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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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Mörder wünschte er sich, dass er bis in alle Ewigkeit in der Hölle schmoren würde.
    „Stopp, wir sind da“, unterbrach Kim seinen inneren Monolog und zog ihn zur Eingangstür des kleinen Cafés.
    „Ich war in Gedanken“, entschuldigte er sich.
    „Das, Herzblatt, kann ich verstehen.“
     
    Thorsten trank den letzten Schluck seines Milchkaffees, während Kim sich auch dessen Orangensaft einverleibte. Er vertrug ihn nicht und hatte ihr das Glas überlassen. Plötzlich kicherte sie.
    „Hm?“, machte Thorsten.
    „Die Leute hier müssen uns zwei für ein komisches Paar halten, wir werden immer wieder angesehen“, flüsterte sie ihm zu.
    Er runzelte die Stirn.
    „Während du, bis auf deine Augen, wie aus dem Ei gepellt aussiehst, bin ich ein schlampig angezogenes Mauerblümchen. Du bist ein hübsch verpackter Trauerkloß, und ich komme mir neben dir fehl am Platz vor.“
    „Ich?“, fragte er und sah an sich herab. Was bitte meinte sie? Er trug Jeans, Hemd und Pullover. Kim trug Jeans und einen dicken Winterpulli. Einen, das musste er zugeben, der ihre zierliche Modelfigur ganz gut versteckte.
    „Ja du. Hast du immer schon soviel Wert auf dein Äußeres gelegt?“
    „Fällt dir nichts Wichtigeres ein, als unsere Kleidung? Außerdem wirkst du überhaupt nicht deplatziert. Vielleicht gucken die Leute nicht, weil wir negativ auffallen …“
    „Weshalb sonst? Außerdem will ich dich bloß ablenken!“, beschwerte sie sich.
    „Danke. Aber das kannst du nicht. Ich sehe ihn ständig vor mir.“
    „Was mir beweist, wie sehr du ihn liebst.“
    Er lächelte nur schwach. Tatsächlich geisterte ihm immer wieder Martin vor den Augen herum. Entweder lächelnd oder von Herzen lachend, ganz so, als ob alles in Ordnung wäre. Jedes Mal, wenn er sich das Bild des Mannes ins Gedächtnis rief, stach es in seiner Brust.
    „Kim? Kann man Schmerzen haben, wenn man so richtig traurig ist?“
    „Ja, Herzblatt. Es gibt viele Menschen, die schon bei Liebeskummer wirklich krank sind, obwohl ihnen körperlich nichts fehlt. Ein gebrochenes Herz tut weh.“
    „Danke, Frau Doktor“, erwiderte er und zauberte ihr damit ein Lächeln auf die Lippen.
    „Noch nicht, mein Freund, noch studiere ich, schon vergessen?“
    „Nein, habe ich nicht. Ich wollte nur mal testen, wie das klingt.“
    Kim schnaubte und schüttelte den Kopf.
    „Hat der Typ was gesagt, wie lange es dauert, bis wir zu Martin können?“, wechselte sie plötzlich das Thema.
    „Nein. Nur, dass er anruft.“
    „Und was jetzt?“
    „Keine Ahnung. Aber ins Haus zurück, das kann ich noch nicht. Ich kann nicht nach Hause gehen, wenn er nicht dort auf mich wartet.“
     

Kapitel 3
     
    Montag
     
    Er hasste diesen Teil seiner Arbeit, doch er gehörte schließlich dazu. Der typische Krankenhausgeruch schlug ihm entgegen, als Joachim das Brüderkrankenhaus betrat. Er hatte sich gleich auf den Weg gemacht, als der Gerichtsmediziner anrief. Eigentlich rechnete er nicht damit, dass das Ergebnis diesmal anders war, als bei den ersten Opfern. Nach einem tiefen Atemzug betrat er den Raum. Der Anblick des nur zur Hälfte zugedeckten Leichnams zwang ihn dazu, krampfhaft zu schlucken.
    Zu jung zum Sterben! , schoss ihm in den Sinn.
    Jetzt, wo er gewaschen und ohne den abgetrennten Körperteil im Mund dalag, bleich und kalt, war sein jugendliches Aussehen unverkennbar.
    „Ah, da sind Sie ja“, sprach ihn der Pathologe an, der an einer seiner Gerätschaften gearbeitet hatte.
    „Hallo Doktor Bartsch. Was haben Sie für mich?“
    „Nun, es wird Sie vermutlich nicht überraschen, dass die Handschrift die gleiche ist. Der Mann wurde mittels Midazolam betäubt. Anhand der Menge, die ich nachweisen konnte, sollten Sie in Betracht ziehen, dass der Täter über medizinische Kenntnisse verfügt. Er hier“, sagte Bartsch und deutete auf den Toten, „dürfte sich wohl gerade noch auf den Beinen gehalten haben können. Wehr- und willenlos hat er so ein leichtes Opfer ergeben.“
    „Wir prüfen die Apotheken und Kliniken“, warf Joachim ein.
    „Todesursache war der enorme Blutverlust, der durch das Abtrennen der Genitalien verursacht wurde. Die Schnittführung unterscheidet sich kaum von der, die ich bei den ersten beiden Getöteten festgestellt habe. Ich würde sagen, es handelt sich jedes Mal um das gleiche Messer. Eine scharfe Klinge, jedoch kein Skalpell. Zudem sind die Ränder nicht ganz glatt und akkurat, als habe der Täter sich beeilt oder gezittert“, mutmaßte er.
    Joachim
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