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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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Kraft dafür habe. Ich brauche dich. Sie braucht dich. Nun mehr denn je. Bring zum Ende, was mir nicht mehr vergönnt wird.“
    Was musste er tun? Wofür wurde er gebraucht? Mein angsterfüllter Blick schnellte zu Jason und ich sah ihn nicken.
    „Ich habe es dir versprochen, Darian.“ Er beugte sich vor und berührte mit seiner Stirn die meines Mannes. Dann flüsterte er: „Ich werde es einhalten. Solange es nötig ist.“
    „Ich zähle auf dich.“ Darian schloss kurz die Augen, öffnete sie wieder und mit einem Mal war sein Blick klarer als er es je in meinen Erinnerungen gewesen war. Mit einer ungeahnten Kraft hob er seine rechte Hand und legte sie auf Jasons Brust. Dabei traf mich sein Blick. „Ich liebe dich, Faye, du bist und warst mein Leben. Vergiss das nie.“ Er stockte und schloss noch einmal die Augen, als wolle er sich sammeln. Dann sah er mich entschlossen an. „Und nun weiche zurück.“
    Obwohl ich es nicht wollte und sich alles in mir sträubte, diesem Befehl zu gehorchen, rutschte ich wie unter einem Zwang einen guten Meter beiseite. Genau in diesem Moment begann Darian Worte in einer uralten Sprache zu sprechen, die ich erst einmal in meinem Leben gehört hatte. Damals in Rom, in der Kathedrale, während des Gesprächs zwischen Michael und Luzifer. Ein leichter Singsang, der mehr an eine gesummte Melodie denn an wirkliche Worte erinnerte.
    Abrupt wurde es hell. Ausgehend von Darians Hand an Jasons Brust, schien eine wahre Supernova an Licht zu explodieren, hüllte alles ein und nahm mir die komplette Sicht. Es dauerte nur den Bruchteil einer Sekunde, dann war es vorüber. Dennoch sah ich weiterhin vereinzeltes Funkeln in der Luft, als habe sich die Helligkeit in meine Netzhaut eingebrannt. Schließlich konnte ich wieder klar sehen und ent-deckte, dass Jasons Körper den von Darian bedeckte. Hastig kroch ich zu ihnen.
    Bei meiner Berührung richtete Jason sich wie unter zentnerschweren Lasten auf und schenkte mir einen Blick, der mir den Atem verschlug.
    Ich wollte nicht glauben, was sein Gesicht mir signalisierte. „Nein. Nein!“ Ich packte ihn am Shirt und zerrte verzweifelt daran. „Oh Gott, nein! Sag, dass es nicht wahr ist.“ Der Stoff riss unter meinem Ansturm und ich stieß Jason von mir. Wehrlos ließ er es geschehen. Aufschluchzend umfasste ich Darians aschfahles Gesicht, sah den gebrochenen Blick seiner einst strahlenden Augen und wollte innerlich nur noch schreien. Wofür nur hatte er seine letzte Kraft genutzt, statt sich selbst zu heilen? Wie hatte er das tun können? Wieso? Eine ungebremste Wut brach in mir Bahn. Warum hatte er aufgegeben? Wie von Sinnen schlug ich ihm gegen die Brust und begann ihn zu rütteln. „Nein! Das darfst du nicht, Darian. Hörst du? Du musst zurückkommen. Du musst!“
    „Bitte, Faye.“ Alistair legte mir seine Hand auf die Schulter und versuchte mich zu trösten. Zornig schüttelte ich ihn ab, schlug erneut auf Darians Brust ein. „Bleib hier. Bleib bei mir. Lass mich nicht allein. Bitte. Ich brauche dich. Darian. Bitte.“
    „Lass ihn gehen, Faye.“ Wie durch dichten Nebel gelangten Alistairs Worte nur gedämpft in mein Bewusstsein. „Lass ihn bitte los. Er ist doch schon fort.“
    „Geh weg. Lass mich in Ruhe!“, schrie ich, schlug nach ihm und warf meine Arme um Darians Körper, als könnte ich ihn bei mir halten. In Tränen aufgelöst rüttelte ich ihn, weinte, tobte, trauerte und tobte erneut. Ihn mir zu nehmen war so ungerecht. Einfach nur ungerecht.
    Irgendwann waren meine Kräfte am Ende. Meine Stimme versagte und ich brach erschöpft zusammen. Nur gemeinsam konnten Alistair, Kahina und Jason meine verkrampften Arme vom leblosen Körper meines Mannes lösen. Doch sobald sie mich von ihm fortzogen, kämpfte ich wie eine Furie darum, wieder zu ihm zu gelangen. Letztendlich gewannen sie den Kampf. Mein Bruder umklammerte mich und hielt mich so lange fest, bis meine Gegenwehr erlahmte. Schließlich nahm ich seine Besänftigung an, hielt mich meinerseits an ihm fest und suchte in seinem Armen den Trost, von dem ich wusste, ihn niemals wirklich finden zu können.
    W ie lange wir eng umschlungen neben Darians Leiche gesessen hatten, weiß ich nicht mehr. Zeit war nicht weiter wichtig. Gar nichts schien noch wichtig zu sein.
    Doch unversehens spürte ich ein sanftes Erzittern. Eines, das weder von mir ausging noch in mir stattfand. Ängstlich klammerte ich mich an Alistair fest und fühlte den beherzten Druck seiner Umarmung. Sie wurde
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