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Blut und Harz

Blut und Harz

Titel: Blut und Harz
Autoren: Timo Leibig
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Beiersdorf mit leiser Stimme zu Wort. »Soll das heißen, dass wir beide nun die einzigen sind, die dem Bau noch im Wege stehen?«
    Eschle und Erik nickten gleichzeitig, während Kühnle scharf durch die Zähne pfiff. »Na und! Ich lass mich nicht von einem Investor abspeisen, selbst wenn er hier aus der Gegend stammt. Ich bleib bei meinem Standpunkt und ohne meine Zustimmung können Sie sich ihr Hotel an den Arsch schmieren.«
    Jetzt war der richtige Zeitpunkt gekommen. Erik überging den verbalen Angriff, setzte ein dezentes Lächeln auf und erhob sich langsam. »Herr Beiersdorf, dürfen wir Ihnen einige Einblicke in das Projekt geben. Vielleicht sehen Sie dann unser Vorhaben mit anderen Augen.« Ohne auf Kühnles lautstarken Protest zu achten, zog Erik aus dem Schreibtisch einen großformatigen Fotoentwurf der geplanten Anlage heraus und legte ihn auf den Glastisch. Dazu fischte er aus einer Schublade einen Glasaschenbecher und eine Packung teurer Zigarren aus Kuba. Während er sich eine aus der edlen Holzschatulle entnahm, begann Eschle übergangslos mit den Erläuterungen.
    »Meine Herren! Es soll ein luxuriöses Waldhotel mit circa 70 Zimmern in sieben verschiedenen Kategorien entstehen. Dazu ein Wellness-Bereich mit Sauna, Naturschwimmbad und Entspannungsbecken. Wir streben einen fünf Sterne Betrieb an. Superior. Dazu ein Gourmet-Restaurant, das sich besonders auf kulinarische Köstlichkeiten aus Franken spezialisiert. Nürnberger Rostbratwürste. Knuspriges Schäufele. Brezenknödel mit frischen Pfifferlingen.« Während Eschle weiter über Eckpunkte plauderte und anhand der Computervisualisierung Details aufzeigte, hielt Erik Herrn Beiersdorf die Zigarren entgegen. Dieser suchte kurz den Blickkontakt und zögerte, doch dann griff er beherzt zu und nahm nickend das Feuerzeug entgegen. Wenig später erfüllte schwerer Rauch und der Duft nach Tabak die Büroluft. Kühnle sagte nichts, doch der vernichtende Blick, den er seinem Kollegen wegen der angenommenen Zigarre zuwarf, sprach Bände.
    »Und hier meine Herren ist ein Waldpark mit Barfußpfad angedacht, in dem die Besucher ihre Seele baumeln und den Stress des Alltages hinter sich lassen können. Wenn Sie… «
    Erik paffte genüsslich an seiner eigenen Zigarre und fixierte Beiersdorf. Er wusste, dass er ihn bald soweit haben würde. Beiersdorf war solide. Ihn konnte man mit stimmigen Argumenten überzeugen. Als Eschle endlich mit seiner einlullenden Ausführung am Ende angelangt war, ergriff Erik das Wort.
    »Meine Herren, ich beabsichtige knappe fünfundzwanzig Millionen in die Region zu investieren. Und das ist nur die Grundinvestition. Welche Summen dann noch durch die wohlhabende Zielgruppe unserer gehobenen Gäste in die Region getragen werden, ist noch nicht abzuschätzen. Weiterhin werden wir alle anfallenden Bauaufträge von lokalen Unternehmen durchführen lassen, damit die Investition auch hier bleibt.«
    Beiersdorf aschte vorsichtig in den Glasaschenbecher. »Garantieren Sie dies oder sagen Sie das nur, um uns zu ködern? Am Ende arbeiten doch wieder nur Ausländer schwarz am Bau. So ist das doch immer.«
    Erik schüttelte den Kopf. »So ist das vielleicht oft der Fall, aber nicht im Unternehmen Ritter. Wir legen großen Wert auf unsere Subunternehmer und wir werden für Aufträge nur Firmen engagieren, von denen wir sicher sind, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Wenn Ausländer ordnungsgemäß angestellt sind, ist das ja auch gar kein Problem. Sehen Sie, wir möchten einfach Arbeitsplätze der Region sichern und wir werden auch etliche neue schaffen. Köche, Hotelfachleute, Reinigungspersonal, Gärtner, Facility Manager, Buchhalter und so weiter und so weiter. Sie sehen, wir haben nicht vor, die Region auszubeuten. Mir liegt ehrlich gesagt sehr viel an meiner Heimat.«
    Beiersdorf nickte anerkennend und seine Zweifel schienen zu schrumpfen. Kühnle hingegen schüttelte den Kopf.
    »Alles nur leeres Geschwätz. Glaub doch diesem Investor kein Wort. Am Ende beuten sie uns doch nur alle aus!«
    Beiersdorf blickte seinen Kompagnon durchdringend an, dann wendete er sich wieder Erik zu. »Herr Ritter, meine Tochter Leonie wird in spätestens zwei Jahren ihre Schule beenden. Vielleicht könnte sie dann in Ihrem Luxushotel eine Ausbildung machen.«
    Erik lächelte und paffte den blauen Dunst in die Luft. »Aber natürlich Herr Beiersdorf«, erwiderte er aalglatt. Jetzt hatte er ihn. Für nur einen Ausbildungsplatz. Besser könnte es doch nicht
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