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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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selig schlummerte. Er beneidete sie und war froh, dass sie bei ihm blieb.
    Der Anrufer war ihm unbekannt.
    „Klein?“, meldete er sich.
    „Hauptkommissar Gruber, Kriminalpolizei, guten Morgen Herr Klein. Ich habe Ihnen versprochen, dass ich mich melde.“
    „Wann kann ich zu ihm?“, erwiderte Thorsten, der sofort wusste, worum es ging.
    „Ich kann Ihnen anbieten, dass wir uns um elf im Foyer des Brüderkrankenhauses treffen.“
    „In Ordnung. Kann ich jemanden mitbringen? Eine langjährige Freundin von Martin?“
    „Natürlich. Es ist sogar besser, wenn Sie nicht alleine kommen.“
    „Danke. Haben Sie schon etwas herausgefunden?“
    „Es tut mir leid, aber ich darf Ihnen über den aktuellen Stand der Ermittlungen keine Auskunft geben.“
    Thorsten schnaubte. Das war ja klar gewesen! Warum sollte man ihm auch etwas sagen?
    „Hören Sie, ich kann Sie verstehen. Wir tun unser Bestes, um den Täter zu fassen. Wenn es soweit ist, melde ich mich.“
    „Nun, vorher werden wir uns ja im Krankenhaus sehen. Es sei denn, Sie haben gerade eine heiße Spur“, erwiderte Thorsten in einem leicht sarkastischen Ton.
    „Sollte ich verhindert sein, schicke ich einen Kollegen. Für Sie ändert sich nichts.“
    „In Ordnung. Dann … bis nachher.“
    Thorsten legte einfach auf. Er ärgerte sich darüber, dass man ihm nicht mitteilen wollte, ob sie dem Mörder bereits auf den Fersen waren. Oder hatten sie keine neuen Erkenntnisse und man wollte ihm das nicht sagen? Er nahm sich vor, den Kommissar so lange zu bedrängen, bis er ihm Auskunft gab. Von Angesicht zu Angesicht wäre das sicherlich leichter, als am Telefon.
    Er würde die Kälte in seinem Inneren erst dann loswerden, wenn der Mörder von Martin hinter Schloss und Riegel saß. Solange Thorsten wach war, hielten sich Trauer und Wut in der Waage. Aber wenn er einschlief, wurde er von einer Sehnsucht gepackt, die ihn mit schmerzendem Herzen und schweißnasser Haut aufwachen ließ. Die Wut war leichter zu ertragen.
    Sein Handy ließ er achtlos auf dem Sofa liegen, als er sich aufrappelte und ins Bad ging. Der Kerl, der ihn dort im Spiegel anblickte, hatte kaum mehr was mit dem Mann gemeinsam, der er am Samstagabend noch gewesen war. Bevor Martin zu diesem verdammten Klassentreffen gefahren war. Thorsten kam nicht dagegen an, er gab sich die Schuld am Tod seines Partners. Hätte er ihn doch bloß nicht überredet, zu diesem blöden Treffen zu fahren – dann wäre er jetzt noch am Leben!
    Seine grünen Augen blickten ihn matt und glanzlos aus dem Spiegel an. Die Ränder darunter ließen vermuten, dass er drei Tage durchgemacht hatte. Seine Haut war bleich und hob sich nicht sonderlich von den hellen Fliesen der hinter ihm liegenden Wand ab. Das Einzige, was wie eh und je schimmerte, waren seine schwarzen Haare. Martin hatte es geliebt, seine Hände darin zu vergraben, während sie sich küssten.
    Eine Flut von Erinnerungen stürmte seinen Geist. Am Samstagmorgen, als sie aufgewacht waren, hatten sie zuletzt miteinander geschlafen. Innig, gefühlvoll und mit einer Zärtlichkeit, in der all ihre Liebe gelegen hatte.
    Thorsten rieb sich über die Brust und sackte keuchend gegen den Waschtisch. Der Schmerz in ihm war wirklich körperlich und trieb ihm die Tränen in die Augen. Würde es je aufhören wehzutun? Als ob ihm ein glühendes Eisen im Herz stecken würde … so fühlte es sich an. Auch wenn er wusste, dass es melodramatisch klang.
    Er hatte versucht, im Bett zu schlafen. Keine zwei Minuten hielt er aus, ehe er flüchtete. Martins Geruch war allgegenwärtig in der Bettwäsche, und das war weit mehr, als Thorsten ertragen konnte. Das eigentlich sehr bequeme Sofa hatte ihm den Schlaf auch nicht bringen können. Im Zustand zwischen halb wach und fast schlafend war er wiederholt aufgeschreckt. Die Bilder, die sich in seinem Kopf formten, wollte er nicht sehen.
    Sein Bauch beschwerte sich lautstark über die darin vorherrschende Leere. Thorsten konnte sich aber nicht dazu durchringen, etwas zu essen. Er hatte keinen Appetit. Das Letzte, was sein Magen gesehen hatte, war das Frühstück am Sonntagmorgen gewesen.
    Statt sich über etwas so Belangloses wie die Nahrungsaufnahme Gedanken zu machen, schälte er sich mit fahrigen Bewegungen aus seiner Kleidung. Für wen oder was sollte er sich jetzt noch um einen sexy Body bemühen? Martin würde nie wieder mit seinen Händen über die Erhebungen der Brustmuskeln streicheln, das Sixpack nicht mit Küssen übersähen oder
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