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Blut im Schnee

Blut im Schnee

Titel: Blut im Schnee
Autoren: Sophie R. Nikolay
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ihn in der Kombination mit dem plötzlichen Nikotingenuss nicht weiter verwunderte. Viel geschlafen hatte er auch nicht, weil er auf Martin gewartet hatte. Martin …
    „Er kommt nicht mehr wieder, Kim“, brachte er mühsam hervor, ehe er sich selbst die Hände um den Körper schlang, weil er das Gefühl hatte, jeden Moment auseinanderzubrechen.
    Noch nie hatte er sich so verloren gefühlt, so allein. Auch nicht, als er erkannt hatte, dass sein Leben eine einzige Lüge war und er sich selbst und anderen jeden Tag etwas vorgemacht hatte, bis er endlich den Mut fand zuzugeben, dass er schwul war. Immer gewesen war.
    Er begann zu zittern, als hätte er Schüttelfrost, und fühlte sich taub und leer. Kim schob ihn einfach von der Küche bis zum Sofa und er ließ sich widerstandslos dirigieren.
    „Du legst dich jetzt dahin und machst die Augen zu. Was du brauchst, ist Ruhe. Hör auf zu denken“, wies sie ihn an.
    „Ist gut“, gab er sich geschlagen.
    Ein Blick in ihr Gesicht, der traurige Ausdruck in ihren Augen und das aufmunternde Lächeln auf ihren Lippen, machten jedes weitere Wort unnötig. Er war froh, dass sie hier war. Sie war stärker als er selbst, und das, wo sie doch eine so zierliche Person war. Kim war wie die Schwester, die er sich immer gewünscht hatte – für Martin war sie das wohl auch gewesen. Freundin, Vertraute, Schwester, Kumpel. Er schloss die Augen und legte den Kopf ans Polster.
    „Danke“, flüsterte er.
    „Herzchen, wir schaffen das schon.“
     
    Thorsten schlief tatsächlich ein. Er wusste nicht, ob er träumte oder die Erlebnisse der vergangenen zwei oder drei Stunden nur ein Traum gewesen waren. Es war ihm auch egal, denn er lag mit der Mikrofaserdecke auf dem Sofa und das Klimpern eines Schlüssels weckte seine Aufmerksamkeit. Kurz darauf kam Martin um die Ecke, mit einem entschuldigenden Lächeln auf den Lippen.
    „Ich wollte dich nicht wecken, Süßer. Ich dachte, du wärest längst im Bett.“
    „Hab auf dich gewartet“, murmelte Thorsten schläfrig und setzte sich auf.
    Martin beugte sich zu ihm herunter und küsste ihn sanft.
    „Ich wollte nicht so lange bleiben, ich weiß. Entschuldige“, raunte er und verschloss Thorstens Mund mit seinem, ehe der antworten konnte.
    Der zarte Kuss wurde schnell wilder, ihre Zungen fanden zueinander und fochten einen kleinen Kampf aus, während Martins Hände durch Thorstens Haare wuschelten.
    Thorsten zog Martin zu sich auf das Sofa, bis er rittlings über ihm saß. Rasch verlor jeder seine Kleidung und die Lust aufeinander wurde unbezähmbar. Thorsten liebkoste Martins Körper, genoss das Gefühl der nackten Haut unter seinen Fingern. Er sog den Geruch von Martin in sich auf, diese ganz persönliche Note, die durch die angefachte Lust noch verlockender schien. Er spürte das Gewicht des Mannes, den er liebte und hielt den Atem an, als er in Martin eindrang.
    „Ich liebe dich!“, keuchte Martin.
    Thorsten wollte antworten, doch plötzlich wurde alles dunkel.
    Erschrocken fuhr er hoch, blinzelte wegen des plötzlich wieder vorhandenen Lichts und sah sich um. Martin war nicht da und er selbst war nicht nackt. Die Realität hatte ihn wieder – dabei hatte es sich so schön und so echt angefühlt …
    „Alles okay?“, hörte er Kim fragen.
    „Ja … nein. Er war hier, alles war in Ordnung. Er hat mir gesagt, dass er mich liebt.“
    „Du hast von ihm geträumt.“
    „Ich weiß nicht, es fühlte sich für einen Traum zu echt an. Verdammt“, murrte er, nachdem ihm bewusst wurde, wie echt.
    „Ich hab ihn nicht gesehen, und ich saß die ganze Zeit hier. Also hast du geträumt.“
    „Der Meinung ist nicht jeder Teil von mir …“
    „Na ja, es dauert sicher eine Weile, bis dein Kopf es so richtig kapiert. Wenigstens hast du etwas geschlafen.“
    „Danke, Mami! Am Kopf liegt es nicht. Ich, wir … wir hatten Sex, um genau zu sein und ich bin immer noch hart!“, fluchte er. „Ist das krank!“
    Kim lächelte. „Nein, ist es nicht. Du vermisst den Mann, den du liebst. Ich finde, das ist völlig normal“, erklärte sie und hörte sich verdammt nüchtern und klug an. „Und ich hoffe, der Täter wird geschnappt, bevor er den Nächsten erwischt!“, zischte sie.
    „Meine Güte! Deine Stimmungsschwankungen innerhalb eines Satzes sind gewöhnungsbedürftig. Aber ich gebe dir recht. Lieber wäre mir allerdings, ich würde das Schwein selbst in die Finger bekommen.“
    „Herzchen, überlass das Bestrafen dem Gesetz, auch wenn es sich
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