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Blut Licht

Titel: Blut Licht
Autoren: Rebecca Abrantes
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Brust.
    „Ich bin hier, Darian“, flüsterte ich mehr zu meiner eigenen Beruhigung denn zu seiner. Ich wusste, er spürte mich, auch wenn er weiterhin die Augen geschlossen hielt. „Ich bin hier und lasse dich nicht allein.“
    Derweil machte sich Alistair an Darians Kleidung zu schaffen. Er schnitt mit Kahinas Dolch vorsichtig das halb zerfetzte, blutverschmierte Shirt entzwei und fluchte verhalten, nachdem er die Fetzen endlich entfernt hatte. Mein Blick fiel auf den Grund seines Fluchs und ich riss entsetzt die Augen auf.
    Ein schwarzrot schwelender Krater verbrannten Fleisches befand sich dort, wo zuvor ein Sixpack in Form von gestählter Muskulatur gewesen war. Zusätzlich war die komplette linke Seite seines Oberkörpers eine einzige Ansammlung von Brüchen, tiefen Rissen, oberflächlichen Schnitten und kreisförmigen Verbrennungen. Kein Mensch konnte so etwas überleben. Doch Darian war kein Mensch - und genau darin lag meine gesamte Hoffnung.
    Abermals flatterten seine Lider. Schließlich schlug er sie auf. Sein suchender Blick traf auf mein Gesicht und ich sah, wie mühevoll das Lächeln war, das er mir schenkte. Tapferer als ich mich wirklich fühlte, lächelte ich zurück und verdrängte die Tränen, die mir unweigerlich in die Augen traten. Schnell beugte ich mich herunter und hauchte ihm einen Kuss auf die Lippen. „Alles wird wieder gut, Darian. Du musst dich nur erholen.“
    „Kain hat mich übler erwischt als gedacht“, rang er sich ab, stöhnte gedämpft und schloss kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, erkannte ich seinen ganzen Schmerz darin. Er litt. Und ich musste tatenlos zusehen.
    Erneut suchte ich den Blick meines Bruders. Er wich mir aus und schüttelte fast unmerklich den Kopf. Selbst Kahina wirkte angesichts Darians Zustands bestürzt und betäubt zugleich. In ihrem Gesicht stand eine Hoffnungslosigkeit, die mir den Magen verkrampfte. Doch nein, so leicht wollte ich nicht aufgeben. Ich durfte nicht aufgeben. Er durfte es nicht.
    „Du darfst nicht sprechen", murmelte ich, riss ein unversehrtes Stück meines Shirts ab und legte es vorsichtig über seine Bauchwunde. „Du musst dich ausruhen. Deine ganze Kraft wird zur Heilung benötigt.“ „Ich wünschte, dem wäre so, Faye.“ Er tastete nach meiner Hand. Ich kam ihm entgegen und umfasste seine Finger. Er drückte sie kraftlos und versuchte beruhigend zu lächeln. Es misslang ihm gänzlich. Er wusste es. Zitternd hob er eine Hand und strich über mein Gesicht. „Nicht weinen, Liebste. Ich kann es nicht ertragen, wenn du weinst.“
    Spätestens jetzt rannen die Tränen, selbst wenn ich sie zu unterdrücken versuchte. Ihm zuliebe. Es half nichts. Sie liefen meine Wangen hinab, über seine Finger und tropften ungehindert auf sein Gesicht. Noch einmal strich er mit seinem Handrücken über meine Wange. Dann drehte er schwach den Kopf. „Jason. Wo bist du?“
    „Bitte, Darian, streng dich nicht an. Jason ist hier.“ Meine Worte erstickten.
    „Jason“, wiederholte er, diesmal eindringlicher, als würde er seine letzten Kräfte aufbieten, um den Namen auszusprechen.
    In diesem Moment kniete Jason mir gegenüber und umfasste Darians andere Hand. „Ich bin da. Hier, neben dir.“
    „Das ist gut.“ Darians Leib durchlief ein Zittern. Erneut rang er sich ein schmerzverzerrtes Lächeln ab. Ich sah, wie er die Hand seines alten Weggefährten drückte, als wolle er ihm Mut zusprechen. Zugleich entdeckte ich das feuchte Schimmern ungeweinter Tränen in Jasons Blick. Er nahm sich zusammen, während ich zerfloss wie ein gebrochener Deich.
    „Erinnere dich, Jason.“ Darians Worte stockten, als ein Husten seinen Leib erschütterte. Blut benetzte seine Lippen und ich wischte es mit meinem Daumen fort. „Psst, nicht sprechen. Bitte. Bald trifft Hilfe ein.“
    Herbeisehnend sah ich mich um. Wo blieb Hilfe, wenn ich sie brauchte? Oh Gott, bitte! Wo waren diese geflügelten Kollegen, wenn sie angeblich doch über uns wachten? Warum waren sie nicht hier? Gerade jetzt. Hilfe!
    Mit sanfter Mühe schob Darian meine Hand beiseite. Sein Blick traf meinen und für einen Augenblick erkannte ich einen winzigen Anflug von Entschlossenheit darin. „Nein, Faye, ich kann meinem Schicksal nicht mehr entrinnen. Diesmal nicht. Verzeih mir.“ Seine Stimme brach und ich bemerkte schimmernde Tränen in seinen Augen. Dann suchte er wiederholt seinen alten Weggefährten. „Ich weiß, es ist viel verlangt, Jason, aber du musst es tun, solange ich noch die
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