Himmel!« Marie schlug die Hände vors Gesicht und weinte lautlos, bis sie sich wieder gefasst hatte und sich mit dem Laken die Tränen fortwischte. »Was ist mit dem Grafen Larding? Habt Ihr etwas gehört?«
    »Die herzoglichen Wachen haben seine Stadthäuser gestürmt, weil er angeblich an einer Verschwörung gegen den Herzog beteiligt ist. Der Graf, Geheimrat Zeiner und ein Jesuit sitzen im Falkenturm und warten auf ihren Prozess. Der Herzog soll außer sich sein vor Zorn!«
    Der Verrat und vor allem der Diebstahl der wertvollen Tafeln mussten den Herzog
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