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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz
Autoren: Timo Leibig
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Plastiks wirkte mittlerweile stumpf und verwittert. Das Wetter hatte seine Spuren hinterlassen. Im Windschutz der Grabkerze erstrahlte kein Licht für seine Großeltern und seine Mutter Maria. Er hatte es vorher schon gewusst.
    Schweigend verweilte Elias noch wenige Sekunden, während sein Blick über den schlichten Grabstein mit den eingemeißelten Namen glitt.
     
    Linda Ritter * 20.3.1926 + 19.5.1980
    Maria Ritter * 16.4.1960 + 27.9.1983
    Burkard Ritter * 1.11.1928 + 2.12.1986
     
    Dann ließ er sich seufzend in die Knie sinken, kramte eine rote Kerze aus der Jacke und stellte sie in den leeren Windschutz. Seine Finger richteten vorsichtig den eingeknickten Docht auf, wobei eine hauchdünne Wachsschicht auf den Fingerkuppen zurück blieb. Er tastete nach einem Feuerzeug, doch alle seine Taschen waren leer. Er hatte gewusst, dass er etwas vergessen hatte.
    Leise fluchend drehte Elias sich halb zu seiner Begleitung um, die andächtig hinter ihm gewartet hatte. Natalja bemerkte seinen Blick und reichte ihm ihr Feuerzeug. Dankend nickte er, entzündete die Kerze und verschloss sicher den kleinen Glaskasten.
    Die nächsten Minuten standen die beiden schweigend vor dem Grab seiner Mutter, bis Nataljas Stimme die Stille durchbrach.
    »Warst du an jedem deiner Geburtstage hier?«
    Elias nickte, den Blick weiterhin auf das Kerzenlicht gerichtet, welches sich im glänzend polierten Granit spiegelte.
    »Ein Besuch an ihrem Todestag ist das Mindeste, was ich tun kann«, sagte er leise. »Ich bin es ihr schuldig.«
    Elias ballte bei seinen Worten die Rechte zur Faust und suchte mit der Linken die Hand seiner Freundin. Als er ihre klammen Finger in den seinen spürte, drückte er sie sanft. Dann machte er auf dem Absatz kehrt. Der feine Schotter knirschte dabei seufzend unter seinen Sohlen.
    ***
    »Ich hoffe Sie bringen erfreuliche Neuigkeiten, Herr Eschle.«
    Erik Ritter schüttelte seinem Anwalt Dr. Daniel Eschle die Hand und ließ sich in den schwarzen Ledersessel sinken. Daniel nahm ihm gegenüber am runden Glastisch Platz.
    »Ja Herr Ritter, ich habe fast ausschließlich positive Nachrichten. Sie werden sehr zufrieden sein mit den Entwicklungen.«
    Erik zog seine rechte Augenbraue leicht nach oben. »Was bedeutet in Ihrer Formulierung das Wörtchen fast ? Ich möchte keine weiteren Verzögerungen mehr hinnehmen. Diese sinnlose Bürgerinitiative hat mich genug Zeit und Geld gekostet.« Erik mischte einen leicht bedrohlichen Unterton in seine Stimme ehe er fort fuhr: »Herr Eschle! Ich hoffe, Sie konnten das Problem beseitigen oder habe ich mich in Ihnen getäuscht?«
    Zufrieden nahm Erik wahr, wie sein Anwalt fast unmerklich mit dem Mundwinkel zuckte. Eschle war nervös und stand unter enormem Druck. So wollte er ihn haben.
    »Herr Ritter, die Bürgerinitiative Stopp der Waldvernichtung wurde endgültig zerschlagen. Der Bauausschuss hat seine Zustimmung kundgetan und es gab keine einzige Gegenstimme mehr. Ihr Antrag auf einen Hotelneubau wurde ebenfalls genehmigt. Den formalen Rahmenbedingungen steht also nichts mehr im Wege. Mittelfranken kann sich freuen. Sie können wie geplant an Ihrem Projekt festhalten.«
    Zufrieden lehnte sich Erik in seinen Sessel zurück. Zumindest waren diese Hürden genommen. Er hatte schon befürchtet, dass diese hartnäckige Bürgerinitiative mehr Probleme bereiten würde. Aber Dr. Eschle hatte diese Schwierigkeiten mit Bravour gemeistert. Fehlten also nur noch die letzten Grundstücke der zwei Waldbauern und dann bestand noch das Problem mit der Zufahrt dieses läppischen Klosters. Doch das sollte alles kein großes Drama mehr sein. Geld löst ja bekanntlich fast alle Probleme.
    »Das sind doch mal wirklich erfreuliche Neuigkeiten. Gute Arbeit Herr Eschle«, lobte er seinen Anwalt. »Ich hoffe doch, dass Sie mir bezüglich der beiden Waldbauern ebenfalls ein positives Feedback bringen.«
    Daniel zuckte abermals mit dem Mundwinkel. Seine grauen Augen blickten starr auf seinen Klienten, er suchte den Blickkontakt, doch Erik nahm trotzdem das nervöse Reiben seiner Hände aus dem Augenwinkel wahr.
    »Mit den beiden Herren sieht es leider nicht ganz so positiv aus. Deswegen meine Formulierung mit dem Wörtchen fast . Beide weigern sich noch immer, Ihr Angebot anzunehmen. Ich habe aber einen Termin vereinbart und sie werden in wenigen Minuten hier eintreffen. Ich weiß, es ist sehr kurzfristig und ich hätte Sie in Kenntnis setzen sollen, aber ich hatte im Telefongespräch das Gefühl, dass Herr
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